Trick-Siebzehn an Bord (100)
Hand-Echolot
- einäugig unter Blinden
erprobt
über viele Jahre von Bobby Schenk
Eigentlich unentbehrlich auf einer Fahrtenyacht, aber kaum jemand hat es!
Weltumsegler Sebastian Pieters überraschte die Teilnehmer am vergangenen 11.Bobby
Schenk's Blauwasserseminar mit der Bemerkung, dass er kein elektronisches
Echolot an Bord seiner 8-Meter-Sperrholzyacht Kiwitt (siehe hier!)
hatte, sondern "nur" ein Handlot.
Dabei
ist ein Handlot eine über viele Jahrhunderte bewährte, extrem preiswerte
Navigationseinrichtung. Genaugenommen ist jede Schnur mit ein paar Metern Länge
und beschwert mit einem Bleigewicht ein Hand-Lot. Wenn die Schnur irgendwie
in regelmäßigen Abständen markiert ist, zum Beispiel durch
eingeknüpfte farbige Stoff-Fetzen oder durch Knöpfe. Der Vorteil eines
Handlotes gegenüber unseren elektronischen Echoloten ist nicht nur der
Preis und die Null-Einbaukosten, sondern dass es viel mehr kann als die
Computerkisten, selbst wenn sie ein bunter Monitor mit zahlreichen
Knöpfen drum herum ziert. Mit dem Handlot läßt sich nämlich nicht nur die Tiefe
unter dem Kiel messen, sondern - in Maßen - auch die Wassertiefe, bevor der
Kiel auf Grund kracht. Wenn man nämlich am Bugkorb das Bleigewicht mit
der Leine hintendran bei Schleichfahrt nach vorne wirft. Jeder kennt das aus den
Hornblower-Filmen oder aus Fluch der Karibik-Episoden, wo der einäugige Pirat
ganz vorne am Bug ausruft: "10 Faden und kein Grund!" Oder so
ähnlich.
Noch
viel patenter, doch nicht ganz so kostenlos wie das "Blei-Echolot" ist
das Handecholot. Es sollte eigentlich zur Grundausrüstung jeder Blauwasseryacht
gehören - doch kaum jemand, das sei zugestanden, hat es an Bord. Dabei gibt es
Situationen, wo ein elektronisches Handecholot geradezu unverzichtbar sein
kann. Man stelle sich eine riesige Bucht mit trübem Wasser vor. Das übliche Echolot und
die häufig ungenauen Detailkarten schweigen sich darüber aus, ob sich die Bucht als Ankerplatz eignet, bevor
man mit seiner Yacht und
dem eingebauten Echolot einfährt - oder eben an den bis an die
Wasseroberfläche raufwachsenden Korallen aufkracht. Nur eine Sekunde zu spät -
und doch zu spät.
Solche
Ankerplätze sind auf Langfahrt nicht gerade selten, vor allem, wenn man sich in
abgelegenen Gebieten aufhält. Das Foto unten zeigt einen solchen Ankerplatz in
Indonesien. Der Platz wo der Katamaran THALASSA ankert, hat 10 bis 15 Meter
Tiefe.
Aber:
Es ist auch der einzige Fleck, wo wir per Beiboot mit Hand-Echolot
ankerbare Tiefen gefunden haben: Die gesamte übrige Wasserfläche hat nur
Tiefen von ein paar Zentimeter oder unter einem Meter. Das ist, nebenbei
bemerkt, auch der Grund, warum dort die lokalen Boote nur wenig Tiefgang,
stattdessen Ausleger als Kenterschutz, haben.
Aus dem gleichen Grund (und nicht wegen der den Einrumpfbooten angeblichen überlegenen
Seetüchtigkeit) ist es in den mit Korallen übersäten Gewässern Polynesiens
zur "Erfindung" der Mehrrumpfboote gekommen.
Um
diesen Spot anzulaufen,
kommt das elektronische Hand-Echolot - sieht aus wie eine Taschenlampe und wird von
handelsüblichen Batterien betrieben - ins Spiel. Ein Mann geht ins
Beiboot, fährt ein paar Meter voraus, hält die "Lampe" ins
Wasser und mißt so, auf Knopfdruck, fortlaufend die Tiefe, die ihm digital angezeigt wird.
Funktioniert bestens, ja beinahe ebenso genau wie das sündteure Echolot in
der Navi-Ecke, nur mit dem wesentlichen Unterschied, dass ich dort Tiefen messen
kann, wo mein eingebauter "Fishfinder" niemals hinkommt.
Aber
auch, wenn man einen Ankerplatz mit ausreichender Tiefe erreicht hat, ohne
zunächst das Beiboot einzusetzen, ist das Handecholot von unschätzbarer Hilfe.
Denn der Skipper kennt ja nur die Tiefe unter dem Kiel, oder vielleicht noch
die Tiefen auf dem Weg zum Ankerplatz. Was er bei unklarem Wasser nicht weiß,
sind die Tiefen im zukünftigen Schwojkreis um den Anker herum, der beträchtlich sein kann, wenn beispielsweise die ganze Kette mit
ihren 70 Metern
Länge "draußen" ist. Statt gleich die Mannschaft über die
Badeleiter zum Schwimmen zu entlassen, setzt sich halt einer vorher ins Beiboot und
kreist mit dem Echolot in der Hand um den Ankerpunkt herum. Dann schläft man
besser, wenn der Mann im Dingy sein o.k. gibt.
Dass
das Handecholot, im Gegensatz zum eingebauten Echolot auch die Entfernungen im
Wasser in waagrechter Richtung messen kann, sei erwähnt, spielt aber in der
Praxis kaum eine Rolle. Das Handecholot gibts im deutschen Zubehörhandel
für 179 Euro. Nicht ganz billig, aber von hohem Wert, wenn man es braucht. Und
irgendwann ist es soweit, wetten...
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