YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk
antwortet
Frage von Prof. Dr. Hans Schymroch
Hallo Herr Prof. Dr. Hans Schymroch ,
das hat mit Geiz nichts zu tun, sondern
mit Vernunft und Sicherheit.
Also, Ihre Ausrüstung ist ja fast perfekt!
Fast? Ja, ein wichtiger Ausrüstungsgegenstand geht noch ab, oder Sie haben
ihn nicht erwähnt. Mehr davon, siehe unten.
Die
Zeit der Papierseekarte geht dem Ende entgegen. Nicht ohne Grund. Bei den
heutigen Darstellungsmöglichkeiten der Computer ist die elektronische Seekarte
der Papierkarte praktisch ebenbürtig, was die Darstellungsfähigkeit anbelangt,
und überlegen, was die Leistungsfähigkeit betrifft. Der wichtigste Pluspunkt
aber für die elektronische Seekarte ist die zusätzliche Sicherheit, die ich
mit einer GPS-geführten Seekarte habe. Seien wir doch mal ehrlich! Wie oft ist
uns erfahrenen Navigatoren schon passiert, dass wir den ermittelten Schiffsort
(meist vom GPS) in die Seekarte fehlerbehaftet übertragen haben. Das geht ganz
leicht. Da verrutscht das Kartendreieck, oder wir bringen in die Koordinaten
einen Zahlendreher rein. Mir alles schon mehrfach passiert. Erst recht dann,
wenn unterwegs unwirtliche Bedingungen geherrscht haben. All dies wird
vermieden, wenn die elektronische Seekarte vom GPS automatisch den Standort
übernimmt. Damit ist - praktisch - eine große Fehlerquelle ausgeschlossen!
In einem Punkt allerdings kann ich Ihnen nicht
folgen: Dass zwei Computer in kurzer Zeit versagen, ist nicht so
unwahrscheinlich wie ein Meteoriteneinschlag.
Wer viel mit Computern zu tun hat, wird bestätigen, dass Abstürze durchaus an
der Tagesordnung sind, mit Windows XP vielleicht weniger. Oder eine Festplatte
verabschiedet sich. Soll ja vorkommen. Dann ist auch Ihr schönes
Seekartenprogramm weg, denn die einzelnen Karten auf der CD helfen Ihnen nicht
sehr viel weiter, wenn Sie mangels Festplatte nicht mehr booten können. Und
warum soll dies nicht zweimal passieren?
Also diesen Dingern, so unersetzlich ich sie
auf einem Fahrtenschiff auch einschätze, traue ich nicht überm Weg. Und außerdem:
Es könnte ja mal auch Bill Gates schuldlos sein und eine Ladung Wasser das
elektronische Leben iher Navigationsassistenten beenden.
Auch aus diesen Gründen hat der eherne
navigatorische Grundsatz "es muss ein Reservesystem vorhanden sein"
mehr denn je Geltung. Die Amis nennen es Backup-System und es sollte nach Möglichkeit
nicht auf den gleichen Signalen aufbauen, wie das Hauptsystem. Wenn Sie
beispielsweise in Hamburg bei Nebel mit dem Airliner landen, dann vertraut Ihr
Pilot da vorne zwar voll auf das GPS, wäre jedoch bei Ausfall des Primärsystems
(GPS) in Sekundenschnelle in der Lage, auf ein Backup-System umzuschalten. Ohne
diese Möglichkeit, wären die Passagiere mitten drin in einer - wahrscheinlich
tödlichen - Katastrophe.
Und außerdem: Wenn Sie mal die Seite mit dem
"Albtraum eines Navigators" (hier klicken) betrachten, dann werden Sie einräumen,
dass das komplette Versagen der Elektronik nicht so ganz unwahrscheinlich ist.
Also doch mit zusätzlichen - teuren -
Papierseekarten navigieren? Nein, das ist nicht nötig. Denn wenn Sie zusätzlich
zu Ihrer schönen Ausrüstung noch einen Drucker (gibt es schon für unter
50 Euro!) haben, dann können Sie sich ja eine beliebige Anzahl von Seekarten
ausdrucken. Noch schöner geht es, wenn ein Farbdrucker verwendet wird.
Stromverbrauch? Nicht der Rede wert. Denn entweder wird er mit aufladbaren Akkus
betrieben oder über einen Inverter angesteuert. Die paar Minuten Elektrizität
sollten drin sein. Freilich, das Wichtigste, die Karten müssen vor dem Törn
ausgedruckt werden. Denn wenn unterwegs den den Notebooks was passiert, ist es
zu spät, für Papierkarten vorzusorgen.
Es
gibt auch Navigationsprogramme, die keine Druckfunktion haben. Auch hier lassen
sich - etwas umständlicher - Papierkarten herstellen, indem man mit einem
kleinen Programm (gibts im Internet als Freeware) von den Karten Screenshots,
also Bildschirmabbilder herstellt und diese dann ausdruckt. Die Qualität einer
solchen Papierkarte (links!) erreicht zwar nicht ganz die der Seekarte, doch ist
sie ja auch nur für den Notfall gedacht und wird im Falle des Falles vorsichtig
benutzt.
Einen weiteren Nutzen haben solche Ausdrucke:
Man kann sie, zum Beispiel bei einer Hafenansteuerung, rauf ins Cockpit nehmen,
was beim Stress des Einlaufens eine große Erleichterung ist - Ausprobieren!
Mast- und Schotbruch!
Bobby Schenk
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