Zehn Fragen an die
Weltumsegler
1) Warst Du a) mit dem Schiff zufrieden, b) was wäre
Dein Traumschiff?
a)
Ja
b) Hochseetauglicher Motorsegler (kursstabiler Langkieler) mit gut zugängiger einfacher Technik und festem Dach über dem Steuerstand und Achterdeck, ausreichend groß um Kinder und Freunde etappenweise mitzunehmen 2)Jährliche Kosten für
a) Lebensunterhalt, b) Schiffsunterhalt?
a) als eingeladener Skipper keine wesentlichen Kosten, nur
geringe eigene Ausgaben in Form von Andenken und Essen gehen etc. b) aufgrund größerer Reparaturen der zum damaligen Zeitpunkt nicht optimal ausgereiften technischen Ausrüstung (Wassermacher, Autopilot, Generator, Kühlsystem, Elektrik) relativ hohe Kosten. Dennoch waren die Unterhaltskosten geringer als in den beiden Jahren zuvor, als das Schiff im Hafen von Antibes lag.
3) Welche Ausrüstungsgegenstände haben sich
a) gut bewährt, b) welche machten Ärger?
a) Schiff, Takelage, Maschine (Mercedes), Nähmaschine für Segel. b)
Segel - Groß und Besan
mussten im 2. Jahr nachgenäht werden, da die Fäden unter dem UV-Licht
litten. Autopilot – versagte nach der 1. Woche, alle Reparaturen waren
nur von kurzfristigem Erfolg. Generator – setzte
immer wieder unverhofft aus (vermutlich überlastet -> Austausch) Wassermacher
– hat so gut wie nie funktioniert (inzwischen veraltetes Modell)
Kühlsystem – war wohl nicht für Segeln bei Schräglage und
Seegang konzipiert und musste komplett ausgetauscht werden, da wir
gelegentlich längere Zeit mit halbem oder am Wind segelten und für den Kühlvorgang
dann mehrere Stunden den Kurs ändern mussten. Satnav
– versagte nach einem Jahr den Dienst (GPS gab es damals noch nicht
weltweit) Ankerwinsch und einige Deckswinschen
waren, trotz regelmäßiger Wartung, von Korrosionen und Elektrolyse
befallen.
4) Welche zusätzlichen Ausrüstungsgegenstände hättest Du Dir
gewünscht?
Wenn alles funktionierte waren wir bestens ausgerüstet, evtl. Solarzellen
und Wind- oder Wellengenerator.
5) Welche Versicherungen hattest Du a) für Dich, b) fürs Schiff? a)
Privathaftpflicht und Krankenversicherung b)
Vollkaskoversicherung (wurde nicht in Anspruch genommen)
6) Was waren für Dich a) die besten Plätze, b) die schlechtesten Plätze?
a) Noumea – schöner Strand, spannende Unterwasserwelt, Malediven –
durch freundschaftlichen Kontakt mit einem Resortbesitzer hervorragende
Proviantierung (aus Ceylon) und alle Annehmlichkeiten des Hotels genossen,
Sydney, Südafrika, letztendlich
würde ich aber keinen dieser Plätze meinem derzeitigen Dauerliegeplatz
in der Türkei vorziehen. b)
Amerikanisch Samoa, Hafen von Jakarta.
7) Wurden Deine Erwartungen erfüllt?
Unsere Erwartungen wurden mehr als erfüllt. Einmal weg von zu Hause
ist der Blickwinkel völlig verändert. Anfangs versucht man noch Nachrichten zu
hören oder eine deutsche Zeitung zu ergattern, doch dann verschiebt sich der
Horizont. Am Schönsten fand ich die längeren Passagen auf See, wenn von der
Hektik des Hafens gelöst, hat man sich an den Wachrhythmus gewöhnt hat und die
Kompassnadel Tag und Nacht auf West steht.
8) Was würdest
Du beim "nächsten Mal" anders machen?
Keinen festen Fahrplan, mehr Zeit an schönen Plätzen verweilen.
Eine sinnvolle zusätzliche Aufgabe, z.B. „Arzt vor Ort“.
9)
schlimmste Erlebnisse?
In Indonesien erhielten wir per Luftfracht einen neuen Generator. Der
Transport vom Flughafen zum Freihafen
kostete ebensoviel Schmiergeld wie die gesamten Frachtkosten. Außerdem
wurde uns im Hafen von Jakarta der Dinghimotor gestohlen und zwar von der
Reling abgeschraubt, direkt neben meinem Schlafplatz im Freien.
Auf dem Wasser gab es
keine negativen Erfahrungen, vielleicht auch deshalb weil der Autopilot
defekt war und somit der Wachhabende auch ständig Ruder ging. Oder
doch…. Ein beinahe Unfall hatten wir. Bei 35 Knoten Wind unter Spinnaker
fuhren wir hinter der GARUDA II Wasserski, die einzeln an dünnen Leinen
gesichert waren. Beim Versuch Mono zu fahren stürzte „Rupse“ und wir
hätten ihn beinahe verloren. Inzwischen, einige Jahre reifer, würde ich
solchen Leichtsinn nicht mehr zulassen und mich mehr an die Seemannschaft
halten.
10) Wie ging
Dein Leben
weiter?
Durch
die Reise habe ich viel erlebt und gelernt. Durch die Weltumseglung und
das Regattasegeln rund um die Welt bin ich erst mit 34 Jahren ins
Berufsleben eingestiegen, mit dem Vorteil, niemals das Gefühl zu haben,
ich hätte etwas verpasst. Beruflich bin ich zur Zeit sehr ausgelastet mit
einer großen orthopädischen Praxis, drei Altenheimen und einem
Charterschiff (26 Meter langer Motorsegler) in der Türkei www.fit-and-sail.de
Eine Weltumseglung würde ich jederzeit wieder machen und wenn alles
klappt, plane ich mit 60 nochmals, auf große
Reise zu gehen. Also bis in 5 Jahren.
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