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Daten-Kommunikation von der THALASSA aus
Nach einem Jahr an Bord mit fast täglichem Datenverkehr -
sei es mit dem Server der YACHT-Redaktion, sei es als Email, sei es als Surfer
im Internet, oder auch per Überweisung im Bankverkehr, sei es als gewöhnliches
Telefonat nach Hause, muss ich einräumen, dass ich um vieles an Erfahrung auf
diesem Gebiet reicher und an Geld erheblich ärmer geworden bin.
Achtung: Gebührenfallen
In der Theorie ist alles ganz einfach und die Werbung gaukelt
einem vor, dass man auch vom Ausland aus nur einen Tastendruck von seiner Post,
seiner Bank, seiner Homepage
oder ganz generell vom Nabel der Welt entfernt ist.
Die Praxis sieht leider ganz anders aus, was nicht nur mit viel Ärger, sondern
auch mit unverschämt hohen Kosten verbunden ist.
Besonders der Anfänger auf diesem Gebiet ist oft
alleingelassen und wirft nicht selten das Handtuch - ich war Dutzende Male ganz
nahe dran - bevor er sich mit den fantastischen
Möglichkeiten, die heute die
Technik jedermann(!) bietet, auseinandersetzen und dann anfreunden kann.
Kommunikation auf Yachten
grenzenlos leistungsfähig
Gerade für den Blauwassersegler sind die heutigen
Datentechniken derart, dass die herkömmlichen Kommunikationsmöglichkeiten
auf Yachten (UKW) geradezu lächerlich hilflos erscheinen im Vergleich zu dem,
was jeder Laie an der Hand - oder im Seesack hat. Nicht ganz so handlich ist der
Computer, der - glaubt es bitte - heute zur Grundausstattung
einer Fahrtenyacht gehört. Hier auf dem Ankerplatz in Trinidad liegen
vielleicht 50 Yachten, kaum eine ist ohne Computer. Und wer meint, sich dem
Fortschritt hier versagen zu müssen, dem wird man beispielsweise vorwerfen, nicht mal
vernünftige Wetterinformationen ranschaffen zu können.
Zur Erinnerung: Als die ersten Hinweise auf
Handys an Bord von Yachten in der Küstenschifffahrt erschienen, gab es großes
Wehklagen bei den "Profis", dass dies verantwortungslos sei, dass die
professionellen Hilfsdienste über Handys nicht erreichbar sind, dass Handys
gestört werden können, ihre Reichweite auf See begrenzt sei ... und weiterer Krampf, der halt den Gestrigen immer
einfällt, um echten Fortschritt zu verhindern. Inzwischen haben Handys nicht
nur Segler aus Nöten, gar Lebensgefahren gerettet, sondern auch Wanderer,
Bergsteiger, Autofahrer und viele andere Menschen. Ich kann mir jedenfalls nichts
Effektiveres in der (See)-Not
vorstellen als ein Satellitenhandy, mit dem ich von überall aus innerhalb von
Sekunden jede Telefonnummer auf der Welt erreichen kann - von meiner
GMDSS-Seenotboje Inmarsat-E-GLOBAL3 mal abgesehen, die selbst dann noch retten
kann, wenn ich längst bewusstlos oder im Bach bin.
Es gilt also, die bereits existierenden Möglichkeiten der
unbeschränkten weltweiten Kommunikation zu nutzen, wobei hierfür nicht etwa
spezielle Segelscheine notwendig sind (das würde den deutschen Schein-Fuzzis so
passen), sondern allein Kenntnisse, um irreführender Werbung aus dem Wege
zu gehen.
In Europa reichen Computer und
Handy
Was wollen wir an Bord auf Langfahrt? Telefonieren
nach Möglichkeit zu jeder Zeit, überall hin und von jedem Ort aus, also auch
von hoher See. Außerdem benötigen wir, nach Möglichkeit ebenso ort- und
zeitungebunden einen Zugang ins Internet, damit wir
Post empfangen und abschicken können und - nebenbei - uns mit nautischen
Informationen, zum Beispiel Wetterkarten,
versorgen können. Wir benötigen also eine universelle und leistungsfähige
Telefonverbindung, die nicht nur sprach-, sondern auch datentauglich
ist - leider ein wichtiger Unterschied.
Segeln wir mit unserem üblichen GSM-Handy
los, werden wir, unabhängig von den Kosten, schnell auf folgende
Schwierigkeiten stoßen: In Europa bekommen wir damit zwar nahezu überall (bis
20 Meilen von der Küste entfernt) Telefon-Verbindungen, doch der Weg ins Internet ist dornenreich:
Ich hab mich - treudeutsch und teuer - dem Provider T-Online
anvertraut. Die Werbung suggeriert, dass man damit weltweit
und jederzeit alle
Möglichkeiten des Internetzugangs und des Postempfangs hat.
Deutsche Provider
verkomplizieren und verteuern den Datenverkehr
Bei mir sah die Realität anders aus. Es ging schon in
Frankreich, später im Gebiet der spanischen GSM-Provider ziemlich daneben.
Zunächst klappte mal überhaupt keine Verbindung. Dann nach unzähligen
Rückrufen bei T-Online (jeder kennt diese üblen
Warteschleifen, aber bei
Auslandstelefongebühren mit Roaming ist die
Wartezeit Gebührenterror hoch drei) erfuhr
ich, dass die Probleme in Frankreich, Spanien oder sonst wo liegen und T-Online nichts dafür
könne. Mit den Verbindungsabbrüchen hab ich mich dann innerlich zähne- und
geldknirschend abgefunden. Schlimmer war eigentlich, dass die lokalen
Telefonnummern, die T-Online zur Verfügung stellt, nur für den Internetzugang,
nicht aber für den Email-Empfang mit deren Mailprogamm taugen. Will man die Mails über T-Online
empfangen, muss man ins Internet bei Webmail einchecken, was wohl wegen der
Verschlüsselungstechniken (T-Online behauptet: Wegen der hohen
Sicherheitsstufe) so lange dauert, dass es von den Handy-Telefonkosten her nicht
mehr zu vertreten ist. Einmal habe ich per Handy 30 Minuten versucht, an eine(!) Mail bei
WEBMAIL ranzukommen. Damit ist der Ärger noch nicht zu Ende. Oft mündet
dann noch die nun wirklich einfache Option "Speichern" in eine
bildschirmfüllende Fehlermeldung.
Um diesen Schwierigkeiten aus dem Wege zu gehen, bin ich dazu
übergegangen, T-Online über Frankfurt, jedenfalls immer als Auslandsgespräch
anzuwählen. Damit konnte ich meinen Email-Verkehr meistens technisch per Handy
einwandfrei, aber nicht ganz billig, abwickeln. Zu Ehren von T-Online sei
gesagt, dass das T-Online-Email-Programm ganz nützlich ist, denn vor dem
Abholen der Post sieht man die Größe der einzelnen Mails, was mir beim
bekannten Outlook Express verwehrt war.
Darauf hat mir mal ein Freund aus Versehen eine
5-Megabyte-Sendung geschickt. Damit waren meine Mailmöglichkeiten mit Outlook Express
auf Dauer sabotiert, denn jedes Mal, wenn ich mit dem Handy die Post runterladen
wollte, dauerte es und dauerte es, bis ich aus Kostengründen mein Handy
abschalten musste. Ich wusste ja nicht, dass jedes Mal von neuem die
Übertragung meiner 5-Megabyte-Mail startete.
Bei T-Online waren die Schwierigkeiten ganz anderer Art: Um
den teuren Auslandsgesprächen aus dem Weg zu gehen, verzichtete ich auf den
Postdienst von T-Online und versuchte meine Mails in Internetcafe über Webmail
- wie von T-Online empfohlen - runterzuladen, was häufig(!) nicht
funktionierte. In zahlreichen Internetcafes (Türkei, Kapverden)
war Webmail überhaupt nicht anzuwählen, weil angeblich ein
"veralterter" Internet Explorer auf dem Computer aufgespielt
war. Versuchen Sie mal dem Betreiber eines Internetcafes klarzumachen, er solle,
wie von T-Online empfohlen, einen neueren Explorer für Sie installieren, damit
Sie von T-Online Ihre Post bekommen!
Kostenlose Dienste nutzen!
Ich hätte mich mit diesen Problemen abgefunden, wenn
ich nicht erlebt hätte, um wie viel leichter (und billiger, nämlich kostenlos) es geht, an seine
Post heranzukommen. Meine Nachbarn im Internetcafe vergnügten sich am Computer nebenan
mit YAHOO. Bei
YAHOO - es gibt sicher noch viele kostenlose Dienste, die von der Werbung leben
- kann jederzeit und ziemlich formlos ein Mailkonto für jedermann eingerichtet
werden, mit dem überall da, wo ein Internetzugang besteht, locker und schnell Email-Verkehr abgewickelt werden kann. Kostenlos und ohne spezielle
Anmeldung in Deutschland, wie mir von T-Online zugemutet wurde!
Auch mit meinem Handy-Provider Viag Interkom war ich nicht gut
gerüstet. Auf den
Kapverden konnte ich mein Handy (Nokia) nicht mehr benutzen, obwohl Handys mit D2-Vertrag
ohne
weiteres funktionierten.
Prepaid-Karten benutzen!
In Gibraltar, der Türkei und auf den Kapverden habe ich
Prepaid-Karten (die einfach ins vorhandene Handy eingelegt werden) verwendet.
Mein Nokia (mit Interkom-Vertrag) konnte damit in der Türkei
nicht mehr anrufen. Ansonsten waren die Gespräche ungefähr gleich teuer wie mit dem
normalen Handy, in der Türkei runde vier Mark für eine Minute nach
Deutschland. Der große Vorteil von Prepaid-Karten ist, dass
man angerufen werden kann, ohne dass man selbst zahlen muss.
Auf den Kapverden waren Datenverbindungen mit der Prepaidkarte
nicht möglich.
Hier in Westindien funktionieren unsere Handys überhaupt
nicht, sodass zur Prepaid-Karte in jedem Fall ein Handy angeschafft werden
müsste.
Diese Billigst-Handys sind dann aber meistens nicht zur Datenübertragung auf
den Computer fähig.
Satellitenhandy - teuer, aber
grenzenlos gut
Somit ist hier für mich ein Satelliten-Handy die nicht ganz
billige Alternative, und zwar das Iridium-Satelliten-Handy.
Der Vertrag mit dem deutsch Provider sieht eine Grundgebühr
von 55.- DM pro Monat vor. Eine Minute ins normale Telefonnetz kostet knappe
vier Mark, egal wohin - eine Minute innerhalb des Iridiumnetzes kostet knappe 2
Mark. Iridium bietet einen eigenen Internetzugang an, der dann also keine zwei
Mark pro Minute kostet.
Für den Datenverkehr empfiehlt sich ein hierfür geeignetes
neueres Iridium-Handy, das mit Zubehör runde zweitausend
Euro kostet (September 2001). Es soll
eine Geschwindigkeit von 9600 Bytes pro Sekunde bieten, also ungefähr
genau so schnell sein, wie ein normales GSM-Handy. In der Praxis sieht es nicht
so günstig aus. Oft bricht die Verbindung von Bord aus ab, dann wird
automatisch neu gewählt (redialling), und der Datenverkehr an der abgebrochenen
Stelle wieder aufgenommen. Zeitweise geht die "activitiy" der
Datenübertragung ohne ersichtlichen Grund auf nervendes "Null"
zurück. Gelegentlich aber werden - offensichtlich durch die Datenkompression -
Werte über den zugesagten "9600" erreicht. Im Ergebnis dürfte das
Iridium-System etwas langsamer als das GSM-System der "normalen"
Handys arbeiten. Wenn unbedingt von Bord auf hoher See aus gearbeitet werden muss, sind die Kosten vertretbar.
Telefongespräche mit dem Iridium funktionieren
fast immer einwandfrei, gleichgültig wohin und zu welcher Tageszeit. Ein hoher
Sicherheitsfaktor - das Iridium käme mit mir in die Rettungsinsel!
Übrigens besteht bei Iridium die Möglichkeit. über www.iridium.com,
also von jedem Internetzugang aus, kostenlos Nachrichten
aufs Handy zu schicken. Das Handy muss allerdings zu diesem Zeitpunkt
eingeschalten sein. Über den Atlantik wurden wir so von Hanspeter in Spanien am
Computer sitzend täglich nicht nur mit Top-Wettervorhersagen
versorgt, sondern mit Weltnachrichten und den letzten Börsenkursen.
Zeit und Kosten beim
"Surfen" sparen
Das muss man sich mal vor Augen führen: Zu Hause ist die
Datenverbindung rund zehn mal so schnell als der Schnecken-Datenverkehr mit
knappen 9600 Bytes pro Sekunde an Bord und kostet nur rund ein Prozent von den
Gebühren auf See. Damit ist die Internetverbindung von Bord aus ungefähr tausend(!)
mal so teuer wie an Land. Trotz dieser Verbindungskosten komme ich für 10 bis 20 Mark
zum Beispiel an eine
1a-Wetterkarte ran, wenn man sich einiger geld- und zeitsparender Techniken beim
Surfen, man sollte besser sagen "Kriechen", bedient.
Das Wichtigste ist das Anwählen der
genauen Internetadresse, damit man sich nicht lange durch die
verschiedenen Seiten durchklicken muss, sondern gleich auf der Site mit der
Wetterkarte landet. Am besten wird diese Adresse während einer billigen
Internetsitzung bei den Favoriten abgespeichert, dann werden sauteure Tippfehler
beim Eingeben am ehesten vermieden.
Genauso wichtig ist das Ausschalten der Explorer-Option "BILDER ANZEIGEN"
(EXTRAS - INTERNETOPTIONEN - ERWEITERT). Wenn dann das Symbol für eine Grafik,
hinter dem sich die Wetterkarte befindet, erscheint, kann mit der rechten
Maustaste - "Bild anzeigen" - die Seekarte sichtbar gemacht werden.
Damit vermeidet man die langen Ladezeiten für überflüssige Grafiken oder
sonstiger Abbildungen.
Das Runterladen der Seekarte
würde zwar keine Ewigkeit dauern, schneller und viel billiger geht das
"Sichern" der Wetterkarte dadurch, dass man vom Bildschirm einen Screenshot,
also ein Abbild des Bildschirms als Grafik anfertigt, Später kann das
Bildschirmbild wie eine ganz normale Grafik bearbeitet werden kann. Die
Wetterkarte kann also ausgeschnitten, beschriftet, ausgedruckt oder auch nur
archiviert werden. Bei einem solchen Screenshot-Programm kann der Befehl zur Fertigung eines Screenshots auf eine beliebige
Taste, zum Beispiel F12, gelegt werden. Beim Surfen mit 4 Mark/Minute bleibt
keine Zeit, um sich vom Bildschirm was aufzuschreiben oder abzulesen. Mit einem
Tastendruck ist alles, zum Beispiel auch Mails, abgespeichert und kann dann
später - offline - in Ruhe studiert werden. So ist das Screenshot-Programm
wahrscheinlich das meist eingesetzte Programm auf meinem Computer.
Aus Fehlern lernen
Was würde ich heute anders
machen? Vor allem würde ich mir die Kosten für einen
deutschen Provider sparen und ein kostenloses Konto bei
YAHOO einrichten! YAHOO bietet übrigens ebenfalls die Möglichkeit,
vorab zu sehen, wie groß eine Mail ist und sie dann zu löschen, anzuschauen
oder auf dem Server zu belassen, bis man wieder an einen billigen Internetzugang
rankommt.
Für Europa ist man mit einem handelsüblichen Handy mit
Datenkabel und Programm für den Internetzugang einigermaßen gerüstet,
jedenfalls gibt es im Moment keine billigere Alternative. Besonders vorsichtig
sollte man gegenüber Verkäuferblabla sein, das
einem Supersurfgeschwindigkeiten mit dem Handy weismachen
will. Bei diesen und anderen speziellen Handydiensten lasse man sich
ausdrücklich zusichern, dass solche Bonbons auch im Ausland, also dort wo man
rumsegelt, zur Verfügung stehen. Immer daran denken: Internet
und Internet-Cafes gibt es überall, deutsche Provider nicht.
Bleibt man länger in
ein und demselben Land sollte auf Prepaid-Karten
umgestiegen und ein lokaler Internetzugang angewählt werden. Bereits bei
der Anschaffung des Handys sollte man ganz gezielt den Verkäufer darauf
festnageln, ob man mit diesem Handy auch Karten eines anderen Betreibers
verarbeiten kann.
Internetcafes gibt es heute wie
Sand am Meer und praktisch überall, auch im 50-Seelendorf in der Türkei. Dort
ist der preiswerte Platz, um seine Post zu erledigen, wenn man sie bei einem
Dienst hat, den man ohne "Wenn und Aber" kostenlos und leicht
erreichen kann wie zum Beispiel YAHOO. Selbstverständlich lassen sich dort auch
Wetterberichte abholen. Die Adresse erfährt man von anderen Yachties, die man
im Internetcafe mit Sicherheit trifft.
Für die Langfahrt westlich von
Europa ist ein Handy aus Deutschland nutzlos. Wiederum ist hier das Internetcafe
die universelle Datenquelle. Teuer aber leistungsfähig ist ein Satellitenhandy.
Um den Minutenpreis von knapp vier Mark ins rechte Licht zu rücken, ist
vielleicht von Interesse, dass hier in Trinidad die Minuten nach Deutschland am
öffentlichen Telefon auch nahezu vier Mark kostet.
Das Satellitenhandy eignet sich von den Kosten her nur in dringenden Fällen für den Postversand und gezieltes Suchen im Internet nach
Wetterprognosen etc. In Bezug auf Leistungsfähigkeit und
Schnelligkeit ist es außerhalb der Küstennähe unschlagbar .
Nachbemerkung: In diesem Zusammenhang bin ich ganz
absichtlich auf weitere Kommunikationsmöglichkeiten mit Hilfe von
Kurzwellensendungen "in" Pactor nicht eingegangen, weil hierfür doch
eine aufwendige Hardware (Kurzwellensender, Antenne, Matchbox, Controller etc,
Computer sowieso) notwendig ist, die man sich nicht so einfach überm Ladentisch
holen kann. Davon soll ein anderes Mal die Rede sein.
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