Malaysien, Paradies für Yachten! Wirklich? 


Als vor einiger Zeit auf dieser Webseite der Artikel "Traumrevier Nummer 1: Malaysien"  erschienen war, in dem einerseits die Vorzüge dieses Südostasiatisches Seglereviers herausgehoben, andererseits auf negative Entwicklungen im Mittelmeer hingewiesen wurde, fand der Bericht ein starkes Echo. Und was ganz ungewöhnlich war: Keine einzige der Zuschriften an den Autor war negativ. Grund genug, nochmals zu überdenken, ob nicht mit zu rosaroter Brille geschrieben wurde. Zumal sich die Verhältnisse im Mttelmeer, vor allem in Kroatien, weiter zu Lasten der Yachtsegler verschärft haben, andererseits die THALASSA sich nunmehr seit Monaten in Malaysien aufhält und somit tiefere Einblicke möglich wurden.


Um es vorweg zu nehmen: Ob es sich bei Malaysien um das "beste" Fahrtenseglerrevier handelt, bleibt wohl Ansichtssache. Es gibt Stimmen unter den Yachties, die dem benachbarten Thailand einen leichten Vorzug einräumen. Der Autor andererseits favorisiert nach wie vor Malaysien.

Nun war die THALASSA schon an einer ganzen Reihe von Orten, wo ihre Crew gerne noch viel länger geblieben wäre und das hat Fragen aufgeworfen. Wurde nicht Polynesien, wo die Schenks viele Jahre gelebt haben, ebenfalls in den Himmel gehoben? Wurde nicht auf dieser Seite die Türkei schon über den Schellenkönig gelobt? 

Darüber ist man sich unter Yachtsleuten weitgehend einig: Polynesien ist, zumindest was die Schönheit der Natur, die Erhabenheit der Landschaft angeht, das Topprevier auf der Welt. Das Inselgewirr der Tuamotus mit seinen über 70 Atollen nebst zugehörigen Lagunen ist einzigartig. Die schroffen Felskathedralen der Marquesas-Inseln, die ins Meer zu stürzen scheinen, haben noch jeden verzaubert, der in Fatu Hiva oder Hiva Oa die Südsee betreten hat. "Das große grüne Schweigen" war der Kommentar des Segelpoeten Moitessier hierzu!

Die Türkei, ebenfalls ein vom Autor hochgelobtes Land, hat andere Reize. Es ist die Mischung aus mediterraner Lebensart, die Lieblichkeit der Landschaft, die ständige Präsenz der historischen Vergangenheit, auch an den Ankerplätzen und nicht zuletzt der Charme der Türken, die dieses Revier an die vorderste Stelle rückt. Übrigens nicht nur bei der Crew der THALASSA, sondern vor allem auch in den Augen amerikanischer Weltumsegler, die nicht selten die Türkei zu den Highlights ihrer Circumnavigation zählen.

Man sieht, solche Wertungen sind subjektiv, was ja auch den Reiz ausmacht, eine "eigene Meinung" zu haben. Und viele Punkte spielen zusammen, vor allem für den Fahrtensegler, der ja nicht einfach in den Flieger steigen kann, sondern sich - manchmal recht mühsam und langsam wie eine Schnecke - seinen Weg um den Erdball über die Ozeane erarbeitet. Die Sicherheit eines Reviers steht wohl an allererster Stelle bei dieser Bewertung, dann die Lebenshaltungskosten, die Bevölkerung, das Klima, die Umgänglichkeit der Behörden und so fort. Dass bei einer solchen Vielfalt 100-Prozentwertungen praktisch nicht vorkommen, drängt sich auf. Aber über 90 Prozent Zufriedenheit sind praxisnah. Und ganz bestimmt liegt Malaysien noch ein paar Pünktchen drüber. Übrigens bei fast allen Langfahrtseglern, die darauf angesprochen wurden. Bei denjenigen, die sich in diesem Revier schon 5, 10 oder gar 20 Jahre aufhalten, sowieso!

Überlege ich spontan, was für mich der vordergründigste Reiz von Malaysien, speziell der Hauptinsel Langkavi mit seinen 99 Nebeninseln ist, dann gibt es nur eine Antwort: Die Menschen, die von einer inneren Friedlichkeit sind, wie man es selten in dieser Allgemeinheit erlebt. Ob Du einen Wecken Brot kaufst, ob Du Deine Rechnung im Lokal bezahlst (ohne Trinkgeld zu geben, weil nicht üblich!), ob Du einem Straßenkehrer auf dem Trottoir in Kuta, der "Hauptstadt" von Langkavi begegnest, Du blickst in ein grüßendes, lächelndes Gesicht. Und dies ist nicht das angeblich ständige Lächeln, das eben für Asiaten typisch sein soll, sondern es strahlt vor Herzlichkeit. Wo in aller Welt sonst gibt es das denn, dass Dir bei der Einreise der Immigration-Officer zunächst mal einen Teller mit Bonbons zuschiebt? An die manchmal mürrischen Gesichter einzelner BGS-Beamten auf dem Flugplatz MUC II mag ich in diesem Zusammenhang gar nicht denken. Als ich bei Überholungsarbeiten an der THALASSA eine riesige Holztreppe mit einem Gewicht von schätzungsweise einer Tonne benötigte, da genügte ein kurze Geste der Hilflosigkeit und "Maintainancer" Hammid, Boß der "Bootsanstreicher" (im Bild ganz oben) war mit seiner Mannschaft zur Stelle.  "Nein, das kostet nichts", lachte er mich aus.

Malaysien ist ein buntes Land mit viel Natur. Affen, Elefanten, Tiger, Leguane, die Adler von Langkavi, alle stehen unter strengstem Naturschutz. Den Menschen geht es soweit ersichtlich bestens. Den Malayen (die den Hauptanteil der Bevölkerung stellen) ohnehin, aber auch den den Chinesen und Indern mit malaysischem Pass, die ob ihrer Herkunft manchen Nachteil hinnehmen müssen, was offensichtlich des sozialen Frieden willen, akzeptiert wird. Die Steuern liegen niedrig, den Spitzensteuersatz von 28 Prozent zahlt ohnehin kaum jemand. Ja, ein weltweites Unikum, ist es, was sich dieser 18-Millionen-Staat (wahrscheinlich dank seiner reichhaltigen Ölvorkommen) leisten kann: Als um die Jahrtausendwende das Steuersystem umgestellt wurde, da schien es den Beamten als zu kompliziert, ihre Bevölkerung mit Übergangsregelungen zu belästigen. Um diesen Verwaltungsschwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, wurde kurzerhand beschlossen, ein Jahr lang gar keine Steuern von der arbeitenden Bevölkerung zu erheben. Gibts gar nicht, gibts nicht in Malaysien!

Wer nun glaubt, hier würden Bevölkerungsschichten zu Gunsten von einigen wenigen ausgesaugt, liegt ganz schief. Die für Besucher sichtbaren sozialen Leistungen sind eindrucksvoll, angefangen von einer praktisch kostenlosen ärztlichen Versorgung bis zu subventionierten Konsumgütern für die Bevölkerung - alles wird geboten. Eine Malay zahlt auf Langkavi  für ein Auto, viersitzige Limousine, gerade mal 6000 Euro (der Einfachheit konvertiere ich gleich alle Preisangaben in Euro und Cent). Selbstverständlich kommt das hübsche Auto, Proton heißt die Marke, aus malaysischer Fertigung. Autos werden übrigens auch exportiert, Importe aus Deutschland sind selten zu sehen, allenfalls in der Münchner und Schwäbischen Luxusklasse. Dass wir in Deutschland Exportweltmeister sein sollen, ist jedenfalls in Langkavi nicht auszumachen. Umgekehrt schon: Mein noch in Deutschland gekaufter Computer, die Kamera auch, tragen das Label "made in Malaysien"! Dass für unsere heimische Industrie Malaysien mit seinen geruhsamen und (bis jetzt) extrem sicheren politischen Verhältnissen interessant ist, siehst Du im Gewerbegebiet von Penang (zweitgrößte Stadt) auf Schritt und Tritt. Siemens scheint dort mehr präsent zu sein, als in München. Schon mal darüber nachgedacht?

Zurück zum Yachting: Was wir (ehemalige) Mittelmeersegler schon fast vergessen haben: Marinas sind Dienstleister für Yachtsleute! Nicht etwa Gnadenhöfe, wo die saudummen Segler ihr zu Hause sauer verdientes Geld ohne nennenswerten Gegenleistungen abliefern dürfen.

Malaysien ist diesbezüglich altmodisch. In der Marina von Telaga (die übrigens nach der Tsunami-Katastrophe bis November 2005 wieder ihren vollen Betrieb aufnehmen wird) konnte ich mich davon überzeugen, dass - wahrlich heutzutage exotisch - die Marinaleitung den Besucheryachten in erster Linie ein herzliches Willkommen und eine sichere Unterkunft bieten will. Um solche Serviceleistungen heute einzuordnen, seien sie preislich ins Verhältnis gesetzt. Es gibt ja nun einige Scheinheilige (natürlich nicht unter Yachtsleuten!), die sich darüber mokieren, wenn man vom Geld auch nur redet. So nach dem Motto: "Mit einem Riesenschiff rumfahren, aber dann vom billigen Sprit zu reden!". Kaufpreise sind nun mal keine schlechten Werteinheiten für Leistungen. Und ich plaudere auch nicht aus dem Nähkästchen, wenn ich hier offenlege, dass sich 90 Prozent aller "Sachfragen" bezüglich einer Weltumsegelung um die Frage drehen: "Was kostet eine Weltumsegelung?" - Ich kanns schon fast nicht mehr hören.

 

Also, um die Dienstleistung in der Marina von Telaga-Harbour einordnen zu können, hier die Vergleichsdaten: Für die THALASSA wurde in der Marina in Marmaris in der preiswerten Türkei 100 Euro berechnet ohne Strom, Wasser oder Schwimmbadbenutzung - pro Tag. In Göczek waren Liegeplatzkosten in ähnlicher Höhe fällig.

Für einen Liegeplatz in Telaga wurden für das gleiche Schiff 5 Euro bezahlt. Am Schwimmsteg, der mit großzügigen Gummiwülsten das Schiff abfenderte, obwohl irgendwelche Wellen oder Schwell monatelang nicht bemerkt wurden. Der Süßwasserschlauch an der Pier hätte vom Druck her jeder Feuerwehrspritze Ehre gemacht. Selbstverständlich brauchte nicht "römisch-katholisch" angelegt werden, an der feinen Pier war genügend Platz für "längseits"!

Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Im Preis waren eingeschlossen: Strom (24 Stunden Klimaanlage), Wasser sowieso und Internet über Hotspot (high speed). Und das Ambiente, auf das wir Mittelmeersegler soviel Wert legen? Nein, keine Mangrovensümpfe oder ähnliches. Auf der Seite mit dem Marinabüro zieht ein schlossähnliches Gebäude die Blicke auf sich und lässt die Moschee links daneben auf dem Photo klein aussehen. Nein, es ist nicht eine Nachahmung des Buckingham-Palasts, sondern eine Tankstelle.

Eine kleine, aber feine Restaurantstraße direkt über der Pier mit chinesischem und einem russischem Lokal mit dem interessanten Namen USSR (der Wirt hat auf der Kühlerhaube seines Autos ganz groß das Hammer-und Sichel.Symbol drapiert, komisch, gell?). Bei Alex, dem Österreicher, der hier mit seiner netten Frau aus Thailand ein Tapas-Lokal betreibt, kriegt man als Yachty für 2 Euro ein exzellentes Gulasch mit Spätzle und im Mareblu, beim Italiener, hat es die besten Pizzas (5 Euro) gegeben, die ich je gegessen habe. Was auch für den Lobster Thermidor gilt, mit 11 Euro schon etwas deutlicher im Preis. Dass Bahgia, der junge malayische Ober unaufgefordert auf die Rechnung jeden Abend "20% Discount for Yacht" setzte, wurde bei diesen Preisen (wenn ich da an manch mieses Restaurant in München denk) weniger als materieller Vorteil, denn als herzliche Geste den Schifferlfahrern gegenüber eingeschätzt. Nochmals: Kein Trinkgeld!

Das sollte man berücksichtigen, wenn man erlebt, dass als Antwort auf die Frage von unten rauf ins Restaurant, ob man denn wohl ein paar Eiswürfel von der Bar holen könne, plötzlich Bahgia mit Kellnerschürze und Serviette überm Arm das Cockpit betritt mit einem Sektkübel voll mit Eiswürfel.

Aber jetzt wirklich zurück zum Yachting: Telaga war einer der beiden Marinas auf Langkavi, die durch den Tsunami praktisch ausgelöscht wurden. Ein Augenzeuge: "Es dauerte nur Sekunden, dann waren die Yachten aus der Marina verschwunden."Dienstleister für Yachten" ist fast zu geringschätzig für die Marina Telaga. Aber der Aufbau schreitet zügig voran und die Hauptpier vor den Restaurants hatte im Gegensatz zu allen anderen Stegen diesen Fast-Weltuntergang unbeschadet überstanden. An diesem wurde uns ein Platz zugewiesen, eine Entschuldigung gleich eingeschlossen: "Wir haben im Moment keinen anderen Platz, stellen Sie sich darauf ein, dass es wegen der Restaurants nachts laut werden könnte!" 

Raden (Bild), einer der Manager kam jeden Tag an der THALASSA vorbei und fragte, ob auch wirklich alles in Ordnung sei? Oder er meldete sich am Telefon. Als guter Deutscher und Mittelmeersegler meint man natürlich sofort schuldbewusst, jetzt wirst Du rausgeschmissen: "Nein, kein Problem, ich wollte nur wissen, ob Sie zufrieden sind!" Ähnliches passierte mir übrigens auch, nachdem ich mir eine supermoderne Brille für 120 Euro gekauft hatte (den Grund hierfür erzähl ich noch) - "nein kein billiges chinesisches Zeugs", sondern "made in Italy"! "Anruf vom Optikerladen 2 Tage nach dem Kauf: "Wir wollten nur wissen, ob Sie zufrieden sind. Denken Sie dran, Sie haben 2 Jahre Garantie, das gilt auch für neue Gläser, wenn unsere Vermessung ihrer Augen Sie nicht zufrieden stellt!"

Wenn man in die  Marina Telaga einläuft, dann wird man von einem Schlauchboot mit drei Jungens im orangenen Telagaharbour-T-Shirt in Empfang genommen und - fast immer herrscht in der Marina fast Flaute - vorsichtig an die Pier bugsiert. Diese Crew verschwindet auch erst dann, wenn die Festmachertampen zu "Pfannkuchen" gedreht sind. Soll ja nach was ausschauen! Nein, danke, kein Trinkgeld! Nein danke, kein Bier (Moslem!). Ja Cola ist in Ordnung!

 

 

 

Woher haben diese hilfsbereiten Jungen ihre Einstellung zur Seemannschaft? Malaysien ist nicht gerade eine Segelnation? Da täusche man sich nicht! Azhar Manzor, ein 47-jähriger Seemann, dessen naturverbundenes Leben ihm Spuren ins noch jugendhafte Gesicht geschrieben hat, ist ein Segler, der auch der deutschen Hochsee-Segelszene gut zu Gesicht stehen würde. Mit seiner Extremyacht JALUR GEMILANG machte er sich eines Tages in Malaysien auf, um eben mal schnell nonstop und allein um die Welt zu rauschen. Ohne Sponsorenhilfe. Der Törn stand unter keinem guten Stern, denn kaum hatte Azhar kältere Gefilde erreicht, da musste er feststellen, dass seine paar hundert Liter Diesel aus Malaysien eben für Durchschnitttemperaturen über 30 Grad (plus) gebraut waren, aber nicht für antarktische Celsiusgrade. Und mit Gelee gab sich sein Generator für die Batterien eben nicht zufrieden. Zu allen anderen Aufregungen kamen die ständigen Filterwechsel unter widrigsten Bedingungen. Neben der Segelei mit einem Extremboot, das schon mal die 20-Knoten-Marke am Speedo überschritt. Und das als Einrümpfler!

Der Hauptschlag aber kam mit schwerem Wetter bei Kap Hoorn. Um das Drama in einem Wort zu schildern: Mastbruch! In Sekunden vom Hero to Sero! Meine Besucher auf dieser Seite sind ja alles Segler, die sich sowas vorstellen können. Aber kann man wirklich?

Eine Yacht in den brüllenden Vierzigern vor diesem hundertfach verfluchtem Felsen mit vier Meter Tiefgang und Gelee in den Dieselleitungen ohne stützendem Mast (mein Gott, diese Rollerei!) bei klirrender Kälte (keine Heizung an Bord!) und Null Rettung in Sicht! Für einen malayischen Segler setzt sich kein Rettungsdienst-Maschinerie in Bewegung, schließlich war das Fernsehen nicht dabei!

Könnte mir vorstellen, dass man in einer solchen Situation am liebsten über Bord springen würde. Nein, das dann doch nicht! Der Überlebenswille ließ Azahr sich die paar hundert Meilen nach den Falklands durchschlagen, wo dann ein neuer Mast geriggt werden konnte. Und schließlich der Kreis um die Welt geschlossen wurde. Mit einer hohen Durchschnittsgeschwindigkeit war es ab diesem Zeitpunkt selbstverständlich aus, denn zeitlich rechnete der Notstopp mit. Das muss man wissen, wenn man sich die Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 5 Knoten über die ganze Weltumsegelung betrachtet. Man stelle sich vor: eine größere Teiltrecke wird ganz ohne Mast zurückgelegt. Das Ergebnis: Ein neuer Weltrekord einer Einhandweltumsegelung mit Notstopp. Für den Mann aus dem kleinen 18-Millionen-Staat Malaysien. Zur Belohnung gabs eine schöne Urkunde für den Weltrekord und einen (malayschen) Adelstitel. Und so reagiert ein malaysischer Segelhero auf eine entsprechende Frage: "Erstens ist dieser Adelstitel sehr niedrig in der Hierarchie, da braucht man kein Aufheben davon machen. Außerdem hat er den Nachteil, dass man auf Empfängen immer gut angezogen sein muss und das kostet Geld!

Warum ich gerade hier diese Geschichte erzähle: Azahr ist der Chef der Marina in Telaga. Hinter seiner Philosophie von einer yachtfreundlichen Marina steckt die eigene Erfahrung: "Als ich mit meinen vier Metern Tiefgang ohne Maschine in Singapur in die Marina eingelaufen bin, da war ich so hilflos und in meinen Manövriereigenschaften so beschränkt, dass ich mir damals ein Schlauchboot gewünscht hätte, das mich zum Anleger bugsiert hätte. Deshalb haben meine Jungens die Anweisung, allen Yachten bei deren Einlaufen mit dem Boot entgegenzufahren und zu helfen. Außerdem hab ich Ihnen gesagt, dass sie sich oben im Marinagebäude aufhalten sollen, damit sie immer einen guten Überblick über das Gelände haben und jederzeit helfen können."

Dienstleister auf malayisch!

In Malaysien gibt es keine Hurricanes und keine Erdbeben. Trotzdem müssen sich die massiven Felswände auf der Insel Langkavi irgendwann aufgebaut haben. In ihrer Steilheit erinnern sie ein wenig an die gewaltigen Felswände der Marquesas-Inseln. Und sie bieten einen herrlichen Rundblick - sofern man oben auf dem Gipfel steht. Ein leichter Weg dorthin ist es für den Segler aus Bayern (und Nichtbergsteiger). Mit dem Doppelmayer gehts in ein paar Minuten nach oben und dann mit der gleichen Gondel vom Gipfel zu einem weiteren Gipfel. Neu für den Bayern, mit einer Seilbahn gleich zu zwei Berspitzen zu gondeln. Nicht für die Firma Doppelmayer aus Österreich, die diese supermoderne "Cable car" dorthin in die Felsen gestellt haben. Der Überblick über ein zauberhaftes Fahrtenrevier ist der Lohn für die drei Euro Fahrpreis. Obwohl der Blick zum Horizont natürlich nur eine kleine Anzahl der wunderbaren Inseln um Langkavi erreicht. Ankerplätze gibt es ohne Ende! Ankert man bei der Hauptinsel, hat man den Vorteil, praktisch überall ein Taxi rufen zu können. Oder man mietet sich gleich einen Wagen für 8 Euro (pro Tag!). Fürs Benzin wird man allerdings noch extra 2 Euro hinlegen müssen.

Vorbestellen muss man den Wagen nicht, denn die Gefahr, dass einem andere zuvorkommen, ist gering. Denn wenn Langkavi wirklich ein Problem hat, dann ist es der Mangel an Touristen. Es ist ein Jammer, bei dieser hervorragenden Infrastruktur zu sehen, wie die netten Menschen von Langkavi sich hart tun, für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Ein Taxifahrer macht einen Tagesumsatz von 8 bis 10 Euro, was gerade ausreicht, Frau und Kinder über die Runden zu bringen. So würde man sich über mehr Yachtsleute freuen.

Wenn in Saudi-Arabien Schulferien sind, dann gehts etwas besser. Auch wenn viele Taxler nicht gerade erbaut sind über die zahlreichen "Saudis"! "Es sind schwierige Gäste, sie halten sich für die besseren Moslems als wir", klagt ein freundlicher Taxifahrer mir sein Leid. Und ein Beispiel hat auch gleich parat, wo sich da Probleme abzeichnen können: "Da steigt neulich einer mit seiner Frau - sie wissen schon, mit so einer, wo man außer den Augen gar nichts sieht - in mein Taxi hinten ein und verlangt, dass ich den Rückspiegel entferne, weil ich da seine Frau anstarren würde. Aber ich brauch doch meinen Rückspiegel zum Autofahren!" Und sowas ausgerechnet in Malaysien, wo man Wert auf große Sittenstrenge legt. Vor ein paar Wochen wurde die Polizei angewiesen, die modernen Handys von Jugendlichen zu kontrollieren, ob da vielleicht obszöne Aufnahmen von Freunden oder Freundinnen drauf seien. In diesem Falle, so lautete die Anweisung an die biederen Polizeibeamten, seinen die Bilder sofort zu löschen. Sicher sehr praxisnah, denn wie soll ein Polizist denn auf einem fremden Handy was löschen können.

Die Wasser von Langkavi sind friedlich. Man richtet sich nach den durch den Monsun vorgegebene Haupt-Windrichtung und ankert dann in Lee einer Insel - Wassertiefen von mehr als 30 Meter gibt es praktisch nicht. Von seltenen heftigen Gewittern mit kurzen Sturmböen, genannt Suamtras, abgesehen, bilden sich keine gefährlichen Wetterlagen. Das verführt zum Leichtsinn auf dem Schiff. Was kann schon passieren?

Da hab ich noch mal Glück gehabt: Vor einer Woche wollte ich etwas in der Backskiste reparieren und bin mit dem Kopf vornüber abgetaucht. Leider fiel der Deckel gerade in diesem Moment auf meinen Hinterkopf. Kein schweres Ding, aber ausreichend, um meinen Kopf gegen die Kante zu drücken. Leider befand sich zwischen Kopf und Kante meine Brille mit bestem (und teuerstem) Zeissglas, das in 1000 Splitter zersprungen ist. Und ein Teil davon hat sich in mein Auge und in die Wimpern eingegraben. Blutig und blöd auf dem Inselchen Rebak - nur mit Fähre von der Hauptinsel Langkavi aus zu erreichen. Ein herbeigeeilter Yachtsmann, gelernter Sanitäter, hat kurz und bündig festgestellt: "Das muß im Krankenhaus gereinigt und genäht werden! Ich wills kurz machen: Hammid organisierte mir ein Schnellboot und fuhr mich in seinem PKW ins Krankenhaus. Ganze 20 Minuten nach dem Unfall stand ich - vor der Kasse: "Bei und muss jeder was zahlen, Malayen 20 Cent und Fremde 10 Euro." Mit blutigen Fingern und milchigem Blick fischte ich eine 50-Ringitnote aus der Tasche. Eine halbe Stunde später war mein Auge peinlichst untersucht und gereinigt, die Wunde vernäht und in der Hand hielt ich drei Plastiktüten mit Tabletten: Antibiotikas, Schmerzpillen und Tabletten für den Magen - wegen der Schmerzpillen. Weil es gar so typisch für die Herzendgüte der Malayen ist: Lassen Sie mich den Schluss dieser Geschichte noch erzählen:

Der medical assistant (einen Doktor gabs im Krankenhaus nicht) wies mich noch an, in einer Woche zum Fädenziehen in ein anderes Krankenhaus zu gehen, um die Fäden zu ziehen. So bestellte ich eine Woche später ein Taxi, dessen Fahrer sich nach der Ankunft bei der Fähre gleich mal entschuldigte, dass er mir nicht gesagt hätte, dass heute - Freitag - sicher die Klinik wegen Feiertag geschlossen hatte. Aus Angst vor Entzündungen bestand ich aber darauf, zum Krankenhaus - ein kasernenenartiger Gebäudekomplex - zu fahren. Erwartungsgemäß war alles verschlossen, kein Mensch weit und breit. Was nun? Der Taxler: Ruhig bleiben, ich mach das schon! Und schon stand ich alleine da. 10 Minuten später erschien mein Taxifahrer mit einem Mopedfahrer, der seinen Helm abnahm und aus der Tasche einen Riesenschlüsselbund rausholte: "Ich bin hier der medical assistant" und ein paar Minuten später war ich auf dem blitzsauberen OP-Tisch meine Fäden los: "Nein, das kostet nichts, Sie haben ja schon 50 Ringit (10 Euro) für die Behandlung bezahlt. Und der Taxifahrer wehrte nach eineinhalb Stunden und 20 Kilometer die 50 Ringit-Note ebenfalls ab: "No, no, thats too much!"

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