Trick-Siebzehn an Bord (82)
"Wetterstation"
- fast geschenkt
ausprobiert von Bobby Schenk
Bei
tropischen Störungen am Ankerplatz hingen wir stundenlang an der Anzeige des
Meteoliners, eines elektronischen Barografen, während unter unserem Kat Welle für Welle durchrauschte und die
Ankerkette spürbar und krachend immer wieder den Rumpf herumriss. Über Funk
hielten wir Kontakt zu anderen Yachten im Umkreis von 100 Seemeilen, um von
denen zu erfahren, ob bei ihnen das Tief schon durch sei. Als wir mit der
THALASSA II in den brüllenden Vierzigern uns Kap Hoorn näherten, war der Blick
auf den Tintenschrieb im Barografen Routine. Denn nur dadurch konnten wir
erkennen, ob das Sturmtief sich näherte und es Zeit zum Reffen war. Im
schlimmsten Hurricane des Jahrhunderts, dem Orkan Bebe, harrten wir im Mangrovenwald von Suva aus und blickten angespannt Tag und Nacht auf die
zitternde, mit Tinte gefüllte Nadel, mit der auf Papier der Luftdruckverlauf
aufgezeichnet wurde. Als auf einer millimeterlangen geraden Linie ein Zacken nach
oben führte, wussten wir, dass das Allerschlimmste überstanden war.
Kurzum:
Der Barograf war unser meist beobachteter Begleiter. Aber was waren das damals
für Dinger! Empfindliche Glaskästen "mit acht Dosen", ziemlich teuer
(teurer als der Kurzwellenempfänger) und - aus heutiger Sicht - höchst
primitiv. Jede Woche mußte spezielles Papier ausgewechselt werden und bei
entsprechendem Seegang wurde aus der feinen Tintenlinie ein besserer Klecks, weil
auch die "Öldämpfung" des Schreibarms ohne große Wirkung war.
Später
- mit dem Einzug der Mikroprozessoren - wurden die Barografen auf Elektronik
umgestellt, nicht billiger, aber freundlicher in der Bedienung. Keine
Papiervorräte für ein paar Jahre mehr erforderlich, keine Spezialtinte, kein
regelmäßiges Aufziehen des Uhrwerks! Aber immer noch so teuer wie einst der
Mahagonikasten mit eingebautem Barometer und Schreibausrüstung.
Seit
einiger Zeit gibt es "Wetterstationen", die den Luftdruck (neben der
Temperatur und der Luftfeuchtigkeit, auf einem kleinen Bildschirm anzeigen, und
dazu noch den Luftdruckverlauf. Also die Funktion eines Barografen haben. Und
der Clou: Sie kosten eben nicht mehr 500 Euro oder so, sondern sind wesentlich
preiswerter. Den Vogel schießt - wieder einmal - Aldi ab, der gelegentlich so
eine Wetterstation im Angebot hat. Und der Preis? Kaum glaubliche 19,99 Euro
bei Aldi-Süd. Also nicht mehr, als wir für einen besseren Schäkel ausgeben.
Die
Leistungen des kleinen "Tablets" sind beachtlich: Luftdruck und sein Verlauf in den letzten 12 Stunden, Temperatur, Luftfeuchtigkeit. Dass nebenbei
im Gerät eine hochgenaue Uhr "tickt" und die (sehr kompliziert zu
berechnende) Mondphase angezeigt wird, ist ja heute bei solchen elektronischen
Geräten schon selbstverständlich!
Ein
netter Gag ist auch die mögliche Minimum- und Maximum-Anzeige von Luftdruck,
Temperatur und Feuchtigkeit seit Mitternacht. Wie gesagt, wenn man so ein Gerät
mit den herkömmlichen Barografen vergleicht: Sensationell.
Dass
die in der Werbung angesprochene Wettervorhersage in der Bordpraxis nichts wert
ist, wissen wir von herkömmlichen Barografen. Denn wer hat schon so einem
Luftdruckmesser geglaubt, wenn die Nadel auf "Regen" oder
"Sturm" gezeigt hat? Macht also nichts!
Und
der Einbau? Ist kinderleicht, weil er schlicht nicht stattfindet. Mitgelieferte
Batterien einlegen und los gehts. In Deutschland holt sich das Gerät vom
Zeitsender automatisch die höchstgenaue Uhrzeit. Die Genauigkeit der
Luftdruckmessung ist jedenfalls nicht schlechter als die Dosendrücke der
vergangenen Tage: zwei bis drei Hectopascal Abweichung sind zu berücksichtigen.
Ausreichend für den Bordgebrauch!
 Ein
zusätzliches Schmankerl ist die Möglichkeit, einen zweiten Sensor (mitgeliefert) zu
betreiben. Den kann man in beliebiger Entfernung auf der Yacht
irgendwo (mit Tape beispielsweise) anbringen und er sendet dann von
"irgendwo" Luftdruck und Temperatur. Ich hab so einen Sender im
Maschinenraum an die Wand geklebt, damit ich sofort informiert bin, wenn von dort
eine deutlich höhere Temperatur als normal übermittelt wird.
Zu
Beginn des Gebrauchs sollte auf den herrschenden Luftdruck justiert werden. Den
erfährt man einfach dadurch, dass man bei Google einen Ort auf Meereshöhe in
der Nähe eingibt, also zum Beispiel "Cuxhaven Luftdruck?".
Komplizierter ist ein Anruf beim Tower eines nahegelegenen Flugplatzes.
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