Trick-Siebzehn an Bord (119)


In den Weiten eines Ozeans ist nachfolgender Trick auf einer Blauwasseryacht ein vielleicht wirkungsvollerer Lebensretter als die angelegte Rettungsweste. Denn nicht nur der Einhandsegler hat Angst vor dem worst case, nämlich dem Überbordgehen. Wenn bei der üblichen Zweiercrew der eine nachts in der Koje schläft und der andere draussen Wache schiebt, und ihn dabei dieses Unglück ereilt, ist er nicht viel besser dran als der verunglückte Einhandsegler. Deshalb ist nachfolgende Konstruktion für alle Blauwassersegler empfehlenswert, ja dringend anzuraten, weil unter Umständen lebensrettend. Zumal sie auch noch kostenlos, jedenfalls billig ist, denn die Bestandteile für die Konstruktion des Lebensretters haben die meisten Blauwasser-Crews ohnehin an Bord. Und bei Windsteueranlagen läßt sich sicher auch eine Möglichkeit finden, diese vom Wasser aus auszukuppeln. Der Hersteller, Peter Förthmann von Windpilot sei genannt, er kennt garantiert eine Lösung!

Eine Rettungs-Leine nachzuschleppen, ist ja an und für sich nichts Neues, und es gab tatsächlich Fälle, in denen sie lebensrettend zum Einsatz kam. Auch wenn manche Schilderungen solcher Unglücksfälle schon nachdenklich machen und man sich fragt, ob sie sich wirklich so abgespielt haben. Zum Beispiel hat ein italienischer Einhand-Weltumsegler allen Ernstes berichtet, er sei im Sturm über Bord gegangen, habe jedoch die nachgeschleppte Angelleine zu fassen bekommen, dann aber zusehen müssen, wie seine schleppende Yacht auch noch durchgekentert sei. Schließlich habe er sich an der Angelleine in die Yacht zurückgerettet. Na, ja...

Ein solches Erlebnis wird Michael Herbst sicher nicht haben, davor bewahrt ihn sein Trick-Siebzehn:


Der kostenlose Lebensretter

Auf meiner Weltumsegelung bin ich von Australien bis nach Hamburg, die Ocean Passage, alleine gesegelt. Die Angst, einmal über Bord zu gehen ist der ständige Begleiter jedes Einhandseglers.
Die Frage die ich mir gestellt habe: Wie kann man das Risiko zu ertrinken minimieren?  Ist man einmal ins Wasser gefallen und hat ein Seil nachgeschleppt, wo man sich daran festhalten kann, ist man schon in einer guten Ausgangsposition. Aber schon bei 2 Knoten Fahrt ist es schwierig sich daran wieder an Bord zu helfen. In der Regel ist der Katamaran mit 5-8 Knoten auf Tour.

Der Gedanke war, wie kann ich den Katamaran anhalten?
Das geht nur, wenn jemand den Kat in den Wind steuert. Aber wer? Ich habe mir eine Auslösevorrichtung überlegt, die den Autopiloten in seiner Funktion unterbricht. Da gibt es gleich zwei Möglichkeiten, wo der Strom unterbrochen werden kann.

1. Ich unterbreche die Stromzufuhr an der Magnet-Kupplung (eingebauter Linear-Antrieb). Damit unterbreche ich den Antrieb von der Schubstange. Der Autopilot ist zwar noch betriebsbereit, kann aber nicht mehr steuern. Somit wird jedes Boot unter Segel langsam anluven. Die Segel beginnen zu flattern und der Katamaran (Segelyacht) wird langsamer.

2. Ich unterbreche die Stromzufuhr an der gesamten Anlage (Autopilot). Dieses ist bei kleineren Anlagen (Pinnen-Pilot) nötig. Der Autopilot ist hierbei komplett abgeschaltet und steuert nicht mehr. Somit wird auch hier das Segelboot in den Wind drehen und zum Stillstand kommen. Zeit genug, um an Bord zu kommen!

Um einen Stromkreis zu unterbrechen, habe ich einen Not-Aus von einem Außenbordmotor genommen. Diesen gibt es im Jachthandel als Reserveteil zu kaufen. Den Not-Schalter habe ich in eine wasserdichte Plastikdose gebaut, wo auch die Verkabelung ist. Der zu unterbrechende Stromkreis wird an diesem Notausschalter angeschlossen.
Auf den Fotos ist zu erkennen, dass bei Widerstand der nachgeschleppten Leine ein Gummiseil (8mm Durchmesser) straff wird und die noch lose Part im Tau stramm werden wird. Dabei verkürzt sich die Leine zum Notausschalter und entzieht den Unterbrecher am Schalter. Der Stromkreis ist jetzt unterbrochen.

Bis dann denn ...
Gruß Michael Herbst

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