Trick-Siebzehn an Bord (51)
der "Nirosta-Muschel-Handschuh"
Ausprobiert von THALASSA
Das ungemein wirkungsvolle Desinfizierungsmittel Merkurochrom
(inzwischen in Deutschland verboten) liegt auf der THALASSA immer bereit, wenn
es wieder mal was am Unterwasserschiff zu arbeiten gibt. Und das ist
beispielsweise jedes Mal vor dem Auslaufen der Fall. In den Tropen wachsen die
Muscheln am Unterwasserschiff, als ob sie eigens gedüngt würden. Und die
Schrauben, sowie der Saildrive scheinen scharfkantigen Bewuchs zu lieben,
wahrscheinlich deshalb, weil Kupferanstriche am Aluminium aus guten Gründen
verboten sind.
Kurzum: Das "Segeln" hört nicht über der
Wasserlinie auf und so kommt es, dass Langfahrtsegler ständig einen guten
Überblick über ihre Yacht unter der Wasseroberfläche haben. Dass das
Unterwasserschiff ohnehin ständig gereinigt und geputzt werden muss, gehört
zum Alltag eines Blauwasserseglers. Dies umso mehr, seit Giftfarben mit dem
umweltschädigendem TBT weltweit verboten sind, was - trotz gegenteiliger
Versicherung der Farbenhersteller - zu einer spürbaren Uneffektivität der ohnehin sauteuren Unterwasserfarben geführt hat. Jeder
Bewuchs am Unterwasserschiff, sei es Seegras oder Algen entlang des
Wasserpasses, seien es die langstieligen Entenmuscheln oder seien es die extrem
scharfkantigen Kalkschnecken bedeuten Fahrtverlust und bei fortgeschrittenem
Bewuchsstadium eingeschränkte Manövriereigenschaften - nach einer 35-tägigen
Atlantiküberquerung war meine 34-Fuß-Yacht nicht mehr in der Lage zu wenden.
Wenn man bedenkt, wie viel Geld wir ausgeben, um die Performance unserer Yacht um
einen halben Knoten zu steigern, dann wäre es absurd, wenn wir da nicht beim
sauberen, glattem Unterwasserschiff zu beginnen. Ein Spachtel (oder Scotchbrite
oder scharfe Bürste), Schnorchel und Maske reichen dazu.
Ohne
Blut an den Händen sind meine Reinigungsarbeiten am Unterwasserschiff
allerdings selten abgegangen. Selbst dann, wenn ich Lederhandschuhe zum Arbeiten
am Unterwasserschiff getragen habe. Denn die scharkantigen Muschelschnecken, die
beim Abschaben in hundert kleine Scherben zerfallen, sind leicht in der Lage,
auch neuwertiges Leder zu perforieren, erst recht die ohnehin empfindliche nasse
Haut an den Fingern.
Da kommt eine Idee gerade recht, die offensichtlich vom
Handwerk, speziell vom Metzgerhandwerk, abgeschaut worden ist. Dort, beim
Hantieren mit scharfen Messern und gar Elektrosägen tragen die Angestellten
Handschuhe aus einem Geflecht von winzigen 3mm-Stahlringen, die sogar davor
schützen, einen Finger (oder die ganze Hand) an eine elektrische Säge zu
verlieren. Wie wirkungsvoll eine derartige Kontruktion ist, zeigen auch
Filmaufnahmen von Hai-"Forschern", die ganze Anzüge aus einem solchen
Geflecht tragen und sich manch neckisches Spielchen mit den beißwütigen Meeresräubern
leisten. Jedenfalls hab ich gesehen, dass sich so ein Abenteurer von einem Hai
ins Bein beißen lassen hat und das Bein war anschließend nicht nur dran,
sondern blutete nicht einmal. Um so weniger können Muscheln der geschützten Hand
was anhaben. Also, ein fast perfekter Schutz beim Arbeiten am Unterwasserschiff
oder am scharfkantigen Propeller.
Die Handschuhe gibt es beim Metzgereibedarf, wobei allerdings
der Abschluss um das Handgelenk mehr auf die Arbeit im Freien ausgelegt ist. Wer
es marinisiert haben möchte, der sollte sich so einen Handschuh (einer reicht,
die andere Hand dient zum Festhalten) beim Marine-Fachhändler (www.freediver.de)
besorgen, wo der Handschutz - nach Maß - auch für Linkshänder mit einer
patenten Nirostaschnalle um das Handgelenk geliefert wird. Eine Kuriosität: Der
Marine-Handschuh ist preiswerter als beim Metzgereihandwerks-Bedarf, nämlich
deutlich unter 100 Euro.
Ob man das Niro-Geflecht gleich direkt für die
Reinigungsarbeiten benutzt, oder ein zusätzliches Werkzeug (Bürste, Spachtel)
sollte jeder für sich entscheiden, wie scharfkantig er seinem Unterwasserschiff
zu Leibe rücken möchte. Ich bevorzuge letzteres, obwohl das Nirogeflecht rein
taktil einen recht glatten Eindruck macht und Kratzer im Gelcot nicht vorkommen
sollten. Aber, wer weiß. Es gibt auch Stellen, wo ein zusätzliches Werkzeug zu
sperrig wäre, zum Beispiel am Tunnel eines Bugstrahlruders.
Trotzdem, ohne zusätzlichen Innenhandschuh verwende ich das
feine Niro-Geflecht nicht, wenn ich den scharkantigen Kalkschnecken zu Leibe
rücke. Vorsichtshalber! Denn nach Zerstören der Schnecken bilden sich winzige
Kalkscherben, die im Wasser rumschweben und die ich nicht im Handschuh haben
möchte.
Auch
an Deck lässt sich der Handschuh sinnvoll verwenden. Wem beim Anlegen in der
Marina eine Mooringleine zugewiesen worden ist, und die mühsam an Deck geholt
hat, wird wissen warum. Vor allem, wenn die Leine selten benutzt worden ist, ist
sie besetzt mit scharfkantigen Muscheln, die unseren Händen nur dann keine
Schnitte zufügen können, wenn diese entsprechend geschützt sind. Gleiches
gilt natürlich für Ankerketten, wenn diese einige Tage im Wasser waren.
Es lassen sich noch weitere Einsatzzwecke für
dieses Universalwerkzeug denken, zum Beispiel bei Arbeiten im engen
Maschinenraum, wo es von scharfen Kanten nur so wimmelt, oder an rostigen
Stellen (die wir natürlich auf der eigenen Yacth nicht haben - na ich weiß nicht?).
Die Griffigkeit des Handschuhs ist übrigens durch
den Niropanzer kaum spürbar eingeschränkt.
Nur zu einem würd ich den Handschuh nicht
verwenden: Mich - wie die oben erwähnten Tierliebhaber - mit scharfen
Haifischmäulern anzulegen! Das Niro-Geflecht beißt ein (kleiner) Hai sicher
nicht durch, aber was ist, wenn er sich für die anderen Extremitäten entschließt?
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