Trick-Siebzehn an Bord (57)


Chili in der Unterwasserfarbe

erfolgreich ausprobiert auf der REDPEGASUS

Hier auf dieser Webseite wurde ja mal versprochen, dass man das Unterwasserschiff seiner Yacht für fünf Jahre im Wasser präparieren kann, wenn man nur die richtige Farbe dazu nimmt und den Anstrich perfekt aufbringt.

Das hat auch im Wesentlichen gestimmt - nur, die Zeiten und das Umweltbewusstsein haben sich richtigerweise geändert. Verantwortlich für den hohen Wirkungsgrad der früheren Antifoulings (heute geniert man sich, den alten Namen "Giftfarbe" zu verwenden) war eine organische Zinnverbindung mit dem Namen "Tributilzinn", besser bekannt unter der Abkürzung "TBT". Hochwirksam gegen den Bewuchs am Unterwasserschiff, aber auch höchstgiftig gegen die Umwelt!

Jetzt ist die Verwendung von TBT in Schiffsfarben jedenfalls für kleine Boote, wie unsere es sind, verboten und damit sprießen die Pflanzen, Schnecken und Muscheln am Unterwasserschiff wie nie zuvor. Schön für die Umwelt, ganz schlecht für uns Yachtsleute!

Unterwasserbewuchs bedeutet nämlich nicht nur Geschwindigkeitsverlust, sondern erhöhte Unterhaltskosten für das Schiff. Schnellere Werftaufenthalte und häufigere Benutzung der teuren Travelifts, wenn überhaupt am Ort vorhanden, oder von Slipanlagen sind Folge der heutigen "modernen" Unterwasserfarben, die in manchen Gewässern fast hilf- und wirkungslos erscheinen. Und trotzdem eine Menge, fast zuviel für einen Yachtsmann auf Langfahrt,  Geld kosten. Wobei ich mich frage, warum dann die örtlichen Fischer, bei denen ja ein sauberes Unterwasserschiff Erwerbsvoraussetzung ist, ganz andere (und natürlich viel billigere) Farben verwenden wie Yachtsleute.

Seit es Schifffahrt gibt, sei es die kommerzielle (Frachtschiffe, Fischer), sei es die private, versucht man mit Tricks diesem Problem beizukommen. Mal sind es Elektro-Summer, die den Bewuchs mittels Stromverbrauch verhindern sollen (und nach ein paar Jahren vom Markt zu verschwinden, um dann, wenn Gras über diese Idee gewachsen ist, wieder unter einem anderen Namen am Markt aufzutauchen), mal sind es geheimnisvolle Mischungen und wieder ein anderes Mal werden Geheimrezepte von Yachtsmann zu Yachtsmann weitergegeben.

Bernard Moitessier beschreibt zum Beispiel in seinem hinreißenden Buch "Kap Hoorn - der logische Weg", wie er und seine Kameraden mit Inbrunst stinkenden Lebertran aufs Unterwasserschiff geschmiert haben, um so die Wirksamkeit der "Giftfarben" am Unterwasserschiff zu erhöhen.

Um ein solches "Geheimrezept", angeblich von Fischern in China stammend, handelt es sich auch beim folgenden Tricksiebzehn, den Skipper Peter von der Schweizer Yacht REDPEGASUS ausprobiert hat - und, der tatsächlich, bis jetzt, sichtbar funktioniert.

Peter hat ganz einfach in die verwendete Unterwasserfarbe (ohne TBT!) Chili-Puder (nichts anderes als gemahlene Chili-Schoten) gemischt, das es hier in jedem Supermarkt für runde zwei Euro/Kilo zu kaufen gibt. Aufgebracht wurde das Gemisch in einem Mischungsverhältnis von ungefähr 7 Prozent, also weniger als ein Zehntel Chili.

Kann man sich jetzt, acht Monate nach dem Aufbringen des Anstrichs schon ein Urteil erlauben?

Es handelt sich hier in der Marina um ein ziemlich aggressives, sehr warmes, Gewässer - siehe Fotos ganz oben! - , wobei erschwerend für den Unterwasseranstrich hinzukommt, dass die REDPEGASUS in diesen acht Monaten nur wenig bewegt wurde. Und eine Sichtkontrolle ergibt: Kaum Bewuchs, nur wenig Schleim am Unterwasserschiff, der während eines kurzen Schnorchel-Tauchgangs mit einer weichen Bürste leicht entfernt werden kann. Also schon ein verblüffender Hinweis auf die Wirksamkeit dieses chinesischen Rezeptes.

Und, was das schöne daran ist: Eine Umweltschädigung durch die gemahlenen Pflanzen ist nicht vorstellbar. Und billig ist es auch noch. Also ideal!

Und wenn der Erfolg nur in ein paar zusätzlich gewonnenen Monaten besteht? Das ist doch auch schon was!

Und wenn es gar nichts nützt und man sich den Nutzen nur einbildet? Dann hilft immer noch die Bayerische Weisheit: "Nutztsts nix, dann schadts nix! ("Nützt es nichts, dann schadet es auch nichts!")


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