Zehn Fragen an den
Weltumsegler
1) Warst Du a) mit dem Schiff zufrieden, b) was wäre
Dein Traumschiff?
a)
- ja, denn eine PROUT SNOWGOOSE ist ein solides Fahrtenschiff, nicht schnell, aber sicher und
komfortabel und vollkommen ausreichend groß für 2 Personen!
b) unsere HARLEKIN, ein bisschen länger, breiter,
leichter....
2)Jährliche Kosten für
a) Lebensunterhalt, b) Schiffsunterhalt?
a) Lebensunterhalt
Das ist eine für uns schwierige Frage, da wir das nie so genau buchgehalten haben! Unsere Schwägerin,
die zu Hause unser Konto stets im Auge behalten hat, meinte bei unseren Heimaturlauben immer: "Ihr gebt
hier in Deutschland zu viel Geld aus! Wenn Ihr unterwegs seid, kann ich immer ein Sümmchen
ansparen!" Tatsächlich machen die Heimaturlaube, durch Flugkosten, Liegegebühren und auch der Lebensstil zuhause (Kleidung, Essen, Auto) einen großen Teil der Kosten aus. Das Leben auf dem Schiff außerhalb
Europas ist wesentlich billiger! Wenn wir aber unbedingt irgendeinen
Betrag angeben müssten, dann läge der - ganz grob gesagt - wohl bei 1000
Euro/Monat.
b)
- Kosten für Versicherungen
- Kosten für Travellift und Landliegeplatz während
Hurrikanzeiten und Heimaturlauben
- Materialkosten für Unterwasserschiffarbeiten und
Motorwartungen
- unterwegs war mal ein neues Genackersegel fällig
oder ein Stag musste ausgetauscht werden
- Lohnkosten für Reparaturen sind nicht angefallen,
da wir alles irgendwie selber reparieren konnten
3) Welche Ausrüstungsgegenstände haben sich
a) gut bewährt, b) welche machten Ärger?
a) - unsere gesammte Stromversorgung mit einem VICTRON Combi (Ladegerät + Inverter), Gelbatterien insgesamt 480 aH, 5 Solarpaneelen, wobei die variabel ausrichtbare am effektivsten war, AIRMARINE Windgenerator, HONDA Generator, - irgendwas konnte immer eingesetzt werden!
- unser SSB Funkgerät (mit SMART Tuner) und Pactor für die Kommunikation über Sprechfunk mit anderen Yachten und Landstationen und Emailmöglichkeit weltweit von jeder Position auch auf hoher See über WINLINK!
- unsere Waschmaschine, eine CANDY 3 KG Haushaltsmaschine, die wir z.B. nach einer Motorfahrt mit heißem Wasser bestücken konnten, der Stromverbrauch war somit niedrig, da sie kein Wasser aufheizen mußte. Während andere Crews oft erst mal loszogen einen Laundry Service zu suchen, flatterte unsere Wäsche oft schon im Wind!
- unser Wassermacher PUR 80 II (14l/h) war ausreichend, manchmal wäre ein etwas größerer nicht schlecht gewesen
- unsere Nähmaschine, eine 30 Jahre alte QUELLE PRIVELEG mit der wir sogar Segelpersennige, Dingicover und Sonnendächer genäht haben und viele Reparaturen selber machen konnten
- unser Bügelanker! Nachdem wir auf den Kapverden und auch auf Tobago durch den Hafen
geslippt sind, kam für uns nichts anderes mehr in Frage! Seitdem hatten wir (fast) keine Probleme mehr!
- unsere Edelstahlkette! Unsere erste, verzinke Kette, baute ständig "Türmchen", für Norberts Rückenprobleme nicht gerade gut! Außerdem hatte man ständig überall Rostflecken. Die Edelstahlkette, die wir seit Curacao haben, "fließt " nun in den Ankerkasten....
- unser Genackersegel, das Segel Nr. 1 für einen Kat auf der Passatwindroute!
- unser Davit, somit war es problemlos am Ankerplatz abends das Dingi zu sichern
- unser CARIBE Dingi mit festem Boden, aber ein Alu statt GFK -Boden wäre aus Gewichtsgründen besser gewesen!
- und natürlich die GPS Navigation mit elektronischen Seekarten zusätzlich zu den Papierkarten!
- seit dem Blitzeinschlag unser neues energiesparendes Radargerät mit Farb LCD Bildschirm von RAYMARINE mit vielen Funktionen, u.a. Einstellung von Überwachungs- (Alarm)
Zonen, MARPA und Nutzung als Kartenplotter etc.
- die Möglichkeit alle Segel vom Cockpit aus bedienen zu können. Nur beim Setzen + Bergen des Genackers mußte jemand von uns aufs Vorschiff!
b) Was machte Ärger?
-schon nach wenigen Jahren unsere elektrische
Ankerwinsch ( Norberts Provisorium
hält schon länger als das Original!)
- die Deckenverkleidungen ( der Schaumstoff hinter dem Kunstleder löst sich in NICHTS auf!)
- der Edelstahl-Schmutzwassertank, wegen den anfälligen Schweißstellen. Ein Kunststofftank wäre
sicher wartungsfreier gewesen!
4) Welche zusätzlichen Ausrüstungsgegenstände hättest Du Dir
gewünscht?
- ein stabiles großes Sonnenbimini, damit man auch
beim Segeln mit dem Großsegel genügend Schatten im Cockpit hat!
- eine Digitalkamera auch schon in den ersten Jahren der Reise, waren 1996 aber noch nicht bezahlbar!
5) Welche Versicherungen hattest Du a) für Dich, b) fürs Schiff?
a) -private Krankenversicherungen mit hoher
Selbstbeteiligung
-zusätzliche Auslandsreisekrankenversicherungen ohne Selbstbeteiligung, bestehend aus einer Basisversicherung für 10 € jährlich für die ersten
42 Tage, verlängerbar bis max 365 Tage pro Reise (AXA)
b) fürs Schiff?
- Yacht Kasko Neuwertversicherung mit fester Taxe dem Fahrgebiet entsprechend
- Bootshaftpflichtversicherung
- durch eine schon 1977 abgeschlossene Hausratversicherung sogar einen Rechtschutz für alle Fahrzeuge zu Wasser, zu Lande und in der Luft!
6) Was waren für Dich a) die besten Plätze, b) die schlechtesten Plätze?
a)
schlecht zu sagen, Norbert würde sagen die SÜDSEE, speziell die Tuamotus
Atolle, für Ingrid hatten alle Länder und Inseln ihren besonderen, wenn auch
unterschiedlichen Reiz.
b) - im nachhinein würden wir die Karibik noch schneller durchfahren!
7) Wurden Eure Erwartungen erfüllt?
-Unsere Erwartungen wurden erfüllt, doch dachten auch wir, mehr Zeit und Muße für weitere Hobbys zu haben.
Ingrid wäre gern mehr künstlerisch tätig gewesen (malen, gestalten) vermisste auch
ihren Sport! Norbert wäre gern noch öfter mal zum Tauchen gegangen. Im Rotem Meer beispielsweise hieß es bei ruhigem Wetter Nord machen, bei Starkwind und Sturm konnte man am Ankerplatz kaum das Schiff verlassen! Es bildet sich an Bord ein Tagesablauf heraus, ähnlich wie beim Landleben wird gekocht, gebacken, geputzt, Wäsche gewaschen, eingekauft, repariert,
- alles allerdings unter etwas schwierigeren Bedingungen! Im tropischem Klima sind auch wir Europäer nicht mehr rund um die Uhr so leistungsfähig, alles geht langsamer vonstatten! Der Fahrtensegleralltag ist eben "eine andere Art zu Leben" und kein Urlaub!
8) Was würdest
Du beim "nächsten Mal" anders machen?
- eigentlich nichts, allenfalls eine andere Route wählen um noch mehr Länder kennenzulernen!
9)
schlimmste Erlebnisse?
9) die schlimmsten Erlebnisse?
1997 Norberts Bandscheibenvorfall + Not OP auf den Kanaren
1999 Jahrhundertsturm im Hafen von Las Palmas
2000 Flucht vor Hurrican JOYCE in der Karibik
2004 Blitzeinschlag in Singapore + Tsunami in Phuket
2005 Piratenbegegnung im Rotem Meer
2006 Havarie mit einem Kümo vor Mykonos/Griechenland
10) Wie geht Dein Leben
weiter?
- Zuhause alles neu organisieren, damit wir in einigen Jahren evt. noch mal mit diesem oder einem anderem Schiff starten können, - alternativ : Reisen mit einem Wohnmobil!. Wenn sich aber ein PROUT Liebhaber für unsere HARLRKIN findet, würden wir sie ( wenn auch schweren Herzens!) verkaufen, da wir in den nächsten Jahren wenig Zeit zum Segeln haben werden!
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