Trick-Siebzehn an Bord (58)
Technisches Logbuch
über eineinhalb Jahrzehnte erfolgreich ausprobiert auf der Melody
Als
der Holländer Alfons vor 15 Jahren seine Yacht 41-Fuß-Yacht MELODY vom
Typ RIVAL kaufte, war diese schon eineinhalb Jahrzehnte alt. Vertrauenssache ist
Schiffskauf und ob die Saqche mit dem Vertrauen auch aufgegangen ist, kann
Alfons jetzt durchaus positiv beantworten. Eine gebrauchte Yacht hat ja auch
eine Vergangenheit, aber die war so transparent, dass Alfons keinen Zweifel je
hatte, dass er auf das richtige Schiff gesetzt hatte. Grundlage für das gute
Kennen seiner Yacht, war ein unscheinbares Büchlein, das Alfons wie ein
Poesiealbum in der Grundschule vorsichtig öffnet. "Darin hat der erste
Eigner penibel alles reingeschrieben, was technisch(!) für das Schiff und vom
Schiff von Bedeutung war.
Einen "Schatz" nennt Alfons die grüne
"Bibel" und blättert andächtig darin. Seite um Seite hat der
Voreigner - und später Alfons - alles in das Büchlein eingetragen, was in
irgendeiner Weise technisch(!!) von Bedeutung war oder ist. Der
"Index" auf der letzten Seite gibt Aufschluss, was die Eigner darunter
verstanden haben. So gibt es Kapitel zu "Maschine",
"Batterien", "Tanks", "Kühltruhe",
"Maschinenersatzteile", "Elektronik", kurzum, zu allem, was
für den Schiffsbetrieb überhaupt notwendig ist.
Jetzt
muß man mal seinen Seglerstolz hintanstellen und sich fragen, was denn unsere
normalen znd leider gesetzlich vorgeschriebenen Logbücher wert sind. Für einen
selber, nicht für den "großen Bruder", der recht genau mit Hilfe des
Logbuchs kontrollieren kann, was wir so treiben. Aber was ist uns wichtiger?
Wollen wir wissen, was für Segel wir bei 18 Knoten Wind in der Nähe des
Leuchtturms SOUNDSO gesetzt haben und dass unser Bötchen da mit 6
komma 8 Knoten am soundsovielten dahingerauscht ist? Oder wollen wir wissen, wie
lange unsere letzten Batterien gehalten haben, bevor wir neue kaufen mussten?
Oder, wann der letzte Ölwechsel war? Oder, wie schwer die Batterien waren, als
wir sie eingebaut haben? Und auf welche Spannungen das Batterieladegerät
eingestellt wurde, als die Gel-Batterien an Bord kamen? Oder, welche
Antifouling-Farbe beim letzten Mal (wann?) draufgekommen ist? Oder, wo beim
letzten Werftaufenthalt die Gurte vom Travelift angesetzt haben? Und so fort.
Das wären alles Details, die in einem "normalen" Logbuch nicht
enthalten wären. Dafür der Luftdruck vom letzten Pfingsturlaub.
Ich
muss gestehen, dass ich in meine Logbücher aus früheren Zeiten nicht mehr
reingeschaut habe. Dass ich mich auch gar nicht danach sehne, zu wissen, welche
Segel ich am 12.2.2007 um 14 Uhr 30 gesetzt habe. Schließlich führe ich bei
meinem Auto auch kein Fahrtenbuch und die Politiker würden sich hüten, ein
solches den Millionen Autofahrern aufzuerlegen. Warum müssen dann wir Segler
ein "Fahrtenbuch" von null praktischem Wert (außer für unsere
Überwachung) kritzeln? Wobei doch ein technisches Logbuch wie es Alfons vom
Voreigner mitbekommen hat, viel wichtiger wäre.
In der Fliegerei gibt es übrigens so etwas, weil jedermann
dort ein erhebliches Interesse hat, dass es da zu keinen technischen Problemen
kommt. Man nennt das "Lebenslaufakte" und die wird selbstverständlich
regelmäßig geführt und beim Verkauf des Flugzeugs weitergegeben. Da kann sich
dann der Käufer ein umfassendes Bild vom Zustand des Flugzeugs machen und sich
sicher sein, dass er keine Überraschungen erlebt.
 Die
"grüne Bibel" für die MELODY wurde vor drei Jahrzehnten
handschriftlich angelegt. Logisch, damals gab es noch keine Notebooks auf
Yachten. Heute wird man so ein technisches Logbuch wahrscheinlich als WORD-Datei
anlegen, wobei es keines Inhaltsverzeichnisses mehr bedarf, denn mit der in WORD
enthaltenen Suchfunktion (CTRL F) findet man jedes Stichwort innerhalb von
Sekundenbruchteilen. Und statt Zeichnungen wird man Bilder sprechen lassen, also
Fotos. Neulich, als ich an den Dipschaltern meines Victron-Ladegerätes
rumexperimentiert habe, reichte ein kurzes Blitzlicht, um statt einer
umständlichen Zeichnung den Zustand, die Stellung der Dip-Schalter, zu
dokumentieren. Und heute, wo ich das wissen muss, um das Ladeprogramm zu
modifizieren, brauch ich nur ein PAINT-Programm am Computer zu öffnen, um die
Dips in Farbe vor mir zu haben. Nicht scharf, aber hundertprozentig sicher!
zurück zur Trick-Siebzehn-Seite
zur
Home-Page
Page by Bobby Schenk,
E-Mail: mail@bobbyschenk.de
URL of this Page is: https://www.bobbyschenk.de/trick/trick58.html
Impressum und Datenschutzerklärung
|