Malaysien, Paradies für Yachten!
Wirklich?
Als vor einiger Zeit auf dieser Webseite der Artikel
"Traumrevier Nummer 1: Malaysien" erschienen war, in dem
einerseits die Vorzüge dieses Südostasiatisches Seglereviers herausgehoben, andererseits auf negative Entwicklungen im Mittelmeer hingewiesen wurde,
fand der Bericht ein starkes Echo. Und was ganz ungewöhnlich war: Keine einzige
der Zuschriften an den Autor war negativ. Grund genug, nochmals zu überdenken,
ob nicht mit zu rosaroter Brille geschrieben wurde. Zumal sich die
Verhältnisse im Mttelmeer, vor allem in Kroatien, weiter zu Lasten der
Yachtsegler verschärft haben, andererseits die THALASSA sich nunmehr seit
Monaten in Malaysien aufhält und somit tiefere Einblicke möglich wurden.
Um es vorweg zu nehmen: Ob es sich
bei Malaysien um das "beste" Fahrtenseglerrevier handelt, bleibt wohl
Ansichtssache. Es gibt Stimmen unter den Yachties, die dem benachbarten Thailand
einen leichten Vorzug einräumen. Der Autor andererseits favorisiert nach wie
vor Malaysien. Nun war die
THALASSA schon an einer ganzen Reihe von Orten, wo ihre Crew gerne noch viel
länger geblieben wäre und das hat Fragen aufgeworfen. Wurde nicht Polynesien,
wo die Schenks viele Jahre gelebt haben, ebenfalls in den Himmel gehoben? Wurde
nicht auf dieser Seite die Türkei schon über den Schellenkönig gelobt? Darüber
ist man sich unter Yachtsleuten weitgehend einig: Polynesien ist, zumindest was
die Schönheit der Natur, die Erhabenheit der Landschaft angeht, das Topprevier
auf der Welt. Das Inselgewirr der Tuamotus mit seinen über 70 Atollen nebst
zugehörigen Lagunen ist einzigartig. Die schroffen Felskathedralen der
Marquesas-Inseln, die ins Meer zu stürzen scheinen, haben noch jeden
verzaubert, der in Fatu Hiva oder Hiva Oa die Südsee betreten hat. "Das
große grüne Schweigen" war der Kommentar des Segelpoeten Moitessier
hierzu! Die Türkei, ebenfalls
ein vom Autor hochgelobtes Land, hat andere Reize. Es ist die Mischung aus
mediterraner Lebensart, die Lieblichkeit der Landschaft, die ständige Präsenz
der historischen Vergangenheit, auch an den Ankerplätzen und nicht zuletzt der
Charme der Türken, die dieses Revier an die vorderste Stelle rückt. Übrigens
nicht nur bei der Crew der THALASSA, sondern vor allem auch in den Augen
amerikanischer Weltumsegler, die nicht selten die Türkei zu den Highlights
ihrer Circumnavigation zählen. Man
sieht, solche Wertungen sind subjektiv, was ja auch den Reiz ausmacht, eine
"eigene Meinung" zu haben. Und viele Punkte spielen zusammen, vor
allem für den Fahrtensegler, der ja nicht einfach in den Flieger steigen kann,
sondern sich - manchmal recht mühsam und langsam wie eine Schnecke - seinen Weg
um den Erdball über die Ozeane erarbeitet. Die Sicherheit eines Reviers steht
wohl an allererster Stelle bei dieser Bewertung, dann die Lebenshaltungskosten,
die Bevölkerung, das Klima, die Umgänglichkeit der Behörden und so fort. Dass
bei einer solchen Vielfalt 100-Prozentwertungen praktisch nicht vorkommen,
drängt sich auf. Aber über 90 Prozent Zufriedenheit sind praxisnah. Und ganz
bestimmt liegt Malaysien noch ein paar Pünktchen drüber. Übrigens bei fast
allen Langfahrtseglern, die darauf angesprochen wurden. Bei denjenigen, die sich
in diesem Revier schon 5, 10 oder gar 20 Jahre aufhalten, sowieso! Überlege
ich spontan, was für mich der vordergründigste Reiz von Malaysien, speziell
der Hauptinsel Langkavi mit seinen 99 Nebeninseln ist, dann gibt es nur eine
Antwort: Die Menschen, die von einer inneren Friedlichkeit sind, wie man es
selten in dieser Allgemeinheit erlebt. Ob Du einen Wecken Brot kaufst, ob Du
Deine Rechnung im Lokal bezahlst (ohne Trinkgeld zu geben, weil nicht üblich!), ob
Du einem Straßenkehrer auf dem Trottoir in Kuta, der "Hauptstadt" von
Langkavi begegnest, Du blickst in ein
grüßendes, lächelndes Gesicht. Und dies ist nicht das angeblich ständige
Lächeln, das eben für Asiaten typisch sein soll, sondern es strahlt vor
Herzlichkeit. Wo in aller Welt sonst gibt es das denn, dass Dir bei der Einreise
der Immigration-Officer zunächst mal einen Teller mit Bonbons zuschiebt?
An die manchmal mürrischen Gesichter einzelner BGS-Beamten auf dem Flugplatz MUC II mag ich in
diesem Zusammenhang gar nicht denken. Als ich bei Überholungsarbeiten an der
THALASSA eine riesige Holztreppe mit einem Gewicht von schätzungsweise einer
Tonne benötigte, da genügte ein kurze Geste der Hilflosigkeit und "Maintainancer"
Hammid, Boß der
"Bootsanstreicher" (im Bild
ganz oben) war mit seiner Mannschaft zur Stelle. "Nein, das kostet
nichts", lachte er mich aus.
Malaysien
ist ein buntes Land mit viel Natur. Affen, Elefanten, Tiger, Leguane, die Adler
von Langkavi, alle stehen unter strengstem Naturschutz. Den Menschen geht es
soweit ersichtlich bestens. Den Malayen (die den Hauptanteil der Bevölkerung
stellen) ohnehin, aber auch den den Chinesen und Indern mit malaysischem Pass,
die ob ihrer Herkunft manchen Nachteil hinnehmen müssen, was offensichtlich des
sozialen Frieden willen, akzeptiert wird. Die Steuern liegen niedrig, den Spitzensteuersatz von 28 Prozent zahlt
ohnehin kaum jemand. Ja, ein weltweites Unikum, ist es, was sich dieser
18-Millionen-Staat (wahrscheinlich dank seiner reichhaltigen Ölvorkommen)
leisten kann: Als um die Jahrtausendwende das Steuersystem umgestellt wurde, da
schien es den Beamten als zu kompliziert, ihre Bevölkerung mit
Übergangsregelungen zu belästigen. Um diesen Verwaltungsschwierigkeiten aus
dem Weg zu gehen, wurde kurzerhand beschlossen, ein Jahr lang gar keine Steuern
von der arbeitenden Bevölkerung zu erheben. Gibts gar nicht, gibts nicht in
Malaysien!
Wer
nun glaubt, hier würden Bevölkerungsschichten zu Gunsten von einigen wenigen
ausgesaugt, liegt ganz schief. Die für Besucher sichtbaren sozialen Leistungen
sind eindrucksvoll, angefangen von einer praktisch kostenlosen ärztlichen
Versorgung bis zu subventionierten Konsumgütern für die Bevölkerung - alles
wird geboten. Eine Malay zahlt auf Langkavi für ein Auto, viersitzige Limousine, gerade mal
6000 Euro (der Einfachheit konvertiere ich gleich alle Preisangaben in Euro
und Cent). Selbstverständlich kommt das hübsche Auto, Proton heißt die Marke, aus
malaysischer Fertigung. Autos werden übrigens auch exportiert, Importe aus
Deutschland sind selten zu sehen, allenfalls in der Münchner und Schwäbischen Luxusklasse. Dass
wir in Deutschland Exportweltmeister sein sollen, ist jedenfalls in Langkavi nicht auszumachen.
Umgekehrt schon: Mein noch in Deutschland gekaufter Computer, die Kamera auch,
tragen das Label "made in Malaysien"! Dass für unsere heimische
Industrie Malaysien mit seinen geruhsamen und (bis jetzt) extrem sicheren politischen
Verhältnissen interessant ist, siehst Du im Gewerbegebiet von Penang
(zweitgrößte Stadt) auf Schritt und Tritt. Siemens scheint dort mehr präsent zu
sein, als in München. Schon mal darüber nachgedacht?
Zurück
zum Yachting: Was wir (ehemalige) Mittelmeersegler schon fast vergessen haben:
Marinas sind Dienstleister für Yachtsleute! Nicht etwa Gnadenhöfe, wo die
saudummen Segler ihr zu Hause sauer verdientes Geld ohne nennenswerten
Gegenleistungen abliefern dürfen.
Malaysien
ist diesbezüglich altmodisch. In der Marina von Telaga (die übrigens nach der
Tsunami-Katastrophe bis November 2005 wieder ihren vollen Betrieb
aufnehmen wird) konnte ich mich davon überzeugen, dass - wahrlich heutzutage
exotisch - die Marinaleitung den Besucheryachten in erster Linie ein herzliches
Willkommen und eine sichere Unterkunft bieten will. Um solche
Serviceleistungen heute einzuordnen, seien sie preislich ins Verhältnis
gesetzt. Es gibt ja nun einige Scheinheilige (natürlich nicht unter
Yachtsleuten!), die sich darüber mokieren, wenn man vom Geld auch nur redet. So
nach dem Motto: "Mit einem Riesenschiff rumfahren, aber dann vom billigen
Sprit zu reden!". Kaufpreise sind nun mal keine schlechten Werteinheiten
für Leistungen. Und ich plaudere auch nicht aus dem Nähkästchen, wenn ich
hier offenlege, dass sich 90 Prozent aller "Sachfragen" bezüglich
einer Weltumsegelung um die Frage drehen: "Was kostet eine Weltumsegelung?"
- Ich kanns schon fast nicht mehr hören. Also,
um die Dienstleistung in der Marina von Telaga-Harbour einordnen zu können, hier
die Vergleichsdaten: Für die THALASSA wurde in der Marina in Marmaris in der
preiswerten Türkei 100 Euro berechnet ohne Strom, Wasser oder
Schwimmbadbenutzung - pro Tag. In Göczek waren Liegeplatzkosten in ähnlicher
Höhe fällig.
Für
einen Liegeplatz in Telaga wurden für das gleiche Schiff 5 Euro bezahlt. Am
Schwimmsteg, der mit großzügigen Gummiwülsten das Schiff abfenderte, obwohl
irgendwelche Wellen oder Schwell monatelang nicht bemerkt wurden. Der
Süßwasserschlauch an der Pier hätte vom Druck her jeder Feuerwehrspritze Ehre gemacht. Selbstverständlich
brauchte nicht "römisch-katholisch" angelegt werden, an der feinen
Pier war genügend Platz für "längseits"! Ach
ja, fast hätte ich es vergessen: Im Preis waren eingeschlossen: Strom (24 Stunden
Klimaanlage), Wasser sowieso und Internet über Hotspot (high speed). Und das
Ambiente, auf das wir Mittelmeersegler soviel Wert legen? Nein, keine
Mangrovensümpfe oder ähnliches. Auf der Seite mit dem Marinabüro zieht ein
schlossähnliches Gebäude die Blicke auf sich und lässt die Moschee links
daneben auf dem Photo klein aussehen. Nein, es ist nicht eine Nachahmung des
Buckingham-Palasts, sondern eine Tankstelle.
Eine kleine, aber feine Restaurantstraße
direkt über der Pier mit chinesischem und einem russischem Lokal mit dem
interessanten Namen USSR (der Wirt hat auf der Kühlerhaube seines Autos ganz
groß das Hammer-und Sichel.Symbol drapiert, komisch, gell?). Bei Alex, dem
Österreicher, der hier mit seiner netten Frau aus Thailand ein Tapas-Lokal
betreibt, kriegt man als Yachty für 2 Euro ein exzellentes Gulasch mit Spätzle
und im Mareblu, beim Italiener, hat es die besten Pizzas (5 Euro) gegeben, die ich
je gegessen habe. Was auch für den Lobster Thermidor gilt, mit 11 Euro schon
etwas deutlicher im Preis. Dass Bahgia, der junge malayische Ober unaufgefordert
auf die Rechnung jeden Abend "20% Discount for Yacht" setzte, wurde
bei diesen Preisen (wenn ich da an manch mieses Restaurant in München denk)
weniger als materieller Vorteil, denn als herzliche Geste den Schifferlfahrern
gegenüber eingeschätzt. Nochmals: Kein Trinkgeld! Das
sollte man berücksichtigen, wenn man erlebt, dass als Antwort auf die Frage von
unten rauf ins Restaurant, ob man denn wohl ein paar Eiswürfel von der Bar
holen könne, plötzlich Bahgia mit Kellnerschürze und Serviette überm Arm das
Cockpit betritt mit einem Sektkübel voll mit Eiswürfel. Aber
jetzt wirklich zurück zum Yachting: Telaga war einer der beiden Marinas auf
Langkavi, die durch den Tsunami praktisch ausgelöscht wurden. Ein Augenzeuge:
"Es dauerte nur Sekunden, dann waren die Yachten aus der Marina
verschwunden."Dienstleister für Yachten" ist
fast zu geringschätzig für die Marina Telaga. Aber der Aufbau schreitet zügig
voran und die Hauptpier vor den Restaurants hatte im Gegensatz zu allen anderen
Stegen diesen Fast-Weltuntergang unbeschadet überstanden. An diesem wurde uns
ein Platz zugewiesen, eine Entschuldigung gleich eingeschlossen: "Wir haben
im Moment keinen anderen Platz, stellen Sie sich darauf ein, dass es wegen der
Restaurants nachts laut werden könnte!"
Raden
(Bild), einer der Manager kam
jeden Tag an der THALASSA vorbei und fragte, ob auch wirklich alles in Ordnung
sei? Oder er meldete sich am Telefon. Als guter Deutscher und Mittelmeersegler
meint man natürlich sofort schuldbewusst, jetzt wirst Du rausgeschmissen:
"Nein, kein Problem, ich wollte nur wissen, ob Sie zufrieden sind!"
Ähnliches passierte mir übrigens auch, nachdem ich mir eine supermoderne
Brille für 120 Euro gekauft hatte (den Grund hierfür erzähl ich noch) - "nein kein billiges chinesisches
Zeugs", sondern "made in Italy"! "Anruf vom Optikerladen 2
Tage nach dem Kauf: "Wir wollten nur wissen, ob Sie zufrieden sind. Denken
Sie dran, Sie haben 2 Jahre Garantie, das gilt auch für neue Gläser, wenn
unsere Vermessung ihrer Augen Sie nicht zufrieden stellt!" Wenn
man in die Marina Telaga einläuft, dann wird man von einem Schlauchboot
mit drei Jungens im orangenen Telagaharbour-T-Shirt in Empfang genommen und -
fast immer herrscht in der Marina fast Flaute - vorsichtig an die Pier bugsiert.
Diese Crew
verschwindet auch erst dann, wenn die Festmachertampen zu
"Pfannkuchen" gedreht sind. Soll ja nach was ausschauen! Nein, danke, kein
Trinkgeld! Nein danke, kein Bier (Moslem!). Ja Cola ist in Ordnung!
Woher
haben diese hilfsbereiten Jungen ihre Einstellung zur Seemannschaft? Malaysien
ist nicht gerade eine Segelnation? Da täusche man sich nicht! Azhar Manzor, ein
47-jähriger Seemann, dessen naturverbundenes Leben ihm Spuren ins noch
jugendhafte Gesicht geschrieben hat, ist ein Segler, der auch der deutschen
Hochsee-Segelszene gut zu Gesicht stehen würde. Mit seiner Extremyacht JALUR
GEMILANG machte er sich eines Tages in Malaysien auf, um eben mal schnell
nonstop und allein um die Welt zu rauschen. Ohne Sponsorenhilfe. Der Törn stand
unter keinem guten Stern, denn kaum hatte Azhar kältere Gefilde erreicht, da musste
er feststellen, dass seine paar hundert Liter Diesel aus Malaysien eben für
Durchschnitttemperaturen über 30 Grad (plus) gebraut waren, aber nicht für
antarktische Celsiusgrade. Und mit Gelee gab sich sein Generator für die
Batterien eben nicht zufrieden. Zu allen anderen Aufregungen kamen die
ständigen Filterwechsel unter widrigsten Bedingungen. Neben der Segelei mit
einem Extremboot, das schon mal die 20-Knoten-Marke am Speedo überschritt. Und
das als Einrümpfler!
Der Hauptschlag aber kam mit schwerem Wetter bei
Kap Hoorn. Um das Drama in einem Wort zu schildern: Mastbruch! In Sekunden vom Hero to
Sero! Meine Besucher
auf dieser Seite sind ja alles Segler, die sich sowas vorstellen können. Aber
kann man wirklich?
Eine Yacht
in den brüllenden Vierzigern vor diesem hundertfach verfluchtem Felsen mit vier
Meter Tiefgang und Gelee in den Dieselleitungen ohne stützendem Mast (mein
Gott, diese Rollerei!) bei klirrender Kälte (keine Heizung an Bord!) und Null
Rettung in Sicht! Für einen malayischen Segler setzt sich kein
Rettungsdienst-Maschinerie in Bewegung, schließlich war das Fernsehen nicht
dabei! Könnte mir vorstellen,
dass man in einer solchen Situation am liebsten über Bord springen würde.
Nein, das dann doch nicht! Der Überlebenswille ließ Azahr sich die paar
hundert Meilen nach den Falklands durchschlagen, wo dann ein neuer Mast geriggt
werden konnte. Und schließlich der Kreis um die Welt geschlossen wurde. Mit
einer hohen Durchschnittsgeschwindigkeit war es ab diesem Zeitpunkt
selbstverständlich aus, denn zeitlich rechnete der Notstopp mit. Das
muss man
wissen, wenn man sich die Durchschnittsgeschwindigkeit von fast
5 Knoten über die ganze Weltumsegelung betrachtet. Man stelle sich vor: eine
größere Teiltrecke wird ganz ohne Mast zurückgelegt. Das Ergebnis: Ein neuer Weltrekord
einer Einhandweltumsegelung mit Notstopp. Für den
Mann aus dem kleinen 18-Millionen-Staat Malaysien. Zur Belohnung gabs eine schöne Urkunde für den
Weltrekord und einen
(malayschen) Adelstitel. Und so
reagiert ein malaysischer Segelhero auf eine entsprechende Frage: "Erstens ist
dieser Adelstitel sehr niedrig in der Hierarchie, da braucht man kein Aufheben
davon machen. Außerdem hat er den Nachteil, dass man auf Empfängen immer gut
angezogen sein muss und das kostet Geld! Warum
ich gerade hier diese Geschichte erzähle: Azahr ist der Chef der Marina in Telaga.
Hinter seiner Philosophie von einer yachtfreundlichen Marina steckt die eigene
Erfahrung: "Als ich mit meinen vier Metern Tiefgang ohne Maschine in Singapur in die
Marina eingelaufen bin, da war ich so hilflos und in meinen
Manövriereigenschaften so beschränkt, dass ich mir damals ein Schlauchboot
gewünscht hätte, das mich zum Anleger bugsiert hätte. Deshalb haben meine
Jungens die Anweisung, allen Yachten bei deren Einlaufen mit dem Boot
entgegenzufahren und zu helfen. Außerdem hab ich Ihnen gesagt, dass sie sich
oben im Marinagebäude aufhalten sollen, damit sie immer einen guten
Überblick über das Gelände haben und jederzeit helfen können." Dienstleister
auf malayisch! In Malaysien
gibt es keine Hurricanes und keine Erdbeben. Trotzdem müssen sich die massiven
Felswände auf der Insel Langkavi irgendwann aufgebaut haben. In ihrer Steilheit
erinnern sie ein wenig an die gewaltigen Felswände der Marquesas-Inseln. Und
sie bieten einen herrlichen Rundblick - sofern man oben auf dem Gipfel steht.
Ein leichter Weg dorthin ist es für den Segler aus Bayern (und
Nichtbergsteiger). Mit dem Doppelmayer gehts in ein paar Minuten nach oben und
dann mit der gleichen Gondel vom Gipfel zu einem weiteren Gipfel. Neu für den
Bayern, mit einer Seilbahn gleich zu zwei Berspitzen zu gondeln. Nicht für
die Firma Doppelmayer aus Österreich, die diese supermoderne "Cable car"
dorthin in die Felsen gestellt haben. Der Überblick über ein zauberhaftes
Fahrtenrevier ist der Lohn für die drei Euro Fahrpreis. Obwohl der Blick zum
Horizont natürlich nur eine kleine Anzahl der wunderbaren Inseln um Langkavi
erreicht. Ankerplätze gibt es ohne Ende! Ankert man bei der Hauptinsel, hat man
den Vorteil, praktisch überall ein Taxi rufen zu können. Oder man mietet sich
gleich einen Wagen für 8 Euro (pro Tag!). Fürs Benzin wird man allerdings
noch extra 2 Euro hinlegen müssen.
Vorbestellen
muss man den Wagen nicht, denn die Gefahr, dass einem andere zuvorkommen, ist
gering. Denn wenn Langkavi wirklich ein Problem hat, dann ist es der Mangel an
Touristen. Es ist ein Jammer, bei dieser hervorragenden Infrastruktur zu sehen,
wie die netten Menschen von Langkavi sich hart tun, für ihren Lebensunterhalt
zu sorgen. Ein Taxifahrer macht einen Tagesumsatz von 8 bis 10 Euro, was gerade
ausreicht, Frau und Kinder über die Runden zu bringen. So würde man sich über
mehr Yachtsleute freuen. Wenn in Saudi-Arabien Schulferien sind, dann gehts
etwas besser. Auch wenn viele Taxler nicht gerade erbaut sind über die
zahlreichen "Saudis"! "Es sind schwierige Gäste, sie halten sich
für die besseren Moslems als wir", klagt ein freundlicher Taxifahrer mir
sein Leid. Und ein Beispiel hat auch gleich parat, wo sich da Probleme
abzeichnen können: "Da steigt neulich einer mit seiner Frau - sie wissen
schon, mit so einer, wo man außer den Augen gar nichts sieht - in mein Taxi
hinten ein und verlangt, dass ich den Rückspiegel entferne, weil ich da seine
Frau anstarren würde. Aber ich brauch doch meinen Rückspiegel zum
Autofahren!" Und sowas ausgerechnet in Malaysien, wo man Wert auf große
Sittenstrenge legt. Vor ein paar Wochen wurde die Polizei angewiesen, die
modernen Handys von Jugendlichen zu kontrollieren, ob da vielleicht obszöne
Aufnahmen von Freunden oder Freundinnen drauf seien. In diesem Falle, so lautete
die Anweisung an die biederen Polizeibeamten, seinen die Bilder sofort zu
löschen. Sicher sehr praxisnah, denn wie soll ein Polizist denn auf einem
fremden Handy was löschen können.
Die
Wasser von Langkavi sind friedlich. Man richtet sich nach den durch den Monsun
vorgegebene Haupt-Windrichtung und ankert dann in Lee einer Insel - Wassertiefen
von mehr als 30 Meter gibt es praktisch nicht. Von seltenen
heftigen Gewittern mit kurzen Sturmböen, genannt Suamtras, abgesehen, bilden
sich keine gefährlichen Wetterlagen. Das verführt zum Leichtsinn auf dem Schiff.
Was kann schon passieren? Da
hab ich noch mal Glück gehabt: Vor einer Woche wollte ich etwas in der
Backskiste reparieren und bin mit dem Kopf vornüber abgetaucht. Leider fiel der
Deckel gerade in diesem Moment auf meinen Hinterkopf. Kein schweres Ding, aber
ausreichend, um meinen Kopf gegen die Kante zu drücken. Leider befand sich
zwischen Kopf und Kante meine Brille mit bestem (und teuerstem) Zeissglas, das
in 1000 Splitter zersprungen ist. Und ein Teil davon hat sich in mein Auge und
in die Wimpern eingegraben. Blutig und blöd auf dem Inselchen Rebak - nur mit
Fähre von der Hauptinsel Langkavi aus zu erreichen. Ein herbeigeeilter
Yachtsmann, gelernter Sanitäter, hat kurz und bündig festgestellt: "Das
muß im Krankenhaus gereinigt und genäht werden! Ich wills kurz machen: Hammid organisierte mir ein Schnellboot und
fuhr mich in
seinem PKW ins Krankenhaus. Ganze 20 Minuten nach dem Unfall stand ich - vor der Kasse:
"Bei und muss jeder was zahlen, Malayen 20 Cent und Fremde 10 Euro."
Mit blutigen Fingern und milchigem Blick fischte ich eine 50-Ringitnote aus der
Tasche. Eine halbe Stunde später war mein Auge peinlichst untersucht und
gereinigt, die Wunde vernäht und in der Hand hielt ich drei Plastiktüten mit
Tabletten: Antibiotikas, Schmerzpillen und Tabletten für den Magen - wegen der
Schmerzpillen. Weil es gar so typisch für die Herzendgüte der Malayen ist: Lassen Sie mich den
Schluss dieser Geschichte noch erzählen:
Der
medical assistant (einen Doktor gabs im Krankenhaus nicht) wies mich noch an, in
einer Woche zum Fädenziehen in ein anderes Krankenhaus zu gehen, um die Fäden
zu ziehen. So bestellte ich eine Woche später ein Taxi, dessen Fahrer sich nach der Ankunft bei der Fähre
gleich mal entschuldigte, dass er mir nicht gesagt hätte, dass heute - Freitag
- sicher die Klinik wegen Feiertag geschlossen hatte. Aus Angst vor Entzündungen
bestand ich aber darauf, zum Krankenhaus - ein kasernenenartiger Gebäudekomplex
- zu fahren. Erwartungsgemäß war alles verschlossen, kein Mensch weit und
breit. Was nun? Der Taxler: Ruhig bleiben, ich mach das schon! Und schon stand
ich alleine da. 10 Minuten später erschien mein Taxifahrer mit einem
Mopedfahrer, der seinen Helm abnahm und aus der Tasche einen
Riesenschlüsselbund rausholte: "Ich bin hier der medical assistant" und ein
paar Minuten später war ich auf dem blitzsauberen OP-Tisch meine Fäden los:
"Nein, das kostet nichts, Sie haben ja schon 50 Ringit (10 Euro) für die
Behandlung bezahlt. Und der Taxifahrer wehrte nach eineinhalb Stunden und 20
Kilometer die 50 Ringit-Note ebenfalls ab: "No, no, thats too much!"
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