Blauwassersegeln im Internet - die besten Webseiten
von
Bobby Schenk
Die
Vergangenheit: Schneckenpost...
Es
liegt wohl in der Natur des Menschen, in der des Seglers speziell,
dass er andere an seinem Hobby teilhaben lassen will. Und das gilt
insbesondere für Langfahrtsegler,
erst recht für Weltumsegler, die ja für lange Zeit weit weg
von zu Hause sind.
Früher
war es mühsam, nach Hause zu berichten, nicht nur wie es einem geht,
sondern vor allem für die Büromenschen – was man
alles auf See oder in fremden, oft exotischen Ländern so erlebt. Da
musste, die Älteren wissen es noch, halt das Briefpapier, dem man
seine Gedanken anvertraute, herhalten. Und das in Gegenden, wo es
manchmal gar keine Postämter gab. Touristen, oder andere Yachties
durften dann den Stoß Briefe bis zum nächsten Briefkasten oder
Postamt mitnehmen. Später, nachdem der Amateurfunk auf den Yachten
eingezogen war, konnte man schon manche kurze Nachricht einem
Funkamateur auf der anderen Seite des Ozeans übermitteln, manchmal
sogar per Morsecode, der dann freundlicherweise
ein kurzes Telefongespräch mit den Angehörigen des Seglers führte
(was freilich, man glaubt es heute nicht mehr, verboten, fast schon
eine Straftat war). So halfen die kurzen (Äther-)Wellen schon mal
weiter, oder eine Steinschleuder, wie sie Moitessier bei seinem
150-Prozent-Nonstoptörn um die Welt benutzte, um einen zusammengeknüllten
Nachrichtenzettel auf das Deck eines vorbeifahrenden Frachter zu schießen.
Auf
kurzen Wellen um die Welt...
Später wurden
die Methoden der Nachrichtenübermittlung verfeinert. Statt Papier
versandte man die besprochene Ton-Kassette, schließlich Videobänder
mit eigenen Aufnahmen.
Das
Internet hat alles verändert. Fast überall, in Marinas die Regel,
sogar schon auf den Ankerplätzen, hat der
Blauwassersegler WLAN und damit Istzeit-Zugang zu aller Welt. Im
selben Moment, in dem er ein Foto von seinem Notebook hochlädt, können
es seine Freunde sehen. Der nächste Schritt, wir benutzen ihn täglich,
sind dann eigene Webseiten, die auch an Bord gepflegt werden können.
Und damit haben nicht nur Freunde des Seglers,
sondern die ganze Welt Zugriff auf sein Blauwasserleben.
Am
Computer mitsegeln...
Nun
gibt es zwar handsame Software-Werkzeuge (Tools), damit (eigentlich)
jedermann, der sich für den Computer (PC) interessiert, so eine
Webseite erstellen kann, aber viele dieser Homepages dienen, man merkt
das, wohl nur der Unterrichtung seiner Freunde und Verwandten. Und
sind dann für einen Außenstehenden nicht besonders attraktiv . Bei
manchen erkennt man, dass sie mangels Leser
vernachlässigt wurden, also ungepflegt sind. Andere wiederum werden
mehr oder weniger griesgrämig unterhalten, was dem Blauwasserträumer
auch keine rechte Freude macht. Und dann aber findet man in der Vielzahl
von Segler-Webseiten (allein die deutschen dürften in die Tausende
gehen) wahre Kunstwerke, höchst vergnüglich durchzustöbern, voller
Informationen über Schiff, Crew und Verlauf der Reise - gar einer
Weltumsegelung.
Gewiß
ist es Geschmacksache,
welche dieser Homepages für den jeweiligen Leser die
"besten" sind.Und
so hab auch ich meine Lieblings-Seiten, die ich regelmäßig mit
besonderem Vergnügen besuche.
Die
eine oder andere Homepage sticht hervor, ist fast schon ein Kunstwerk.
Aber zwei
davon sind
herausragend. Denen würde ich unter den Segelseiten einen Oscar verleihen. Und zwar in zwei Kategorien, nämlich
"kompetente Segel-Webseite mit Bildmaterial" und „Homepages,
bei denen die Informationen im Wesentlichen per Videos transportiert
werden“.
Mein (persönlicher)
Oscar für die beste Bild-Blauwasser-Segel-Seite geht an...
...
die Yacht NatHape, eine52-Fuß-Amel mit dem
Schweizer Skipper-Paar Nathalie und Hanspeter, gestartet in Gibraltar
und derzeit fast am Ende einer langjährigen Weltumsegelung in Südafrika.
Auf
ihrer Titelseite verspricht die Crew der NatHape:
Wer
die ganze Welt bereisen will, braucht nicht unbedingt sein Haus zu
verlassen. Manchmal reicht es aus, eine passende Webseite zu öffnen,
um Tausende Kilometer zurückzulegen. Dies soll eine Webseite in
diesem Sinne sein. Wir wollen unseren verehrten Besuchern die Welt
zeigen, wie wir sie auf unseren See- und Landreisen erleben.
Und das halten Nathalie und Hanspeter auch. Schauen wir mal ins Innere der Yacht - wer es noch nicht weiß: die Steuerungselemente für einen
Rundgang durch den Salon
finden sich unten links am Bild - mit der Maus mal ausprobieren!
Wie spektakulär auch die Fotos auf der Nathape-Webseite sind, zeigen
Wieviel Humor am Computer und hinter der
Kamera herrscht, ist hier auf dieser Seite zu sehen.
"Originell" ist untertrieben. Kunst mit ein paar Kamera-und
PC-Tricks!
Dass
die Reiseberichte und die maritimen Sachberichte in der Qualität
hinter den Fotos nicht zurückstehen, zeigt der Artikel
über Navigation mit modernen Seekartensystemen
(überrnommen von der Seite der NatHape)
mit seinen zahlreichen Hinweisen, niemals aufdringlich, über
die elektronische Navigation.
Solchen
Segel-Webseiten gehört die Zukunft, womit ich natürlich nicht sagen
möchte, die Homepages, um Freunde und Angehörige auf dem Laufenden
zu halten, seien überflüssig.
The
Oscar for the best videos goes to....???.
Mein
persönlicher Oscar für die beste Video-Segel-Webseite geht
an die amerikanische SV DELOS. Ihre Vorgeschichte ist schon
mehr als ungewöhnlich. Brian, ein dreißigjähriger Elektroingenieur,
in Arizona aufgewachsen, bekam zufällig ein paar Segelbücher aus der
amerikanischen Fahrtenseglerwelt in die Hand und wurde davon fürs
Fahrtensegeln derart angetörnt,
dass er sich wie die Nathapes eine Amel Super Maramu, nämlich die DELOS,
kaufte, ohne allzu viel Ahnung zu haben, was auf ihn zukommen würde.
Seine Idee war damals, mal über den Pazifik zu segeln, und daraus
wurde das Ziel einer Weltumsegelung. Bis dahin nichts Ungewöhnliches,
wenn man in der Welt des Blauwassersegelns zu Hause ist. Auch nicht,
dass das Finanzielle sich in seinem Seglerleben breit machte. Aber
dann begann die eigentliche und ganz ungewöhnliche Story der DELOS:
Brian schildert wunderbar ehrlich, dass sie damals nicht in Geld
schwammen, sie ernährten sich in erster Linie von Fisch und Reis - so
eben, wie sich Klein-Fritzchen den Lebensstil von Weltumseglern
vorstellt. Es folgte ein Jahr in Australien, um, wie Brian schildert,
etwas Geld in die Küche zu schaffen. Nebenbei wurden Mitsegler
eingeladen mitzusegeln, auch, um sich an den Kosten zu beteiligen.
Dann begann die Crew,ihr
"Piratenleben" (der Ausdruck stammt von Brian), ihre
Erlebnisse beim Segeln über den großen Ozeanin
bewegten Bildern festzuhalten.
Lebensfreude
pur auf einer Webseite...
Die
Video-Episoden der DELOS sind ganz was Besonderes, was wahrhaft Großes. Manche von ihnen sind im Internet schon an die 150 Tausend Mal schon aufgerufen worden. Ich kenne keinen
anderen Segelbericht, der auch nur annähernd den
zauberhaften Lebensstil von Weltumseglern so einfängt,
wie diese Reiseberichte..., ach was "Reiseberichte" ist
nicht der richtige Ausdruck, treffender ist der letztlich gewählte
Titel "Episoden". Waren die ersten Videoberichte noch ein
wenig einfach, so entstanden doch schon bald hochprofessionelle
Filmschilderungen eines ungemein wohltuend lockeren
"Piratenlebens“ auf einem Segelschiff. Es müssen schon echte
Menschenfreunde sein, die sich da auf der DELOS während der
langen Ozeanschläge getummelt haben. Aus
den Videos zu schließen, waren abwechselnd schon über 50
sportliche "Typen" bei dem Trip um die Welt (der er jetzt geworden
ist) mit an Bord. An die 150 "Episoden" sind bis jetzt
entstanden, jede für sich ein Epos, sie sprühen allesamt geradezu
vor Lebenslust. Das steckt an, manche von ihnen sind im Internet schon an die 150 Tausend Mal aufgerufen worden. Ich kenne keine anderen Videos, die so voll vom Geist
des Blauwassersegelns beseelt sind wie die bewegten Bilder vom Leben
auf der DELOS. Und, was mir besonders gut gefällt, sie bringen
so viel vom typisch lockeren Lebensstil der Amerikaner rüber, um den
wir sie gelegentlich zurecht beneiden. Gar nicht so verkniffen wie
manche Berichte über Segeltörns aus unserer Feder, umwabert vom
Heiligenschein der "Seemannschaft". Kleines Beispiel der
lockeren Einstellung auf der DELOS:
Es gibt nur
zwei Sorten von Seglern. Die einen sind schon mal auf Grund gelaufen,
die anderen werden auf Grund laufen.
Da ist doch was
dran...
Einen
bezeichnenden Eindruck von der DELOS-Philosophie vom
Blauwassersegeln gibt folgende kurze Zusammenfassung, die Brian eigens
für diese Webseite von den Reklameeinblendungen befreit hat (die
ansonsten leicht weggeklickt werden können).
Ein
bekannter, hochkarätiger Journalist (und Segler
natürlich) gestand mir: "Und vor dem Bettgehen zieh ich mir dann
noch eine Episode von der DELOS rein". Es ist romantische und
nicht zu schwere Kost, gerade richtig zum Träumen - zum Träumen vom
Blauwassersegeln, so wie es sein soll. Gesprochen wird auf den Videos
international, entsprechend der jeweiligen Zusammensetzung der Crew,
also Englisch. Leicht zu verstehen, hervorragende Tonqualität, gerade
richtig, um sich einzuhören, wenn man mal auch in die Welt des
Blauwassersegelns eintauchen möchte. „
Weltumsegelung ist bald
vollendet. Was dann?
Bis St.Helena ist
die DELOS jetzt schon gekommen , und zur Beendigung der
Weltumsegelung liegt im Wesentlichen nur noch der Südatlantik vor
ihr. Hoffentlich gehts mit den Video-Episoden danach noch lange
weiter. Anschauen und in den Videos genußvoll mitsegeln!
Mitsegeln
auf der DELOS?
Mit
Sicherheit haben jetzt viele Leser, wie ich, Appetit bekommen, mal auf
der DELOS eine oder zwei Etappen mitzusegeln. Was kostet der
Spaß, das Mitsegeln auf einem schönen Langfahrtschiff, mitten unter
"Piraten" der verschiedensten Nationalitäten?
Als
ich von Brian ganz einfach eine Zahl (in Dollar) hören wollte, bekam
ich eine völlig unerwartete Antwort. Etwas beschämt erklärte er ,
dass sie auf Geld von Mitseglern dank ihrer Videos nicht mehr
angewiesen seien, einkaufen könne man sich also nicht. Fürs
"food, living, beer, fuel, visa fees, etc" (ja, genau in
dieser Reihenfolge!) würden schon die Einspielergebnisse (wie gesagt,
leicht wegklickbare Werbung) sorgen. Es sei keine Charter, man würde
halt Freunde und so mitnehmen. Allerdings, eine
Chance gäbe es, man müsse sich für einen Videowettbewerb (also zum
Beispiel sich selbst im Bild vorstellen) bewerben und dann könne man,
so man unter den zehn ersten Gewinnern sei, zum Mitsegeln ausgelost
werden. Auch die Bewerbungs-Videos kann man sich auf der Webseite der DELOS
anschauen.
Klar, das Anschauen der Videos kostet nix. Der amüsante Logo-Eintrag
"Buy us a Beer" dürfte noch aus der Anfangszeit stammen, um
so ein paar Dollars fürs Schiff reinzukriegen, ist jedenfalls
sympathischer als die Spendenaufrufe auf manchen
anderen Segelwebsites.
Also,
buy them a beer – leicht zu bezahlen mit häufigen Clicks!