YACHT-Leser fragen, Bobby Schenk antwortet


18.8.2013

Hallo Herr Mielich,

zugegeben, Ihre Frage ist schon älteren Datums (verschwunden in den Tiefen meiner Computer) und ich hoffe, dass Sie eine befriedigende Lösung inzwischen gefunden haben. Aber aktuell ist Ihre Frage auch heute noch, deshalb hier meine Antwort:

Ich betrachte RADAR immer noch als das wichtigste Navigationsmittel - trotz GPS. Letzteres zeigt Ziffern, Radar die Umgebung Ihres Schiffsortes. Wie vieles beim Fahrtensegeln wird man aber auch bei dieser Frage Kompromisse erwägen müssen. Das Problem beim Radar ist heute nicht mehr so der Stromverbrauch (man wird es nur auf "Senden" schalten, wenn man es wirklich benötigt), auch nicht mehr der Anschaffungspreis, sondern die Schwierigkeiten beim  Einbau der Antenne. Diese sollte ein paar Meter hoch sein, um auch die (quasioptische) Reichweite des Radargerätes zu nutzen. Außerdem muss die Antenne unter der Abdeckung eine gewisse Mindestgröße haben, was physikalisch bedingt ist. Was bedeutet, dass die Radarantenne ("Tortenschüssel") entweder in einem der Masten oder in einen höheren Geräteträger integriert wird. Und damit sind wir beim eigentlichen Problem: Je größer eine Yacht, umso unauffälliger wirkt die Radarantenne, je kleiner, umso mehr wird das Rigg und damit die Silhouette der Segelyacht entstellt. Wieviel ihm das Wert ist, muss der Eigner des Schiffes entscheiden. Subjektiv sehe ich die Grenze, wo ein Radar optisch unauffällig eingebaut werden kann, so bei 12 oder 13 Meter, was bedeutet, dass 30 Fuß schon ein Grenzfall ist. Aber schlimm braucht das nicht zu sein, wie man bei der rechten Yacht auf dem Foto sieht, die wohl in die Größenordnung Ihrer Yacht fällt.

Viele Eigner von radarlosen Yachten behaupten, dass Ihnen das Fehlen des Radargerätes nichts ausmacht, dass ihnen nichts abgeht. Meist vertreten sie diese Ansicht aber nur, bis sie das Radar einmal im ernsten Einsatz erlebt haben. Vor vielen Jahren als wir mit einem 34-Fuß-Schiff im jetzigem Kroatien unterwegs waren, hüllte uns bei dichtem Schiffsverkehr in der Nähe von Hvar in wenigen Sekunden pottendichter Nebel ein. Wie sehr hätte ich mir damals ein Radargerät herbeigewünscht. Der Spuk sitzt mir heute noch in den Knochen. Ab da hab ich nie mehr eine Yacht ohne Radar gehabt.

Noch vor einigen Jahren hätte ich Ihnen also zu einem Radargerät geraten. Heutzutage hat sich allerdings die Situation in der Navigation geändert: Wir haben neben dem hochgenauen und zuverlässigem GPs auch ohne Radar die Möglichkeit den Schiffsverkehr um uns rum zu beobachten, nämlich AIS (Automatisches Identifikationssystem). Das Prinzip dürfte bekannt sein: AIS-ausgerüstet Schiffe (oder Seezeichen) senden Ihre Position und zahlreiche weitere Daten, worauf deren Position auf einer Karte am Computer oder auf einer speziellen Karte abgebildet wird - ausführlich wurde es auf dieser Webseite da beschrieben. AIS kann also Radar nicht in vollem Umfang ersetzen (schon deshalb, weil Schiffe, die kein AIS an Bord haben, nicht abgebildet werden), ist aber ein weitgehender Kollisionsschutz. Da es ausserdem recht preiswert (Größenordnung um die 500 €), der Einbau einfach ist (zumal dann, wenn eine UKW-Antenne vorhanden und der niedrige Stromverbrauch kein Thema ist, empfehle ich Ihnen, statt dem Radar sich für ein AIS (Empfänger und Sender) zu entscheiden. Zumal es den interessanten Nebeneffekt hat, dass die Position Ihrer Yacht von Freunden oder Angehörigen faszinierend im Internet verfolgt werden kann - siehe hier.

Mit freundlichem Gruß

Bobby Schenk

 

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