Die Circumnavigators - Who is Who im
Weltumsegeln(110)
SY Marisol
Inga Hinrichsen (33), promovierte Biologin und Norbert Damm (60), ehemaliger Nautiker und langjähriger Manager in einem Luftverkehrsunternehmen
Nationalität: Deutsch
Schiffstyp und Größe:
Contest 35S, 10,55m x 3,45 Tiefgang 1,90m, Gewicht 8,5 t, Baujahr 1990, (gemäßigter Langkieler, Ruder mit Skeg) Volvo Penta D1-30 (21kW), Heimathafen Bremen, DH7281, MMSI 211570950
Route der Weltumsegelung:
Start August 2016 in Bremen entlang der europäischen Küste über Frankreich, Spanien nach Portugal. Winter an der Algarve und in Andalusien. 2017 Madeira, Kanarische Inseln, Cabo Verde und Brasilien. 2018 über Französisch Guyana und Suriname in die Karibik.
Von Curacao via San Blas nach Panama und 2019 über den Pazifik nach Hiva Oa, Marquesas. Weiter über die Tuamotus und Gesellschaftsinseln nach Samoa, Fiji und Neuseeland. Januar 2020 bis Juni 2022 war Covid-Pause, das Boot lag an der Mooring in Opua, wir waren in Deutschland. Im August 2022 ging es endlich weiter nach Neukaledonien. 2023: Vanuatu, Australien, Ost-Timor, Indonesien, Singapore und Malaysia. 2024: Thailand und dann wieder südwärts nach Malaysia, Indonesien und über den Indischen Ozean über Cocos Keeling, Rodrigues, Mauritius, La Réunion nach Richards Bay, Südafrika.
2025 segelten wir von Kapstadt nach Namibia, Saint Helena, Ascension und Mindelo, Cabo Verde, wo wir nach siebeneinhalb Jahren unseren Ausgangskurs kreuzten und die Weltumseglung vollendeten. Ende Mai segelten wir nach Horta, erkunden nun die Azoren und werden den Winter in Portugal und Spanien verbringen bevor es im nächsten Sommer zurück an die Ostsee geht.
Zehn Fragen an die Weltumsegler
1a) Wart Ihr mit dem Schiff zufrieden?, b) Was wäre Euer Traumschiff gewesen?
a) Ja, die Contest ist ein guter Am-Wind-Segler, angenehmes Seegangsverhalten, kursstabil, trockenes Cockpit, ausreichend komfortabel für zwei Personen aber noch gut zu handhaben. Trotz der aus heutiger Sicht kleinen Schiffsgröße waren wir auf den langen Ozeanstrecken nicht viel langsamer als die großen Yachten oder Katamarane
b) Bei entsprechendem Budget gäbe es viele. Entgegen des aktuellen technischen Aufrüstungstrends würden wir aber eher wieder ein einfaches Boot präferieren. Wharram-Kat oder ein Dschunken-Rigg wären sehr interessant
2) Jährliche
Kosten für a) Lebensunterhalt, b) Schiffsunterhalt?
a) € 12000 für Lebensmittel, Kleidung, Auslandskrankenversicherung etc.
€ 6000 für Ausflüge (Restaurants, (Heim-)Flüge, Mietwagen, Hotels, Tauchen, Safaris)
b)Schiffsunterhalt jährlich
€ 7500 (Reparaturen, ein Satz neue Segel, neues Dinghy mit AB, vier Sätze AGM-Bordbatterien)
€ 2500-4400 Kasko-, Haftpflichtversicherung je nach Fahrtgebiet (Pazifik & Indik teurer)
€ 5000 für Behörden (Visa etc.), Hafengelder, Cruising-Permits, Schleusen und Kanalgebühren
€ 2200 für Nautik (Seekarten, Revierführer), Internet (SIM-Karten), InReach, Wetterwelt, Starlink
€ 800 Diesel & Benzin
3)
a) Welche Ausrüstungsgegenstände haben sich gut bewährt?
Hydrovane-Windsteueranlage, Aquatec-Watermaker, Superwind, Solarpanels, AIS (!), 25kg Bügelanker mit 100m Kette (10mm)
b) Welche machten Ärger?
Der neue Motor Volvo Penta D1-30 war sehr wartungsaufwändig (viele Pumpen-Impeller) verstopfter/korrodierter Abgaskrümmer nach 1600 Bh, Getriebeschaden nach 2600 Bh.
Die AGM-Bordbatterien hatten ein erstaunlich kurzes Leben
4) Welche zusätzlichen
Ausrüstungsgegenstände hättet Ihr Euch gewünscht?
Kühlschrank (besser isoliert), manchmal wünschten wir uns mehr Energiespeicher, aber dafür war kein Platz und Gewicht hatten wir eh schon zu viel.
Unser größter Wunsch wäre häufig ein Dinghy in Davits gewesen - wegen Gewichtstrimm und Windsteueranlage leider nicht darstellbar. Alternativ hatten wir ein schnell aufklappbares Banana-Boot zum Rudern und ein zusammenrollbares Schlauchboot mit Außenborder.
5) Welche
Versicherungen hattet Ihr a) für Euch, b) fürs Schiff?
a) Hanse-Merkur Auslands-Krankenversicherung
b) Pantaenius Haftpflicht und Kasko Versicherung
6) Was waren für
Euch a) die besten Plätze, b) die schlechtesten Plätze?
a) Brasilien wegen der Lebensfreude, die Marquesas wegen der grandiosen Landschaften, die Tuamotus wegen der Traum-Atolle, Samoa wegen der traditionell gelebten Kultur, Neukaledonien wegen des Segelns in der riesigen türkisen Lagune, Indonesien wegen der fröhlichen Menschen, Cocos-Keeling, das letzte Südsee-Paradies, Südafrika wegen der herzlichen Gastfreundschaft in den Yacht Clubs und die einzigartigen Tiererlebnisse in den Naturparks.
Oft stellten sich die vermeintlich unspektakulären Orte bei längerem Aufenthalt als Highlights heraus.
b)
Gab es eigentlich nicht. Ein wenig enttäuscht waren wir vom Great Barrier Riff, da wir wegen der Krokodile nicht an Land konnten (Ausnahme Lizard Island) und wir unerwartet viel Wind und Schwell an den Ankerplätzen hatten. In Malaysia und Thailand war es teilweise sehr heiß.
7) Wurden Eure Erwartungen erfüllt?
Die meisten Erwartungen wurden übertroffen. Die Menschen in Brasilien und Indonesien haben wir ins Herz geschlossen. Die Marquesas und Tuamotus waren phantastisch, Tauchen in Bonaire und Fakarava ein einmaliges Erlebnis. Unvergesslich das Dinner bei Valentine und Gaston in Toau. Unser unfreiwilliger acht-monatiger Aufenthalt in Nouméa stellte sich als Glücksgriff heraus. Südafrika verwandelte sich vom unvermeidlichen Zwischenstopp ums Kap ohne große Erwartungen zu einem Highlight.
8)
Was würdet Ihr beim "nächsten Mal" anders machen?
Die ersten Runde würden wir wieder genauso machen, bei einer zweiten Runde würden wir die Plätze besuchen die wir jetzt auslassen mussten.
9)
Die schlimmsten Erlebnisse?
Seewasser im Motor vor Tahuata, die vielen Gewitter in der Malacca-Strait vor der Küste Malaysias,
drei Tage Sturm bis zu 72 Knoten am Anker vor Maputo /Mosambik.
10) Wie geht Euer Leben weiter?
Wir genießen die Inselwelt der Azoren und werden den Winter an der Küste Portugals/Spaniens verbringen. Im Frühjahr 2026 soll es dann zurück in die Ostsee gehen und unser 10-Jahres Projekt wird im Herbst 2026 an der Lesum in Bremen seinen Abschluss finden.
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