Vor allem drei Aspekte stehen bei der Frage, ob ein Mono oder ein Katamaran das bessere Langfahrtschiff ist, im Mittelpunkt:
·
Sind Katamarane sicher?
·
Wie sind die Segeleigenschaften von
Mehrrumpfschiffen im Vergleich zu Monos?
·
Sind Katamarane teurer?
Sind Katamarane sicher?

Ob ein Schiff sicher ist, läßt sich nicht in einem
Satz beantworten; zu unterschiedlich sind die Anforderungen an eine
Yacht. Zwei Kriterien spielen aber eine herausragende Rolle:
Kentersicherheit und Unsinkbarkeit. Deshalb ist es sinnvoll diese beiden Faktoren
intensiver zu untersuchen:
Kentersicherheit
Laienhaft ausgedrückt, ist eine Yacht umso
kentersicherer, je höher die erforderliche Kraft sein muss um das Schiff
umzuwerfen. Wenn die Yacht - aus welchen Gründen auch immer -
gekentert ist, stellt sich darüberhinaus die Frage, ob sich das Schiff
von selbst aus dieser mißlichen Lage befreien kann und wieder
aufrichtet?
Inwieweit unterscheiden sich die beiden
Schiffstypen in Bezug auf die Kentersicherheit? Aufschluss über diese
Frage gibt folgende Grafik:

Die Grafik zeigt das unterschiedliche
Kenterverhalten eines Katamarans im Vergleich zu einem Einrumpfschiff.
Auf der Hochachse ist die notwendige Kraft
dargestellt, welche erforderlich ist das jeweilige Schiff zum Kentern zu
bringen.
Die Querachse der Grafik zeigt die jeweilige „Schräglage“
(Krängung) des Schiffes von aufrecht über 90° quer bis schließlich
kopfüber.
Verfolgt man die beiden Kurven, so ist Folgendes
unschwer zu erkennen:
Die notwendige Kraft, um ein Mehrrumpfschiff (rot)
zum Kentern zu bringen, beträgt das 2,5-fache der Kraft, die man
braucht, um ein Einrumpfschiff (blau)
„umzuwerfen“.
Wenn beide Schifftypen jedoch voll durchgekentert
sind, bleiben beide kopfüber liegen.
Es mag zwar trösten, daß die Kraft, um ein
durchgekentertes Einrumpfschiff wieder aufzurichten geringer ist als bei
einem Katamaran, aber in einer solchen Situation hilft dies meist wenig.
Auch zeigen die Erfahrungen aus Durchkenterungen und einem
Wiederaufrichten von Einrumpfschiffen, daß diese „Wracks“
meist von ihren Besatzungen aufgrund der massiven Schäden aufgegeben
werden müssen.
Unsinkbarkeit
Ein Schiff gilt als unsinkbar, wenn es im
vollgelaufenen Zustand immer noch an der Oberfläche treibt und als „Rettungsfloß“ genutzt werden kann. Die Alternative dazu ist das
Verharren in der engen Rettungsinsel.
Unsinkbarkeit kann nur dann erreicht werden, wenn
der Auftrieb des Schiffskörpers im vollgelaufenem Zustand höher ist als
sein Gewicht, anderenfalls wird die Schwerkraft den Rumpf unweigerlich
nach unten ziehen.
Wie sieht es nun mit der „Unsinkbarkeit“ der beiden Schifftypen aus?
Die Frage läßt sich für Einrumpfschiff leicht
beantworten: 40% Bleiballast im Kiel sorgen bei einem vollgelaufenem
Einrümpfer für eine kontinuierliches Sinken bis auf den Meeresboden.
Bei einem Mehrrumpfschiff sorgt die per
Bauvorschrift geforderte „Unsinkbarkeit“
durch im Schiffsrumpf verteilte Auftriebskörper und fehlende
Ballastkiele dafür, daß das Schiff an der Meeresoberfläche treibt und
als Rettungsfloß dienen kann.

Im Englischen - welches prägnante kurze Aussagen
liebt - wird das oben Genannte treffend auf den Punkt gebracht:
„Sink or Float!“ – „Sinken
oder Treiben!“ - dieser Aussage ist nichts mehr hinzuzufügen!
Also:
Katamarane kentern deutlich später und sind unsinkbar!
Wie sind die Segeleigenschaften von
Mehrrumpfschiffen?
Heißdiskutiert werden die Segeleigenschaften von
Mehrrumpfschiffen. Zwar werden die meisten Segelrekorde von Katamaranen
oder Trimaranen aufgestellt, trotzdem wird aber oft behauptet, dass
Mehrrumpfschiffe schlechter segeln als Einrumpfschiffe.
Erhellend in diesem Zusammenhang ist ein Blick auf
die Polardiagramme der verschiedenen Schiffstypen.
Ein Polardiagramm bildet die Geschwindigkeit einer
Segelyacht bei gegebener Windgeschwindigkeit und Windwinkel ab. Da die
Daten für Steuerbord und Backbord Kurse gleich sind, wird oft nur ein
Halbkreis abgebildet. Ebenfalls können unterschiedliche Besegelungen
aufgezeigt werden.

Auf der dargestellten Grafik ist auf der linken
Hälfte ein Einrumpfschiff, auf der rechten Hälfte ein Katamaran
abgebildet. Die verschiedenfarbigen Linien zeigen die
Geschwindigkeit der Yachten bei den entsprechenden Windgeschwindigkeiten
und unterschiedlicher Besegelung.
Vergleicht man die Segelperformance der Schiffe
miteinander, läßt sich Folgendes unschwer erkennen:
Nahezu über das gesamte Segelspektrum ist der
Katamaran leistungsfähiger, vor allem im Raumschot-Bereich ist der
Leistungsunterschied signifikant. Lediglich bei
„Hart am Wind“ Kursen ist ein
3-5° Kursvorteil des Einrumpfschiffes erkennbar.
Diese eher theoretische Betrachtung mit Hilfe eines
Polardiagramms muß im Segelalltag jedoch relativiert werden. Die
angegebenen Geschwindigkeiten und Kurse lassen sich in der Praxis nur
bei Idealbedingungen erzielen – ein werftneues und unbeladenes Schiff,
keine Welle und konstanter Wind. Als Faustregel gilt: Jede Tonne
Zuladung bedeutet 1 Knoten weniger Geschwindigkeit.
Darüberhinaus unterscheiden sich die einzelnen
Yachtmodelle untereinander erheblich, egal ob Einrümpfer oder Multi. So
lassen sich bei jedem Typ besonders gut und besonders schlecht segelnde
Yachten ausmachen. Bei Diskussionen wird deshalb gerne ein
bekanntermaßen nur mäßig segelndes Katamaran mit einem ausgewiesenen
Regatta-Monohull verglichen.
Katamarane sind also über das nahezu gesamte Segelspektrum leistungsfähiger!
Sind Katamarane teurer?
Wenn Katamarane sicher sind und besser segeln,
bleibt eingefleischten Kat-Gegnern als letztem Trumpf nur noch der
Hinweis, daß Mehrrumpfschiffe teurer seien.
Um dieses Argument zu hinterfragen, sei zuerst die Frage erlaubt, wie
man den Preis einer Yacht im Vergleich zu einem anderen Schiff objektiv
bewerten kann?
Bei Häusern und Wohnungen gilt als anerkannte
Bezugsgröße der Preis pro Quadratmeter. Kann man Segelyachten ebenfalls
vergleichen, indem man deren Quadratmeterpreise vergleicht?
Mangels anderer anerkannter Bezugsgrößen ist ein solcher Vergleich
sicherlich legitim, sofern man Schiffe gleicher Bauqualität und
Ausstattung miteinander vergleicht.
Ve4rgleichen wir deshalb zwei Schiffe mit
gleicher Quadratmeter-Zahl
und Bauqualität:
Vergleich
Fountaine Pajot „LUCIA 40“ mit Beneteau „SENSE 51“
Die LUCIA 40 der französischen Katamaranwerft
FOUNTAINE PAJOT ist ein typisches modernes Mehrrumpfschiff der 40-Fuss
Klasse. In Serie hergestellt bietet das Schiff alles was ein
Fahrtensegler von einem Katamaran erwartet: