Trick-Siebzehn an Bord (31)


Wie man die Lebensdauer einer Ankerkette verlängert

"Learning the hard way" auf der PAMELA

Da segelt man schon soo lange und lernt trotzdem jeden Tag dazu: Der Skipper der deutschen 35-Fuß-Yacht PAMELA ist ebenso leidenschaftlicher Taucher wie Segler. Das bedingt, dass er nur selten eine Marina anläuft, viel lieber auf dem Ankerplatz lebt und von dort aus - per Dhingy - zum Tauchen fährt.

So liegt die Pamela oft monatelang vor Anker. Zunächst wunderte sich der Skipper nicht besonders, dass seine Ankerkette starke Verschleißerscheinungen zeigte: Rost, schadhafte Verzinkung und so fort. Normal, wenn die Kette so beansprucht wird?

Langsam aber bemerkte er, zu spät, dass sich die Verschleißerscheinungen vor allem an den Stellen zeigten, wo die Kette ins Wasser eintauchte. Eigentlich logisch, denn durch die stark wechselnde Sauerstoffzufuhr, zum Beispiel bei Seegang oder Schwell, laufen chemische Reaktionen beschleunigt ab.

Und so war es auch bei dieser Ankerkette. Über lange Strecken war die Verzinkung der Kette noch völlig in Ordnung, nicht mal leichte Rostspuren zeigten sich dort. Und zwar an den Stellen, wo die Kette üblicherweise entweder noch im Kettenkasten liegt oder, wo sie am Anfang voll und ständig ins Wasser getaucht ist.

Ganz dumm: Ausgerechnet in der Mitte der 65 Meter langen Kette fanden sich die beschädigten Stellen. Manche waren soweit fortgeschritten, dass die betreffenden Kettenglieder höchstens noch ein Viertel der ursprünglichen Haltekraft haben. Da hilft keine Neuverzinkung mehr.  

Und wenn dies auch nur für ein einziges Glied zutrifft, und alle anderen tausend Glieder noch hundertprozentig in Ordnung sind, dann kommt ein Naturgesetz zum Tragen, das wir wohl alle kennen: Jede Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied!

Auch saudumm: Die paar rostigen Glieder, die nunmehr die Stärke der Kette bestimmen, befinden sich - logisch - ziemlich in der Mitte.

Die Lehre aus dieser teurem Spaß, denn immerhin muss eine neue Kette - kalibrierte gibt es hier nicht - nachgeschickt werden, ist einfach: Liegt man längere Zeit vor Anker, dann lasse man jeden Tag ein paar Meter Kette mehr raus oder hole sie ein wenig ein, damit die Ankerkette durch die unvermeidliche Elektrolyse möglichst gleichmäßig chemisch belastet wird. Hundert Kettenglieder, die nur noch 95 Prozent ihrer Stärke bringen, sind besser als ein einziges, das nur noch 20 Prozent der früheren Bruchlast verkraftet.

Das würde ich übrigens auch bei einer Kette aus Chromstahl ("Nirosta") machen. Im übrigen sollte man eine "Niro-Kette" regelmäßig überprüfen - und zwar Glied für Glied. Was eine zeitaufwendige Prozedur sein kann. Eine Nirokette verrät nämlich nicht durch Rostspuren, dass eventuell die Elektrolyse in Form von Lochfraß oder Ähnlichem zugeschlagen hat.

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