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Heides Klagen über Fehlinformationen
Sie sind in Hamburg (ambulant) zu Hause und gehören zu Deutschlands frühen Weltumsegelpaaren.
Von 1981 bis 1984 umsegelten sie mit Ihrer Yacht PUSTEBLUME
auf der Passatroute die Welt. Nach ihrer Rückkehr begann der Apotheker Guenther
Voigt aus seiner Weltumseglererfahrung heraus sein "Traumschiff" zu
planen, eben die jetzige - neue - Pusteblume, eine 14-Meter-Ketsch
aus Aluminium. In der Nummer 25/92 stellte die YACHT das Traumschiff der
Voigts unter dem Titel "ein Schiff für alle Fälle" ausführlich vor.
Nachdem Heide und Günther die Welt schon umrundet haben, nehmen sie sich
jetzt, gelassen, die Zeit, um Super-Reviere abzuwandern und gleichzeitig die
Schönheiten des zivilen Lebens in Deutschland zu geniessen. Über Ihren "Ausflug" nach und in Nordamerika haben sie im Weltumseglerbrief berichtet. Heide, als Bordfrau
hin und hergerissen zwischen ihrem Dasein als Bordfrau und Hausfrau - meine
Trauminsel ist Hamburg", stellte sie mal fest - hat den Humor, der uns
Skipper manchmal beim Schiffsbetrieb abgeht. Diesmal beklagt sie sich über das
Informationsdefizit, wenn die Rede von fernen Zielen ist...
WARUM SAGT EINEM DAS KEINER?
Schon 1981, als wir mit unserer PUSTEBLUME zum ersten Mal den
Atlantik überquert hatten und auf Antigua landeten, erwartete ich dort überquellende
tropische Fruchtkörbe und Gemüse in allen erdenklichen Variationen. Aber wir
wurden mächtig enttäuscht. Stattdessen bot man uns Tomaten an, die in Häufchen
zu fünft oder sechst aufgetürmt waren und das Stück ca. 1,-- DM kosten
sollten. An tropischen Früchten gab es Papayas, hin und wieder mal eine sehr
teure Ananas und Bananen natürlich. Die allerdings schmeckten viel besser als
die uns in Deutschland bekannten, denn es waren die hiesigen, kleinen, süßen.
Alle Grundnahrungsmittel waren damals schon erheblich teurer als in Deutschland,
und so ist es noch heute. Auch der bei Seglern berühmte Mount Gay Barbados Rum
kostet längst keine 6,--DM mehr. Zwar ist das Lebensmittelangebot auf den französischen
Inseln Guadeloupe und Martinique sehr europäisch und beeindruckend groß,
aber die Preise liegen erheblich höher als in der EU. Deshalb ist es sicher
keine schlechte Empfehlung, sich reichlich und randvoll auf den Kanaren auszurüsten.
Denn wie die ca. 250 ARC-Teilnehmern jährlich streift wohl jede Yacht diese
Inseln und hat somit die Chance, noch einmal relativ preisgünstig nachzukaufen.
Ab dort wird fast alles nur noch teurer.
Ein weiterer weitgehend unbekannter Punkt scheint mir die
ansteigende Kriminalität zu sein. Unser eigenes Schiff wurde ein Opfer von
Einbrechern, während wir in kurzzeitig in Deutschland waren. Und das in der uns
sicher erscheinenden Marina von Marin/Martinique. Wir hatten Glück und es
gelang nicht, weil Niedergang und Luken aufwendig und stabil gesichert sind.
Allerdings hören wir viel zu häufig auf dem in der Karibik existierenden
deutschen Funknetz (HUGO) von irgendwelchen kriminellen Übergriffen, wobei
Dingi- und Außenborderklau noch zu den harmlosesten Delikten zählen.
Es ist also äußerst wichtig, sich entsprechend vorzubereiten
und zu schützen. Inzwischen sieht man auf ziemlich allen Ankerplätzen, dass
die Dingis mit Ketten oder Drahtseilen angeschlossen werden. Genauso die Außenborder,
für die es geschlitzte Edelstahlrohre zur Sicherung der Feststellschrauben
gibt. Daran sollte man schon vor dem Start in Europa
denken, denn hier gibt es
solche Teile nur an bestimmten Stellen und den Schutz braucht man sofort.
Unbedingt notwendig finden wir, dass der Niedergang nachts
geschlossen und von innen verriegelt wird. Wir möchten niemals erleben, dass
Einbrecher oder Piraten plötzlich an unserem Bett stehen und uns zwingen, alle
Wertsachen abzuliefern. Das ist leider keine Horrorvision sondern auch in jüngster
Zeit wieder mehrfach passiert. Über entsprechende Alarmanlagen mag jeder selbst
nachdenken. Licht und laute Sirenen sind immer sehr wirkungsvoll, vor allem,
weil sie auch die anderen Segler aufmerksam machen. Wir haben z.B. ein Megafon
mit Polizeisirene an Bord, das auch bei zudringlichen Boatboys schon mehrfach
wirkungsvoll zum Einsatz kam, bevor sie unseren Rumpf mit ihren Booten
ramponieren konnten.
Auch zu der Fülle auf den Ankerplätzen in den Westindies
werden wir immer wieder befragt. Wir finden wirklich nicht, dass es hier
inzwischen chaotisch ist. Heute wie vor 20 Jahren gibt es Knotenpunkte, an denen
sich die Segler treffen wie z.B. Bequia, English Harbour oder Union Island, und da
ist es wie schon immer voll. Aber wir finden trotzdem noch Ankerplätze, an
denen wir wie jetzt gerade allein oder mit nur wenigen Yachten ankern. Und dort
bleiben wir dann länger.
Auch nach dem Segeln auf fast allen anderen Weltmeeren halten
wir die Karibik in Bezug auf das Segeln und die Ankerplätze für das beste
Revier der Welt. Der Wind bläst in der hurrikanfreien Zeit zwischen November
und Mai sehr konstant mit 4 bis 6 Bft zwischen NE und SE. Zwischen den Inseln,
immer eine in Sichtweite der nächsten, bläst es in der Düse (an den Kanten)
meist 1 bis 2 Bft. mehr, was somit auch zu kalkulieren ist. Und in Lee gibt es
stets ausreichend Ankerplätze, die in der Regel auch nicht rollig sind. Dazu
scheint meistens noch die Sonne. Das Wasser ist 24 Grad, und die Luft hat tags
bis höchstens 30 und nachts 23 Grad. Seglerherz, was willst Du mehr? Abenteuer
vielleicht noch? - Ja, dann werden Dich wie auch uns immer mal wieder die
anderen Ozeane mehr locken.
Das sind kurz angerissene Gedanken, die aus Gesprächen mit
"Neuankömmlingen" resultieren. Ich hätte auch noch etwas zu meiner
Kombinations-Mikrowelle zu berichten mit einem tollen Bananenkuchen-Rezept, aber
davon ein ander Mal....
Gruß Heide
zur
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