Trick-Siebzehn (144)
Abplatzungen bei einer betagten Gfk-Yacht beseitigen!
Jeder Eigner einer älteren Kunststoffyacht findet mit der Zeit immer mehr kleine Schäden am Kunststoff, die zwar nicht die Funktionstüchtigkeit des Bootes beeinträchtigen, aber hässlich und nicht gerade eine Visitenkarte für das Schiff sind, speziell im Hinblick auf einen Weiterverkauf. Der erfahrene Fahrtensegler Pit Förster hat es sich zur Aufgabe gemacht, seiner Yacht nach fast dreißig Jahren wieder zu einem mustergültigen Aussehen zu verhelfen. Das Schiff wurde hierzu vom Mittelmeer nach Bayern in des Eigners Garten gebracht und hart daran gearbeitet. Nachdem auch noch das Teak-Deck erneuert worden war - freilich nicht durch das wertvolle Teak-Holz, sondern durch eine Kunststoffnachahmung - wurde die nun restaurierte Yacht wieder ihrem Element übergeben.
Bei einem Segelurlaub konnte ich sie begutachten und war vom Ergebnis begeistert. Auch das Teak-Deck war beeindruckend; ich konnte keinen Unterschied zum rar gewordenen Holz feststellen. Das Ergebnis der Arbeit ist beeindruckend, SUSU strahlt, wie das Foto hier zeigt:
Die Schäden am Kunststoff, seien sie durchs Alter, seien sie durch eine runtergefallene Winschkurbel oder ähnliches entstanden, wurden ebenfalls beseitigt, um der Yacht, einer Bavaria 390, wieder ein schönes Aussehen zu verleihen. Das war die kleinere Arbeit, dank eines einfachen Tricks. Der Eigner berichtet:
Am Ende unseres Refits sollten endlich auch die Gelcoat-Schäden der letzten 27 Jahre ausgebessert werden.
Also fuhr ich in Slowenien zu einer Adresse, wo man auch als Privatmann Gelcoat erhalten kann.
Verwundert schaute mich der Verkäufer an und fragte: „Are you building your boat right now? Are you working wet-in-wet?“ Ich verneinte und verwies auf die geplanten Gelcoat-Reparaturen. Er stellte dann selbstbewuß fest: „If that’s the case, you need top coat as you’re working dry-in-wet!“
Der Vorschlag fand bei mir sofort Sympathie, denn meine bisherigen Gelcoat-Arbeiten waren immer ziemliche Sauereien und das Ergebnis nicht vorzeigbar. Die ausgebesserte Stelle muß noch geschliffen werden, doch sie hat eine klebrige Haut und da fällt das Schleifen schwer.
„What pigment colors do you need?“ Mit den Worten riss mich der Verkäufer aus meinen Erinnerungen und kurz nachgedacht murmelte ich: „Black, yellow and maybe a little blue.“
Zurück in der Marina-Halle startete mein Sohn mit den Ausbesserungsarbeiten am Gelcoat.
Wir stellten uns die Farbmischung recht problematisch vor, was sich in der Praxis als weniger schwierig darstellte. Schneeweisses Topcoat, ein bisschen Schwarz dann wird es gräulich, etwas Gelb dann paßt es von der Alterung her und eine kleine Messerspitze Blau für den passenden Teint.
Meinen Sohn konnte ich kaum noch stoppen. Überall an Deck schliff er Schadstellen mit einem Dremel an und füllte das gefärbte Topcoat-Material (YACHTCARE Schlusslack NAUTIC VT, weiß ab 18,95 €) gut deckend und nicht zu dünn in die zuvor gefrästen Hohlstellen.
Schon gegen Abend war das 2-Komponenten Gelcoat fingertrocken und versprach ein leichtes Verschleifen.
Bis Sonntag Abend war das ganze Material verbaut. Es war knapp, denn der Härter ging uns aus und wir wußten nicht ob das angerührte Material auch abbinden wird. Das nachfolgende Bild sandte ich am Montag Morgen meinem Sohn in die Uni. - Der Schraubenzieher bleibt im Deckel kleben, also hat das Material abbinden können.
Alle ausgebesserten Stellen konnten mit etwas Geschick gut verschliffen werden. Farbunterschiede waren teilweise erkennbar oder nur kaum erkennbar, doch für einen ersten Versuch sehr ermutigend!
Hier nun einige Ergebnisse. Diese Stellen waren zuvor jahrzehntelang abgeplatzter Gelcoat, unter dem die Glasfasermatten sichtbar waren. Laut Experten platzt das Gelcoat bei zu dicker Beschichtung auf, was nicht nur bei unserem Boot sondern der ganzen Baureihe auftrat. Der kleine Riss ist nachbesserungswürdig, da müssen wir noch einmal ran!
Hier unsere Ausbesserungn vor dem "Schönschliff"! Unterm Strich sind wir froh, letztendlich das richtige Material erhalten zu haben.Topcoat an einer kritischen Fugenstelle des Hauptwinch-Sockels. Nicht perfekt, doch weitaus besser als ein Loch und die Farbe stimmt schon mal.
Topcoat gibt es übrigens auf Epoxid- als auch Polyesterbasis.
Ein Wassersport-Lieferant beschreibt Topcoat übrigens folgendermaßen: „XYZ ist ein vorbeschleunigter, bereits eingefärbter Polyester-Schlusslack zum klebefreien Abdecken von Polyester-Laminaten. Einsatzgebiet als Endanstrich auf wasser- und witterungsbelasteten Beschichtungen. „
Aufgrund der Beschreibung hätte ich mir dieses Material vermutlich niemals bestellt, denn ich wollte ja keinen Schlusslack, um die Risse mit Lack "unsichtbar" zu machen, sondern die Beschädigungen sollten so weit als möglich repariert, also die Schadstellen ausgefüllt werden - so wie man es auf den Fotos sieht. Mit einem Lack kämen wir da nicht sehr weit!
Gibt es einen Nachteil bei der Verwendung von Topcoat? - Ja, Gelcoat hat bei professioneller Anwendung einen höheren Glanz im Vergleich zum aufpolierten Topcoat. - Doch wir sind keine Profis und haben unser Topcoat lediglich geschliffen und nicht einmal poliert. Wir sind jedenfalls mit den Ausbesserungsarbeiten an der fast 30 Jahre alten Dame SUSU zufrieden!
Page by Bobby Schenk
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