SY MeNeVado in der Tsunami

Was "Tsunamis" sind, weiß inzwischen jeder.  Denn selten sind wir so mit Schreckensmeldungen aus Sri Lanka, Indien, Indonesien, Thailand, Malaysien und Somalia eingedeckt worden. Die Zahl der Toten hat sich in zwischen auf über 150 Tausend erhöht. Als die ersten Meldungen von der Katastrophe hier in Malaysien durchkamen, hielten wir die Yachten, die in Phuket, vor Anker lagen, für verloren. Gott sei Dank hat sich das im Wesentlichen nicht bestätigt, und es mag, bei aller Tragik, den Blauwassersegler beruhigen, dass er auf hoher See wahrscheinlich bei einer Tsunami in Sicherheit ist. So jedenfalls die Lehre, die hier zum Beispiel aus dem Bericht der deutschen Yacht MeNeVado gezogen werden kann. Das bestätigt sich auch aus dem ersten Bericht des deutschen Weltumseglers Kaio Roos  (siehe hier).


Die Tsunami verschlafen

von Kerstin und Bernd Heller

Unser " Augenzeugenbericht" der stattgehabten Katastrophe - zu unserer Schande müssen wir gestehen, dass wir so gut wie nichts mitgekriegt haben, obwohl wir uns im Zentrum des Geschehens befinden:

Die drei Flutwellen, wie wir im nachhinein der Presse entnehmen konnten, trafen Phuket um 8 und um 11 Uhr morgens sowie um 1 Uhr mittags, am Sonntag den 26.12.

Um 8 Uhr morgens befanden wir uns mit der MeNeVado in der Yacht Haven Marina, die sehr geschützt am nördlichen Ende Phukets liegt. Wir haben hervorragend geschlafen und überhaupt nichts gemerkt. Nach dem Frühstück fuhren wir zum Einkaufen nach Phuket Town - immer noch völlig ahnungslos. Es gab keinerlei Warnungen! Um ca. 11 Uhr, also zum Zeitpunkt der 2. Flutwelle, befanden wir uns in der Boat Lagoon ( eine weitere Marina an der Ostküste Phukets, ebenfalls sehr geschützt), denn dort befindet sich ein Reisebüro. Wir hatten mit der Besitzerin einen Termin am Vormittag vereinbart, doch sie war nicht da und erzählte uns am Telefon etwas von " Emergency in Patong". Nachdem wir immer noch ahnungslos waren und in der Boat Lagoon nichts zu spüren war, hielten wir das Ganze für eine faule Ausrede, da sie anscheinend unseren Termin vergessen hatte.

Missmutig fuhren wir weiter.

Eine halbe Stunde später erzählte uns ein Chinese im Hardware Shop etwas über " big flood in Patong". Wir sagten "aha", verstanden aber noch immer nicht, Worum es ging. Die nächste Info erhielten wir im Supermarkt von einen deutschen Urlauber, der von einem Erdbeben in Sumatra erzählte, sein Goldfischglas sei umgefallen und Patong Beach wegen Bergungsarbeiten gesperrt.

Nun wussten wir zumindest mal, dass etwas passiert sein musste. Die ganze Tragweite des Geschehens wurde uns allerdings erst bewusst, als die ersten Anrufe aus Deutschland eintrafen. Unsere Verwandten und Freunde hatten die Morgennachrichten gesehen und wollten wissen, ob mit uns alles in Ordnung sei. Auf diese Art und Weise erfuhren wir auch endlich was passiert war. Ein Erdbeben der Stärke 8-9 in Sumatra. Die Flutwellen hätten die gesamte Westküste Phukets überrollt. Sri Lanka, Indien und die Malediven seien auch betroffen. Das waren unsere ersten Infos.

Zurück in der Marina fanden wir unser Schiff unversehrt vor, allerdings waren alle Boote mit Seilen untereinander verzurrt, was uns schon wunderte. Unser australischer Nachbar und unsere italienischen Freunde klärten uns auf. Gegen 11 Uhr kam aus dem nichts eine ca. 10 Knoten starke Strömung auf, die Boote wurden wie mit einem Lift nach oben gefahren, manche fuhren etwas unkontrolliert in der Box herum, nach einer halben Stunde war der Spuk vorbei und alle wunderten sich was passiert war. Zurück blieb braunes aufgewühltes Wasser und immer noch die Frage, was nun eigentlich Sache ist.

Nach und nach tröpfelten die Informationen, hauptsächlich über die anderen Segler, die vor Anker lagen oder gerade unterwegs waren. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diejenigen Segler, die gerade von einer Insel zur anderen fuhren, überhaupt nichts mitgekriegt haben. Sie wunderten sich nur über den regen Funkverkehr zwischen den Yachten, die von extremen Strömungen berichteten, was den Segler ja freut (wenn es in seine Richtung geht), denn es geht flott voran. Von Phil Blake erfuhren wir, daß seine Mannschaft gerade Anker gelichtet hatte als sie eine ca. 5-6 m hohe Welle in die Ao Chalong Bay rollen sahen. Sie fuhren einfach durch, das Deck wurde naß, aber hatten keine Schäden. Die Segler, die in tiefem Wasser ankerten, berichteten von konfusen Strömungen, die die Boote drehten, das Wasser hob und senkte sich, ansonsten passierte nichts.

Alle Boote konnten , bis auf kleinere Schäden durch Kollision die Ankerbuchten unbeschadet verlassen. Die Hauptschäden sind in Landnähe bzw. an Land zu verzeichnen. Zerstört wurden hauptsächlich die einheimischen Fischerboote, die in Strandnähe in kaum knietiefen Wasser an selbstgemachten Moorings vertäut sind, und die ersten 50 - 100 Meter Strand mit allem was sich darauf befand.

In Phuket selbst ist vor allem die Westküste betroffen. Am meisten Patong Beach, der beliebteste und bekannteste Touristenort. Dort steht vom Strand, der Uferstraße und den ersten beiden Geschäftsreihen nichts mehr. Bagger und Räumfahrzeuge arbeiten Tag und Nacht um den Normalzustand wieder herzustellen. Die medizinische Versorgung ist sehr gut. Stündlich gehen Flugzeuge, um die Urlauber auszufliegen. Ansonsten geht das Leben hier weiter wie vorher. Wenn man sich nicht gerade in den betroffenen Küstenregionen befindet, merkt man in den restlichen Teilen der Insel nichts von der Katastrophe. Laut Presse sollen wir uns alle hier im Ausnahmezustand befinden - das stimmt definitiv nicht! Die Bilder der Zerstörung die gezeigt werden, entsprechen jedoch der Wahrheit. Es sieht fürchterlich aus. Doch die Thailänder arbeiten wie die Ameisen um die Saison doch noch zu retten.

In Patong Beach ist die Straße bereits komplett geräumt und die ersten Andenkenstände sind schon wieder aufgebaut.

Wir haben allerdings gehört, daß es z.B. Ko Phi Phi Don viel stärker erwischt hat, was auch verständlich ist, wenn man sich die Geographie der Insel vor Augen führt. Zwei Buchten, mit hohen Bergen und in der Mitte ein Streifen Sand auf dem dicht gedrängt die Hotels, Restaurants und Geschäfte standen. Ein wirklich nettes Örtchen! Es wurde einfach überrollt. Da hatte keiner eine Chance. Ich denke auch Sri Lanka und Indien sind schlimmer dran, schon wegen der mangelnden Infrastruktur.  

P.S. Die auf den Bildern sichtbaren "Körper" gehören zu Schaufensterpuppen!

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