Die Circumnavigators - Who is Who im Weltumsegeln(98)


ALUMNI

Schiffsname:
ALUMNI

Crew:

 Sylvia (65), Org (66)

Beruf: Beide pensioniert
 Nationalität:  Deutsch

Schiffstyp und Größe:

Aluminium-Einzelbau, gemäßigter Kurzkieler mit freistehendem Balanceruder, 3 wasserdichte Schotten / LüD=18,1 m, Büa=5,0 m, T=2,35 m / Dixon Yacht Design, Southampton (GB) / Kasko: Jachtbouw Folmer, Rijs (NL) / Schiffstechnik: Leda Yachtservice, Leer / Innenausbau: Brune Yachtbau, Erftstadt / Fertigstellung 2009

Route der Weltumsegelung:

Start Leer/Delfzijl (Aug. 2009) - Guernsey - Lanzarote - Kapverden - Karibik - Bermuda - Nova Scotia (CAN) - US-Ostküste von Maine bis zur Chesapeake Bay - Jamaica - San Blas-Inseln - Panama-Kanal - Galapagos - Marquesas - Tuamotus - Gesellschaftsinseln - Suwarrow (Cook-I.) - Tonga - Neuseeland - Fidschi - Neukaledonien - Queensland (AUS) - Vanuatu - Solomon-Inseln - Louisiaden (PNG) - Torres-Straße - Kleine Sundainseln von Timor bis Bali – Kalimantan/Borneo - Batam (Indonesien) - Langkawi (Malaysia) - Phuket/Phang Nga Bay (Thailand) - Singapur - Cocos Keeling - La Réunion - Südafrika von Durban bis Kapstadt - St. Helena (kurz zuvor Ostern 2015 den Meridian von Leer/ Ostfriesland gekreuzt) - Rio de Janeiro/Angra dos Reis/Ilha Grande (Bras.) - Mar del Plata (Arg.) - Patagonien/Kap Hoorn - Puerto Montt (Chile) - I. Robinson Crusoe/Juan Fernández - Osterinsel - Gambier - Tuamotus/Gesellschaftsinseln (Weltumsegelung vollendet nach 55.000 sm im Mai 2017 in der Hafeneinfahrt von Papeete/Tahiti) - Palmerston (Cook-I.) - Niue - Tonga - Neuseeland (= 59.000 sm bis 2018)

Zehn Fragen an die Weltumsegler

1) Warst Du a) mit dem Schiff zufrieden, b) was wäre Dein Traumschiff gewesen?

a) Sehr - wir hatten auf unserer gesamten Reise uneingeschränktes Vertrauen ins Schiff und zu keinem Augenblick das Gefühl, an Grenzen zu stoßen. Natürlich ist es kein "Cruiser-Racer", sondern eine solide Tourenyacht mit einem für Passatrouten optimierten Rigg und einer Verdrängung (30 Tonnen), die für Langfahrt ausgelegt ist (das Schiff schwimmt - voll ausgerüstet - genau auf seiner Konstruktionswasserlinie). Bei einer CWL von 15 ½ m und - mit 2-köpfiger Crew - eher defensiven Segelweise erreichen wir unter normalen Passatbedingungen Etmale von 160 bis 170 Seemeilen und sind damit völlig zufrieden; unser höchstes Etmal betrug 200 Seemeilen. Zwei wichtige Designanforderungen, die erfüllt sind: Angenehmes Seeverhalten und gute Kursstabilität/Steuereigenschaften (Selbststeuerung unter allen Wind- und Seegangsbedingungen ist bei kleiner Crew existentiell!).

b) was wäre Euer Traumschiff?
Das, welches wir haben - vielleicht sogar einen Meter länger, jedoch nicht für zusätzlichen Lebensraum, sondern mit größerer Vor- und Achterpiek (inzwischen fahren wir nämlich drei Staukisten an Deck, wovon zwei zugleich als bequeme Hecksitze dienen). Aber mit derartigen Überlegungen vertun wir keine Zeit; viel wichtiger ist das Bewusstsein, dass ein gutes Schiff die Freude an der Reise erhöht, letztlich aber nur Mittel zum Zweck ist, nämlich neue Gewässer, Länder und Kulturen kennenzulernen, und dass wir diesen Traum bereits heute leben dürfen.

2) Jährliche Kosten für a) Lebensunterhalt, b) Schiffsunterhalt?

a) 10.000 EUR (ohne Überseeflüge und Reisekosten an Land)

b) 50.000 EUR
Etwa 60% davon entfallen auf Reparatur, Instandhaltung (inkl. 1x Kranen pro Jahr) und Ersatz; nicht berücksichtigt sind Ausgaben zur Verbesserung über den ursprünglichen Zustand hinaus - wir haben einfach Freude an einem Schiff, das heute „besser ist als neu“. Diese Arbeiten vergeben wir überwiegend fremd. Wer viel selbst macht, könnte in diesem Bereich leicht die Hälfte sparen.
Die übrigen Posten betreffen im wesentlichen Bootsversicherung (siehe unten), Liegekosten, Diesel und Kommunikation.

3) Welche Ausrüstungsgegenstände haben sich 

a) gut bewährt,

 - Elektrische Lewmar-ST-Winschen (wichtig: großzügig dimensionieren; wir haben z.B. 77er Primärwinschen)
- Hydraulische Reckmann-Reffanlagen für beide Vorsegel und Groß (In-Mast)
- Hydraulische Ankerwinde Muir VRC 4000 (passend zum Ankergeschirr, das gegenüber GL etwa 50% überdimensioniert ist; Hauptanker Manson Supreme 70 kg mit 13 mm-Duplex-Kette)
- Zentralhydraulik von Bosch Rexroth
- Autopilot Simrad AP 28 / AC 42 mit Antriebseinheit Jefa 300 Nm 24 V (integriert in die mechanische Getriebesteuerung)
- AC-Wassermacher Purewater „NO FRILLS” 1000 (GPD)
- Generator Northern Lights 10 kW
- Monokinetische Gelenkwelle mit Drucklager, vorne an die Hauptmaschine (Yanmar 4LHA-DTP) angeflanscht, die zwei 24V/110 A-Alternatoren und eine Lenzpumpe antreibt (Konzept/Ausführung: Greetsieler Marine Elektronik)
- 12 Traktions-Gelbatterien (Mastervolt/Sonnenschein) 2V/1000 Ah (nach 9 Jahren noch okay)
- Warmwasserheizung Webasto Waterstation DBW 2010 (ausgelegt für Dauerbetrieb)
- Inmarsat FBB 250 (Thrane & Thrane)
- Furuno AIS Class-A Transponder / 4 kW-Radar (Radom)

b) welche machten Ärger?

 - Sea Marshall SARfinder 1003 (VHF-Peiler; Antenneneinheit nach kürzester Zeit völlig korrodiert; ersetzt durch AIS-MOB PLB’s)
- 24 V Wassermacher Village Marine Little Wonder LWM 400 (DC-Motoren defekt); nach zwei Jahren ersetzt durch AC-Modell (siehe oben)

4) Welche zusätzlichen Ausrüstungsgegenstände hättet Ihr Euch gewünscht?

Keine. Im Augenblick sind wir eher dabei, Ausrüstung, die mehr als ein Jahr nicht benutzt wurde, von Bord zu nehmen (z.B. die nie genutzte Windsteueranlage). Betrifft natürlich nicht die Sicherheitsausrüstung und Ersatzteile. 

5) Welche Versicherungen hattest Du a) für Dich, b) fürs Schiff?

a) Auslandskrankenversicherung (abgedeckt durch unsere normale Krankenversicherung). Mindestens genauso wichtig: Abdeckung der Rückführkosten bei schwerer Erkrankung/Unfall; wir kennen zwei Fälle, wo dies zu fast existentiellen Belastungen führte, weil Fluglinien den regulären Transport verweigerten.

b) Pantaenius Haftpflicht und Kasko (noch nicht in Anspruch genommen)

6) Was waren für Euch a) die besten Plätze, b) die schlechtesten Plätze?

a) Inzwischen bevorzugen wir die etwas höheren Breiten und die nicht ganz so ausgetretenen Pfade: Nova Scotia, Patagonien. In den Tropen: San Blas-Inseln, den (ursprünglicheren) westlichen Südpazifik, insbesondere Ha’apei (Tonga), Fidschi (die kleineren Inseln, z.B. die Lau-Gruppe), Vanuatu, Louisiaden (PNG).
Als besonders lohnend haben wir den Abstecher nach Nova Scotia/an die US-Ostküste während der Hurrikansaison in der Karibik empfunden (als Alternative zu Trinidad/Tobago, ABC-Inseln; heute schon wegen deren Nähe zu Venezuela).

b) In den Solomons haben wir uns das einzige Mal auf unserer Reise an einem Platz (nahe der Marovo-Lagune) belästigt/unsicher gefühlt; hier muss man sich vor Ort (z.B. in Honiara oder Gizo) über die aktuelle Situation informieren. In unangenehmer Erinnerung auch der Ankerplatz bei Isla Linton/Panama: eine Ansammlung von heruntergekommenen Schiffen (und Skippern), von denen man ahnte: Die schaffen es nie weiter nach Westen. Sonst können wir uns wirklich an keine schlechten Plätze erinnern.

7) wurden Eure Erwartungen erfüllt?

Uneingeschränkt

8) Was würdest Ihr beim "nächsten Mal" anders machen?

Grundsätzlich nichts. Südostasien war hochinteressant, jedoch kein ideales Segelrevier (hoher Motoranteil) – einmal aber völlig okay und sogar jedem zu empfehlen: Flores, die Komodowarane auf Rinca, die Orang-Utans auf Kalimantan, selbst das touristische Bali; auch Singapur sowie George Town/Penang und Langkawi in Malaysia haben uns sehr gefallen, während Thailand – pardon – unter dem Strich die bekannten Vorurteile überwiegend bestätigt hat.

9) Schlimmste Erlebnisse?

Auch nach längerem Überlegen: Es gab unbequeme, sogar unangenehme, manchmal auch herausfordernde Situationen – aber nichts, was annähernd das Attribut „schlimm“ verdient.
Bedrohlich vielleicht eine stürmische Nacht in der „Mausefalle“ vor Porvenir/ San Blas mit – auf nacktem Fels - slippendem Anker (hätten wir heute vermutlich von vornherein vermieden). Unangenehm jeweils eine heftige Gewitternacht auf See vor den Solomons und in der Malakka-Straße. Eine Nebelfahrt vor Nova Scotia.
Den einzigen echten Sturm auf offener See hatten wir östlich von Feuerland (einen halben Tag vor Erreichen von Isla de los Estados); grünes Wasser im Cockpit (knöcheltief) nur einmal südlich von Madagaskar.
Das war’s dann aber auch schon.
In der Zeit vor ALUMNI: Wir waren während des Tsunamis 2004 auf einem Charterboot in der Phang Nga Bay.

10) Wie geht Dein Leben weiter?

Glücklicherweise gibt es noch viele weiße Flecken auf unserer Seekarte: In den nächsten Jahren wollen wir uns den Nordpazifik vornehmen - Japan, die nordamerikanische Westküste und Zentralamerika. Irgendwann wird es uns dann in heimatliche Gefilde ziehen, wobei Nord- und Ostsee mehr reizen als das Mittelmeer, das wir von vielen Charterurlauben gut kennen. Zwischendurch fühlen wir uns immer wieder in unserem Heimatrevier, dem Baldeneysee in Essen und unserem dort ansässigen Segelclub YCRE, gut verortet. Wir wagen mal zu behaupten, das Deck eines Kreuzfahrers werden wir erst betreten, wenn wir nicht mehr ohne fremde Hilfe an Bord von ALUMNI kommen. Hoffentlich dauert dies noch ein paar Jahre.Über unsere Reise berichten wir in unserem Blog sy-alumni.de.

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