mit der THALASSA durch die Karibik - von Cartagena Richtung Panama!


Wohin segeln wir? Immer noch ist das Hauptziel die Südsee, obwohl in letzter Zeit langsam ein Umdenken eingesetzt hat. Südsee ja, aber auch sicher wieder Türkei. Also heißt das Ziel wohl: Türkei über die Südsee. Zunächst aber liegt der Panamakanal dazwischen...

   Freitag, der 7.6.02 - Super-Revier vor Panama

   Montag, der 27.5.02 - bei den Cuna-Indianern

   Freitag, der 24.5.02 - Cartagena achteraus

 

24.5.02 - Cartagena achteraus

Nicht, dass Cartagena keinen Reiz gehabt hätte. Die Altstadt beispielsweise hat Mittelalter-Flair und als wir vor ein paar Tagen zusammen mit Nathalie und Michael von der IRONLADY ein 4-Tisch-Restaurant im Zentrum besucht hatten, stimmte alles: Die Qualität, die Gemütlichkeit und die Preise.

Auch im Club Nautico gab man sich alle Mühe, die Segler zufrieden zu stellen. Aber an der katastrophalen Wasserqualität konnten sie im Club halt auch nichts ändern. Wir schwammen in einer Kloake.

Mit der südamerikanischen Mentalität war es leicht, sich abzufinden, schließlich ist man als Fahrtensegler gewohnt, dass nicht alles funktioniert. Unsere Ausklarierungspapiere (Zarpe) brachte uns die hübsche Agentin um vier Stunden zu spät, um gestern noch loszusegeln. 50 Dollar US hatte sie dafür kassiert. Die Entschuldigung für die Verspätung: Regen in der Stadt!

Dafür konnten wir den Zusatztag nutzen, um eine unserer beiden Gasflaschen neu zu füllen. Ein halbes Jahr reicht eine. Gas ist halt doch sehr praktisch und hat eigentlich nur Vorteile, bis eines Tages...

Den letzten Abend leisteten wir uns ein Abendessen im vornehmen Club de Pesca. Offensichtlich ist die Oberschicht in diesem armen Land nicht gar so dünn. Die Luxus-(Motor-) Yachten konnten sich sehen lassen. Wie ich die modernen Stege abschreiten wollte, stellte sich mir ein uniformierter Wachmann mit gezogenem Karabiner in den Weg. Als ich ihn beschwichtigt hatte, meinte er ganz stolz: "This is a safe place!"

Bei der Coast Guard, die die Nacht über mit schussbereitem MG unentwegt Patroullien durch das Ankerfeld der Dutzend Yachten fuhr, sollten wir uns am Morgen auf Kanal 16 abmelden. Aber keine Reaktion!

Der Wetterbericht verhieß gutes Wetter, allerdings auch Flaute. Das war uns gerade recht, denn ein wenig lagen uns die Warnungen der Seehandbücher vor den berüchtigten Overfalls - freilich für das Gebiet im Norden - noch im Magen.

So motorten wir langsam an der Christusstatue inmitten des Hafens von Cartagena vorbei hinaus zur kleinen Furt der Boca Grande, durch die wir uns erst vor vier Tagen mit dem Sonar hereingetastet hatten. Die grüne Einfahrtsboje war an der richtigen Stelle, also an Steuerbord, als wir das offene Wasser erreicht hatten. Auch der Pelikan war noch - oder schon wieder - da.

 

27.5.02 - in Porvenir

200 Seemeilen motoren. Das hatte uns der Wetterbericht versprochen, umlaufende Winde also. Und genauso ist es auch gekommen. Aus dem Alter, wo man in der bleiernen Flaute auf dem Atlantik auf Wind wartet, sind wir nämlich raus. Mit einer Maschine und mäßiger Drehzahl (2100 RPM) lief der Kat an die fünf Knoten und der Lärm war erträglich, vor allem auf dem der "Dienstmaschine" gegenüberliegenden Bug. Damit es ganz gerecht zuging, wurde alle 12 Stunden die Maschine gewechselt. Es ist, danach werde ich immer wieder gefragt, eine Drehtendenz unter einer Maschine nicht zu spüren, ein "Dagegenghalten" wegen des assymetrischen Antriebs gibt es also nicht, jedenfalls ist davon sichts zu spüren.

Als in der ersten Nacht das Wetterleuchten an Backbord auf dem Festland sich in eine Böe mit 30 Knoten verwandelte, zog ich die Genua auf und die THALASSA schoss mit 8 Knoten dahin, aber nur, um nach einer halben Stunde wieder auf viereinhalb Knoten bei Flaute und Restdünung zurückzufallen.

Das Timing war nicht schlecht. Pünktlich zur Morgendämmerung des zweiten Tages auf See, hatten wir die flachen Inseln des San Blas-Archipels voraus und wenige Stunden später liefen wir auf dem Ankerplatz vor der "Hauptstadt" Porvenir ein, den wir uns mit zwei anderen Yachten teilten. Auf den Tag genau vor 23 Jahren waren wir schon hier gewesen. Irgendeine Änderung konnte ich nicht feststellen. Wie damals kamen sofort Indianerkanus mit den Frauen in ihrer typischen Mola-Kleidung heraus und boten uns freundlich ihre weltberühmten Handarbeiten an. Als wir ihnen bedeuteten, dass wir noch länger hier bleiben würden und sicher noch was kaufen würden, zogen sie sich lächelnd zurück.

Doch, eine Änderung gab es: Als wir an Land gingen, empfing uns ein Schild mit der energischen Bitte an alle Yachtsleute, keinen Abfall auf diese Insel oder auf eine andere Cuna-Insel zu bringen. Ein Befehl, den der freundliche Indianer-Chief in saeinem Wellblech-Büro deutlich wiederholte und sich auch unterschreiben ließ. Gebühren müssten wir auch bezahlen, meinte er, und zwar fünf Dollar fürs Schiff und je ein Dollar pro Person. Macht sieben Dollar, Wechselgeld auf 20 Dollar war in seiner Blechbüchse, die als Kasse diente, nicht enthalten. "Ach bringt es es irgendwann mit, wenn Ihr es passend habt!"

Unverändert existierte noch das "Hotel", eine luftige Halle mit Palmwedel auf dem Dach und vier Tischen, wo ein freundlicher Wirt uns eiskaltes Bier und frisch gegrilltes Huhn servierte. Gäste sahen wir keine bis auf einen freundlichen Amerikaner, der stolz erzählte, er sei nun schon 130 mal hier gewesen. Normalerweise würde das "Hotel" im Schnitt vier bis fünf Gäste haben, aber er habe das Gefühl, die Wirtsleute seien dann am glücklichsten, wenn überhaupt keine Gäste hier seien, was häufig vorkomme. Das sei der beste Platz auf der Welt überhaupt. Im "Hotel" gab es keine Satellitenschüssel und auf der ganzen Insel mit ihren zwei Dutzend Einwohnern auch keinen Internetanschluss. Also ursprünglich wie früher. Schön!

Abends fing es an zu blasen, nicht viel, aber der Windmesser ging schon mal rauf aus über 25 Knoten. Mit dem Beiboot brachte ich einen zweiten Anker aus und als ich zurückkam, rief mir Carla zu, ich solle mich mal um unseren Nachbarn, einem 9 Meter langem Kunststoffschiff kümmern. Der lag nämlich schon breitseits zum  Wind, das Ruder war 30 Zentimeter überm Wasser. Seine Maschine lief, aber dem chilenischen Bootsmann war es nicht möglich, vom harten Boden wegzukommen. "Gib mir einen Anker ins Dingy", schrie ich ihm zu. Das begriff er, doch als ich den Anker nach Luv ausfahren wollte, starb mein Außenborder ab und bald danach hörte ich meinerseits den Außenborderschaft auf dem Korallengrund knirschen. Also rudern!

Finstere Nacht war hereingerbrochen, der Wind hatte weiter zugenommen und nur mit größter Mühe war es mir möglich, Weg nach Luv gutzumachen. Inzwischen war ein Indianer mit einem großen Kahn und 80 PS hintendran gekommen und hatte die kleine Kunststoffyacht ins Wasser gezogen. Nach einer Stunde hartem Rudern gelang es mir, wieder an Bord zu kommen. 

Heute morgen wurden wir unsanft geweckt. Im Cockpit stand ein kleiner Soldat mit griffbereiter Pistole und befahl mir, unverzüglich Anker aufzugehen. Sonst verstand ich kaum etwas. Er deutete immer wieder zum Mast und endlich begriff ich: Unsere Yacht war der Einflugschneise für die armselige Landebahn zu nahe gekommen, jedenfalls nach Meinung des Piloten, der die kleine Insel einmal am Tag mit ihrer sechssitzigen Maschine aus Panama anflog. Da der Wind immer noch steif auf der THALASSA stand, bedeutete es eine ziemliche Arbeit das Schiff mit seinen zwei Ankern zu verlegen.

Wie die Leute uns später erklärten, hätten wir einen Ausläufer eines Sturm im Pazifik erlebt. Tatsächlich sind wir ja nur noch 50 Seemeilen vom Stillen Ozean entfernt, Luftlinie versteht. Dieser Wind sei ganz ungewöhnlich und hätte noch nie aus dieser Richtung geweht. Aber das kennen wir: Immer wieder sind wir an Plätzen, wo es noch nie so ein heftiges Gewitter gegeben hätte, wo der Strom noch nie in diese Richtung gesetzt habe, wo die Brandung noch nie über die Riffe gekommen sei, wo noch nie ein solcher Sturm geblasen habe.

Das ist einer der Reize des Fahrtensegelns.

Na ja, warten wir noch einen Tag, dann haben wir wieder einen absolut ruhigen Ankerplatz auf kristallklarem Wasser unter Palmen, wie wir es uns solange gewünscht hatten. Ein Platz zum Verweilen...

 

7.6.02 - ein Superrevier neben dem Kanal

Hab ich es doch gewußt: Satte sieben Tage hat der Wind aus der Richtung geblasen, aus der er "eigentlich" nie kommt. Als wir dann zum Cuna-Dorf Wichubhuala mit dem Beiboot motoren, treffen wir einen alten Indianer, der stolz auf seine Englischbrocken ist und uns erklärt, dass dieser Süd-Westwind genau sechs Tage dauern wird, ein alter Bekannter in dieser Gegend!

Die Mentalität der Cuna-Indianer ist für uns schwer durchschaubar. Vordergründig verkaufen die Frauen in ihren malerischen Kostümen ihre Mola-Arbeiten äußerst aggressiv, ja gelegentlich werden sie dabei regelrecht rüpelhaft. Eine Alte redete solange auf mich ein, endlich ihren Enkel-Säugling (sah aus wie halt jedes Kleinkind) zu fotografieren und nachdem ich ihr widerwillig den Gefallen (wie ich dachte) getan hatte, forderte sie herrisch einen Dollar fürs Fotografieren und verfluchte mich, als ich kategorisch ablehnte.

Manche Indianerinnen haben auch feinere Methoden. Als die Skipperin der deutschen Yacht EDELWEISS (aus München, wie der Name schon andeutet) eine Hütte in einem Cuna-Dorf betritt, sieht sie, wie sich eine Alte auf dem staubigen Boiden mit zittrigen Fingern hilflos abmüht, ein dickes, schlecht geschliffenes Glas in eine blecherne Brillenfassung zu drücken. Ihre Augen hätten nachgelassen, sie könne keine Molas mehr fertigen ohne Brille, dabei müsse sie mit ihrer Arbeit ihre Familie mit vielen Enkeln unterstützen.

Ooch, wenns weiter nichts ist! Hat man nicht ab einem bestimmten Alter immer mehrere Lesebrillen rumliegen? Kurze Zeit später ist Skipper Helmut eine seiner Brillen vom teuren deutschen Optiker los. Ein Schatz für eine alte Cuna-Indianerin!

Wie es der Zufall so will: Einige Tage danach betritt die deutsche Seglerin Ellen von einer anderen Yacht die gleiche Hütte. Sie sieht, wie sich eine Alte auf dem staubigen Boden mit zittrigen Fingern hilflos abmüht, ein dickes, schlecht geschliffenes Glas in eine blecherne Brillenfassung zu drücken. Ihre Augen hätten nachgelassen...

Ganz im Gegensatz zum Verhalten der Frauen geben sich, so hat es den Anschein, die Männer. Ganz leger in Shorts und T-Shirt gekleidet, sind die ausgesprochen liebenswürdig und hilfsbereit. Wenige sprechen Englisch, und auch nur dann, wenn sie in Panama City - oft als Geschirrspüler - gearbeitet hatten. Trotzdem, die Cunas versuchen aus ihrer ärmlichen Situation was zu machen. Auf einigen Inseln gibt es schon Hütten, die sich Hotel nennen und jedes Dorf hat mindestens einen Ciosco, wo man eine Cola kaufen kann. Die Fremden sollen das Geld bringen und tatsächlich wäre so ein Primitiv-Hotel ein idealer Ort für einen Erholungsurlaub, allerdings nur dann, wenn man es gaaaanz ruhig haben möchte. Die Strände sind schön und einsam, ideal zum Schwimmen und schnorcheln, aber sonst ist kaum was im Angebot.

Die Yachtsleute wurden ebenfalls als Einnahmequellen entdeckt. Jedes Dorf ist berechtigt, von der Yacht 5 Dollar, eine Art Kurtaxe, zu erheben. Die werden auch gerne bezahlt, aber nicht an allen Inseln. Denn die Cunas kommen dabei schon auf sonderbare Ideen. Der Dorfhäuptling hat das Sagen und von dem macht er manchmal in eigenartiger Weise Gebrauch. Auf einer Insel bekommst Du nach dem Bezahlen der obligaten 5 Dollars zwar die Genehmigung zu ankern, aber gleichzeitig handelst Du Dir zahlreiche Verbote ein: Kein Tauchen, kein Schnorcheln, kein Schwimmen, kein Abfall, kein Fotografieren...

Wir blieben auf dem Ankerplatz vor dem liberalen Porvenir mit seinem sehr einfachem Hotel und nutzten lieber das Beiboot für Ausflüge zu anderen Inseln, die wir alle im Gesichtsfeld hatten. Immerhin gibt es in diesem Archipel 365 Inseln - für jeden Tag eine.

Wie überall beim Blauwassersegeln ist ein leistungsfähiges Beiboot kaum zu ersetzen. Geruderte Beiboote gibt es praktisch nicht mehr. Wäre auch ziemlich sinnlos, mit dem Dinghy 200 Meter gegen den Wind abends zum Ankerplatz "heim" zu rudern. Wie immer im Fahrtensegeln geht es auch hier ohne Kompromisse nicht ab: Das Beiboot sollte mit zwei Personen ins Gleiten kommen, aber auch leicht zu verstauen sein. Sieht man sich das heimische Angebot an Beibooten mal an, so wird man feststellen, dass nur wenige Erzeugnisse aus Deutschland hierzu taugen. Die meisten Versager entdeckt man bei den Schlauchbooten, selbst bei namhaften Produkten. Erst in der Karibik, wo das Schlauchboot täglich mehrmals im Einsatz ist, bekommt man etwas Vernünftiges angeboten, nämlich die Caribe-Schlauchboote aus venezolanischer Produktion. Ich hab 10 Jahre alte Cariben gesehen, die immer noch brauchbar waren, etwas, was man sonst über die restlichen "Schlaucherl" aus europäischer (und deshalb sehr teuren) Produktion kaum sagen kann.

Wir waren, wie so oft, froh um unser (faltbares) Banana-Boot, wobei wir praktisch nur noch das "Große" (40 Kilogramm) benutzen. Mit dem Tohatsu-Außenborder mit nur 5 PS kommt es auch mit zwei Personen locker ins Gleiten und macht gestoppte 10 Knoten.

Als der Wind vor Porvenir - vorhersagegemäß - nach 6 Tagen eingeschlafen war, rüsteten wir uns zur Weiterfahrt Richtung Panama-Kanal und dadurch zur Südsee. Ein eigenartiges Gefühl war es schon, dass wir zwar immer noch im Atlantik, aber nur noch 50 Kilometer vom Pazifik entfernt waren - leider auf der Luftlinie.

Am letzten Abend in Porvenir gab es Carlas runden Geburtstag zu feiern. Die Frau vom Hotelwirt erbot sich freundlich und selbstlos fürs (Langusten-)Abendessen eine mitgebrachte Flasche einzukühlen. So war der Festtrunk abends eiskalt, als die Wirtin den Veuve Cliquot neben die Langusten stellte. Und den Korkenzieher dazulegte.

Und wieder konnte das Groß-Segel nicht gesetzt werden, ich bekomm schon ein schlechtes Gewissen. Aber der Windmesser zeigte bei 6 Knoten Fahrt unter Maschine 6 Knoten Gegenwind. Am Abend liefen wir in eine kleine Bucht bei der Isla Grande, nämlich am Ankerplatz bei der Isla Linton ein. Vielleicht 10 Yachten lagen hier, einige waren unbewohnt. Denn dies hier ist ein Platz, wo man beruhigt eine Yacht einige Zeit liegen lassen kann, ohne sich Sorgen ums Wetter machen zu müssen.

Der Ankerplatz ist gerade mal 20 Meilen von der wohl geschäftigsten Schifffahrtsstraße der Welt entfernt. Da wundert man sich über die Idylle. Zahlreiche Pelikane hatten einige Yachten besetzt. Aber das Skurrilste war das unvermutete Auftauchen von drei mannsgroßen Affen am Strand, auffällig auch deswegen, weil ihre hocherhobenen Schwänze die Häupter der Burschen weit überragten. Wir wir später erfuhren, handelte es sich um ausgewilderte "Spider-Monkeys", die allerdings zum Spielen nicht mehr taugen. In den SSCA-Bulletins findet sich für diesen Ankerplatz die Warnung, den Hund nicht an Land zu bringen, weil die Affen ihn beißen würden.

Dieses Gebiet ist sicher ein Geheimtip fürs Fahrtensegeln. Warum immer nur in die Karibik? Hier gibt es Dutzende von unverdorbenen Plätzen. Die Preise sind maßvoll und die Panamesen ausgesprochen freundliche Menschen. Kriminaltität - Fehlanzeige! Und landschaftlich hat die Gegend östlich vom Panama-Kanal sehr viel Ähnlichkeit mit der Südsee, wenn sie auch nicht ganz so gigantisch ist wie in den Gesellschafts-Inseln. Vor allem: Die Plätze sind nicht überlaufen. Meistens liegen Langfahrtsegler auf den Ankerplätzen herum, die entweder "heuer nicht mehr durch den Kanal gehen" oder "gerade durch den Kanal gekommen sind" oder "nächste Woche durchgehen".

Gary und Bill mit ihrer Sloop AMADON LIGHT gehen heuer nicht mehr durch den Kanal. Allerdings hoffen sie, dass vorher die Gebühren im Kanal nicht drastisch angehoben werden, wie vielfach gemunkelt wird. "Nach ihnen" könnten die Fees auf 20000 Dollar für eine Yacht festsgesetzt werden, meinen sie verschmitzt und spielen auf den Zuwachs der Fahrtenyachten in der Südsee an. Die beiden Freunde hetzen nicht gerade um die Welt. Sie sind am Ende ihrer Weltumsegelung nach sage und schreibe 23 Jahren. Aber sie denken noch lange nicht daran, mir dem Segeln aufzuhören: "Erst geht es mal nächste Saison in die Südsee nach Polynesien und dann werden wir weitersehen..."

Schon nach zwei Tagen motoren wir weiter, es weht kein Wind, die Regenzeit hat eingesetzt. Fünf Stunden später passieren wir die Wellenbrecher von Colon. Auf Kanal 12 werden wir auf die Richtfeuer verwiesen und uns ein Ankerplatz auf den öden Flats zugewiesen. Von dort sind es mit unserem gleitenden Beiboot genau 5 Minuten "zum Land". Per Rudern dürfte es fast eine Stunde dauern. Wenn man überhaupt gegen Strom und Wind ankommt. Das macht man dann garantiert nur einmal am Tag.

Durch den Kanal wollen Sie?" fragt uns die Dame im Panama Yacht Club, der keinen Platz frei hat. "Dann müssen Sie nur mit der Authoritiy telefonieren, die schicken Ihnen dann den Vermesser auf die Yacht!" An nächsten Morgen steht der an Bord mit Bandmaß und einem Stoß Papier, das er in unglaublicher Geschwindigkeit beschriftet. "Wo sind die vier Leinen zu je 45 Meter? Mündet die Toilette in einen Holding Tank? Sind vier Linehandlers organisiert? Wie viele Anker haben Sie einsatzbereit? Was ist die Topspeed der Yacht? Wie viele Liter brauchen Sie in der Stunde? Wie viele Liter Diesel haben Sie an Bord? Können Sie den "Adviser" von den Kanalbehörden mit Sandwiches und gekühlten Getränken versorgen? Wo haben Sie Ihr Signalhorn? Sind Ihre Belegklampen ausreichend stark für die Strudel in den Schleusenkammern dimensioniert?"

Beim Einzahlen der 1450 Dollar Kanal-Gebühren erleben wir eine böse Überraschung. Der VISA-Computer ist schlecht gelaunt und meldet "Limit überzogen". Ein Rückruf in Deutschland (30 Mark mit Iridium) bringt keine Klarheit. Die freundliche  Frau Pfeiffer von der Entrium-Bank bedauert: "Ich hab hier auf dem Computer die Zurückweisung, aber ich weiß nicht, warum. Ihr Konto weist Guthaben aus und Ihr Limit reicht. Sorry..." Neuer Versuch, der Computer mag nicht. "Bargeld lacht" - der Spruch gilt auch heute noch!

Wieder ein Tag verloren! Endlich bekommen wir einen Termin für die Kanalpassage, nächste Woche, 5 Uhr morgens. Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, ich sei die Ruhe in Person. Von zu vielen Yacht-Unfällen in letzter Zeit während der Kanalpassage wurde berichtet. Eine deutsche Yacht erlitt gar Totalschaden, als ein Schlepper eine Leine ausrauschen ließ und ausser Kontrolle geraten war. Schaun mer mal...

 

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