Trick-Siebzehn an Bord (38)


sinnvolle Schlauchboot-Resteverwertung

Erdacht und ausprobiert auf der MARCO POLO von Heinz Maric

Für jedes Schlauchboot - für diejenigen aus europäischer Fertigung viele Jahre früher  - kommt mal der Tag, an dem sich die Flickerei nicht mehr lohnt und der Skipper vor der Frage steht, wie er am besten sein Beiboot entsorgt. Auch der erfahrene Skipper Heinz Maric, der immerhin fast ein Vierteljahrhundert auf seiner Yacht MARCO POLO gelebt und gesegelt hat, war der ewigen Kleberei eines Tages müde: "Die meisten europäischen Schlauchboote taugen halt nichts im UV-trächtigen Klima".

Was tun? Ganz unabhängig, dass man in Indonesien so mir nix, Dir nix, kein neues Beiboot herbeizaubern kann, dachte sich Bastler Heinz (im ausgeübten Beruf Grafiker, was man vielleicht am Finish des neuen Schlauchbootes erkennen kann), dass man ja aus dem nunmehr faulen Sack noch was Nützliches machen könne. Um es vorweg zu nehmen: Was Heinz sich als Notlösung ausgedacht hat, erwies sich inzwischen als sehr gute Lösung des Beibootproblems und Heinz denkt nicht mehr daran, sich mit einem Schlauchboot rumzuärgern.

Was man nämlich überall auf der Welt, auch in der abgelegenen indonesischen Inselwelt bekommt, ist Polyester. Und mit Polyester kann man ungefähr alles machen. Wenn mans kann.

Da das Problem mit den luftigen Schlauchbooten unter erfahrenen Langfahrtseglern eine alltägliche Sorge ist, gibt es auch ein paar Patentrezepte, wie man mit dem einst sündteuren Abfall verfahren kann, damit es noch zu irgendwas taugt. So wurde mal empfohlen, ein altes Schlauchboot auszuschäumen. Der Autor hat ein paar solcher Lösungen gesehen, die allesamt noch für ein paar Jahre Dienst getaugt haben.

 

Heinz ist einen anderen, nämlich den entgegengesetzten Weg gegangen. Er hat seine alte Gurke als Form benutzt  und sie mit Polyester sauber beschichtet. Der Materialaufwand belief sich auf - umgerechnet - keine 100 Euro. Allerdings wird nicht verschwiegen, dass dies eine "Sauarbeit" war, jeder der es mal versucht hat, kann von den Mühen und den Allergieproblemen ein Lied singen. Um es deutlich zu sagen: Skipper Heinz hat eine Woche Arbeit investiert. Aber das Ergebnis kann sich in jeder Hinsicht sehen lassen:

 

Wer weniger Perfektionist ist, der kann es sicher auch in der halben Zeit schaffen. Doch Heinzens Arbeit spricht hier für sich. Auch nach Jahren zeigt das "neue" Beiboot ein Finish, wie man es jedenfalls von Schlauchbooten nicht gewohnt ist. Kaum zu glauben, dass dies zuvor ein luftgefüllter Jammersack war.

So einfach, wie es hier geschrieben steht, war die Arbeit natürlich nicht, Denn Heinz musste das alte Schlauchboot ja irgendwie unter der neuen Polyesterhülle rauskriegen. Andernfalls wäre das Beiboot ja viel zu schwer geworden. Und es sollte ja ein vollwertiges "neues" motorisierbares (wie zuvor, siehe oberstes Bild) Dhingy werden.

 

Der geniale Trick: Heinz baute in sein neues Beiboot einen Behälter für Zubehör (Frischwasser, Benzin etc) im vorderen Teil des Bootes ein (Bild links), aus dem er nach Fertigstellung die alten Schläuche rauszerrte. Damit befreite er das frühere Schlaucherl seiner Gummis. Ergebnis: Das Beiboot ist nicht schwerer als das alte, seine Tragkraft ist die gleiche geblieben, nämlich bis zu 6 Personen. Ein 5-PS-Motor kann ebenfalls hingehängt werden.

 

Der Nachteil des Recyclings: Das Boot kann nicht mehr zusammengelegt und in den Backskisten verstaut werden. Aber jeder Praktiker weiß: Das macht ohnehin kaum ein Besitzer eines Schlauchbootes.

Und noch einen Nachteil hat das schmucke Beiboot: Wenn Heinz am Ankerplatz zu mir an Bord kommt, dann macht sich sein Beiboot gelegentlich durch leichtes Klopfen gegen die Bordwand bemerkbar - nicht ganz so schlimm wie ein Aluboot, aber immerhin. Insofern wäre mir lieber, der Skipper der Marco Polo wäre seinem alten schlaffen Sack treu geblieben. Aber dieses Argument ist dem Österreicher Heinz eigentlich wurscht.

zurück zur Trick-Siebzehn-Seite

zur Home-Page

Page by Bobby Schenk,
E-Mail: mail@bobbyschenk.de
URL of this Page is: https://www.bobbyschenk.de/trick/trick38.html

Impressum und Datenschutzerklärung