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Konzept einer Langfahrtyacht
Vorbemerkung:
Selbstverständlich kann es
eine ideale Fahrtenyacht gar nicht geben. Deshalb habe ich ja vom
"Ideal", in Anführungszeichen wohlgemerkt, gesprochen.
Hier soll niemand ein Konzept aufgedrängt, nur Anregungen und
Denkanstösse gegeben werden. Mancher Yachtbesitzer wird mit
nachfolgenden Ausführungen nicht zufrieden sein. Bei Yachten ist
es doch (meist) wie mit Frauen. Segeln ist eine Herzensangelegenheit. Und wer glaubt nicht von seiner Frau,
Freundin oder Geliebten, sie sei schlechthin perfekt. Und wenn
dann einer kommt und anderer Ansicht ist, dann liegt der eben
falsch: Freundin, Frau oder Geliebte bleiben perfekt.
Schiffsgröße
Nachfolgende
Ausführungen erfolgen auf Grund ausgedehnter Blauwasserfahrten
in den verschiedensten Gebieten der Welt (Passat-Regionen,
Südsee, brüllende Vierziger, Patagonien etc). Bobby Schenk hat
seine Fahrtensegelei mit einem sieben Meter langen Jollenkreuzer
begonnen und hat insgesamt acht Jahre auf Yachten gelebt und sich
mit tausenden anderen Langfahrtseglern auf den Ankerplätzen der
Welt unterhalten. In dieses "Konzept einer
Langfahrtyacht" sind deshalb unzählige Erfahrungen anderer Langfahrtsegler eingeflossen. Anregungen von Lesern
werden deshalb ebenfalls in dieses Konzept integriert, wenn es
dem Verfasser sinnvoll erscheint.
Dem einen oder
anderen wird die vorgestellte Yacht zu groß, zu klein, zu
aufwendig oder zu kläglich sein. Jeder persönliche Yachtentwurf
kann nur das Abbild der Einstellung des Designers sein. Als Bobby
Schenk vier Jahre lang zusammen mit Carla die Welt umsegelte,
wurde eine 10-Meter-lange Kunststoffyacht benutzt. Damals hätte
eine Konzeption einer Blauwasseryacht sicher etwas anders
ausgesehen. Doch bereits damals drehten sich die Gespräche der
erfahrenen Yachties immer wieder darum, wie man zu einer
größeren und komfortableren Yacht kommt. Wobei jedem ganz
vordringlich bewußt war:
Je mehr an Bord ist, umsomehr kann kaputtgehen!
Die Engländer
haben schon recht, wenn Sie als Faustregel für die
wünschenswerte Yachtgröße lächelnd angeben: Yachtlänge in Fuß = Alter des
Eigners (Skippers).
Sogar Altmeister Eric Hiscock, dem wohl niemand unterstellen
kann, er sei etwa verweichlicht, hat sein Blauwassersegeln
(zusammen mit Ehefrau Susan) mit sieben Metern Bootslänge
begonnen und endete mit WANDERER IV und WANDERER V doch bei
fünfzig Fuß
Was häufig
übersehen wird: Bei einer "normalen" Weltumsegelung
liegt man erfahrungsgemäß zwei Drittel der Zeit vor Anker und
verbringt nur ein Drittel der Zeit auf See. Das heißt: Das Leben
findet zum größeren Teil auf Ankerplätzen statt. Rekordfahrten
"nonstop um die Welt" fallen da doch wohl in den
Bereich "Sensation und Extremsport" und sind nicht
unbedingt representativ für´s Blauwasserwandern.
Manch einer mag
sich wundern, daß im folgenden vergleichsweise viel zu den Energieproblemen auf Yachten ausgeführt wird. Das liegt daran, daß
es sich (im Gegensatz zur Segeltechnik) um schwer zu lösende
Probleme handelt, die jedoch auf einer Blauwasseryacht, gleich
welcher Größe, eine enorme Rolle spielen. Was wenige wissen:
Sogar Bernard Moitessier hat sich mit Batterieproblemen und einem
Jockel rumgeschlagen und sein Freund Jean Bluche demonstrierte
jedermann stolz auf seiner 9 Meter Yacht einen funktionierenden
Kühlschrank!
Es spricht
übrigens einiges dafür, daß in nächster Zukunft eine Yacht
von einer führenden Werft genau nach diesem Konzept gebaut wird.
Noch was: Wenn
im folgenden von "teuer" oder "preiswert"
gesprochen wird, dann gilt dies im Verhältnis zum
Anschaffungspreis solcher Yachten.
Ein Rat aus
langer Erfahrung: Wenn der Kopf voller Träume ist, dann ist man
bei der Planung schon großzügig nach dem unausgesprochenen
Motto: Ich hab mir eine Weltumsegelung in den Kopf gesetzt, also
ziehe ich die durch; alles(!) andere ist nebensächlich: Der
Komfort, die Schiffsgröße, (manchmal) die Crew, der
Bootsbaustoff und so fort. Die Ernüchterung kommt oft unterwegs,
wenn die Illusion den Enttäuschungen weicht. Viele
Weltumsegelungen sind an der Begeisterung gescheitert, mit der
sie angegangen wurden!
Grundsätzliche
Überlegungen
Die Langfahrtyacht stellt das
Zuhause für diejenigen dar, die die Welt auf eigenem Kiel
erkunden wollen, ja überall auf der Welt, selbst auf den
schönsten Ankerplätzen zu Hause sein wollen.
Sie muß also auch für eine
kleine Crew (Paar) leicht zu handhaben sein, für die
schwierigsten Gewässer sicher genug sein und auch auf
wochenlangen Passagen die Bequemlichkeit und den Wohnkomfort
bieten, wie man das von zu Hause gewohnt ist.
Auf den Ankerplätzen muß sie
nicht nur eine Wohnunterkunft sein, sondern auch Gewähr für
einen Lebensstil erster Klasse bieten.
Denn: Niemand geht auf
Langfahrt, um es unbequemer und primitiver wie zu Hause zu haben.
Vor allem gilt dies, bei Seglern, die sonst schon wegen des
fortgeschrittenen Alters das Gefühl haben, daß Leben und Reisen
auf dem Wasser zu unbequem, zu rauh sein könnte. Gerade diese
Segler haben ein Anrecht auf eine komfortable Reiseyacht, weil
sie meist Jahre für dieses Ziel gearbeitet haben.
Die Langfahrtyacht soll das
schönere Leben auf den Weltmeeren ermöglichen.
Wichtig ist die Erkenntnis,
daß häufig Langfahrtyachten von Segler(-Paaren) gekauft werden,
die sich zwar das Schiff leisten können, aber wegen der
Ausgliederung aus dem Arbeitzsprozeß mit relativ bescheidenen
Lebenshaltungskosten auskommen müssen, so ist Voraussetzung für
eine taugliche Langfahrtyacht:
Sie muß von kleiner Mannschaft
optimal zu segeln sein und darf auf keinen Fall auf eine
(bezahlte) Mannschaft angewiesen sein.
Die Unterhaltungskosten für
die Yacht müssen auf ein Minimum zu reduzieren sein.
Sie muß so autark, unabhängig
vom Kabel zum Land sein, daß es ohne Versorgungsprobleme
möglich ist, auch monatelang auf (herrlichen) Ankerplätzen zu
leben, ohne auf Marinas angewiesen zu sein. Nochmals, weil es so
wichtig ist: Bei einer "üblichen" Weltumsgeelung
verbringt man seine Tage nur zu einem Drittel auf See und zu zwei
Dritteln auf Liegeplätzen.
Sie muß sicher und schnell auf
den Weltmeeren sein.
Daraus ergibt sich ein
abgeschlossenes Konzept, das sich - Zufall oder nicht - geradezu
aufdrängt. Die meisten Details ergeben sich zwingend aus anderen
Auslegungen.
uDas gesamte Konzept ist wie eine
Perlenkette zu sehen: Schneidet man diese ab, um eine oder ein
paar Perlen herauszunehmen, ist es fast immer mit der ganzen
Kette vorbei. Das Muster stimmt nicht mehr.
Ein Beispiel für dieses
"geschlossene" Konzept mit einem der heißesten Themen:
Energiekonzept
auf unserer Lebensinsel, der Langfahrtyacht:
Daß eine Segelyacht von 40 bis
50 Fuß Länge über alles, und nur auf dieser Länge wird
angemessener Lebenskomfort zu erwarten sein, nicht mehr ohne
Maschine zu "segeln" ist, liegt auf der Hand.
Deshalb:
muß diese Yacht, sagen wir mit
44 Fuß Länge, einen Dieselmotor von rund 50 bis 70
Pferdestärken habn. Das reicht einerseits, um mit den Dutzend
Tonnen Gewicht auch unter rauheren Bedingungen fertigzuwerden,
andererseits dürfte der Spritverbrauch unterwegs bei vielleicht
drei Liter liegen.
Die Maschine ist sozusagen das
Herz der Langfahrtyacht. Die Meinung, die Maschine möglichst
selten laufen zu lassen, um sie "zu sparen", ist
grundfalsch. Dies ist das Schlimmste, was man einem
Verbrennungsmotor antun kann, denn dann kann am besten die
Salzwasserluft mit Korrosion Zylinder und Ventile angreifen.
Deshalb:
Die beste Pflege für die
Maschine ist es, wenn sie täglich(!) einmal läuft, am besten
eine Stunde lang, denn dann hat sie sicher ihre
Betriebstemperatur erreicht. Wenn aber aus obigen Gründen die
Maschine laufen muß() dann ist ihre Elektrizitätsproduktion
quasi ein kostenloses Abfallprodukt.
Der Strombedarf einer bewohnten
Yacht (Lebensinsel) dürfte bei täglich 30 bis 50 Amperestunden
liegen. Darin sind nicht mitgerechnet:
Bevor wir mit unserer Energiebilanz fortfahren, sollten wir uns Gedanken
machen, was wir so alles benötigen:
Auf die Heizung können wir leicht verzichten, wenn wir
(wie der Autor) uns nur in den Tropen herumtreiben. Anders sieht
es schon aus, wenn wir überall hin auf der Welt segeln wollen.
Im wunderschönen Alaska oder in British Columbia ist die Heizung
ein Muß.
Auf eine Klimaanlage läßt sich verzichten, zumal sie kaum
zu realisieren ist.
Das wichtigste an Lebenskomfort
in den Tropen ist ein (funktionierender!) Kühlschrank oder besser eine Tiefkühltruhe. Wer hier in gemäßigten Temperaturen
lebt, kann sich die Notwendigkeit einer Kühlanlage nie
vorstellen. Der Autor ist vier Jahre auf Weltumsegelung ohne
Kühlschrank gewesen, er weiß von was er spricht: In wirklich
sehr einfachen Dörfern in Neuguinea oder in den entlegendsten
Hütten auf einer Tuamotu-Insel finden sich Kühlschränke, meist
mit Petroleum betrieben. Daran sieht man schon: Dort wird ein
Kühlschrank nicht als Luxus angesehen. Viele Yachten sind
unterwgs, wo die Segler beim Start in Europa gedacht haben, auf
einen Kühlschrank leicht verzichten zu können. In den Tropen
wurden sie dann gesichtet, wie sie mit Thermoskannen in den
Hotelbars aufgetaucht sind, um Eiswürfel zu erbetteln. Oder die
Butter wurde zur Nachbaryacht rübergerudert, mit der Bitte, sie
ein paar Tage im Kühlschrank zu lagern.
Eine Tiefkühlanlage gibt die
absolute Freiheit auf einem Ankerplatz. Zahlreiche Segler (ohne
Tiefkühlung) haben den Traum-Ankerplatz schon gewechselt,
"um endlich mal wieder im Restaurant ein Steak zu
essen". Wohl dem, der eine Gefriermöglichkeit hat, wenn er
einen Wahoo an der Angel hat, wenn er auf den Marquesas-Inseln
ein halbes Schwein geschenkt bekommt, oder in den Solomon-Inseln
von den Einheimischen mit Lobster überschüttet wird, weil diese
aus religiösen Gründen keine Aasfresser konsumieren dürfen.
Anders ist es schon mit dem Herd oder Kochofen, der unverzichtbar ist, denn
schließlich gehört ein warmes Essen zu den primitivsten
Grundbedürfnissen.
Und die Mikrowelle? Wenn es sich einfach machen läßt,
wenn man also Strom dafür hat, ist sie dann ein wichtiger
Ausrüstungsgegenstand, wenn eine Tiefkühltruhe an Bord ist, um
das Kühlgut schnell aufzutauen. Und billig ist sie auch. In der
Metro kostet sie 250.- DM.
Ein Autopilot (Selbststeueranlage) gehört bei kleiner Mannschaft
ebenfalls zur Primitivausrüstung. Wer es nicht glaubt, lese
"Hundeleben in Herrlichkeit" von den Kochs. Dort zieht
sich wie ein roter Faden durchs Buch die Suche nach
Segelstrecken, wo - endlich - die Passatsegel das Boot
einigermaßen selber steuern und die Crew von der Knechtschaft
des Rudergehens befreit ist.
Deshalb:
Wollten wir obige Verbraucher
elektrisch versorgen, würde der tägliche Stromverbrauch in
astronomische Höhen schnellen. Alleine ein elektrischer
Kühlschrank liegt in der Größenordnung von 50 bis 100
Amperestunden. Gleiches gilt für den Autopilot u.s.w.
Bei entsprechendem
Konzept brauchen wir allerdings keine Einschränkungen zu machen,
bezüglich Lebensqualität keine Kompromisse eingehen. Siehe
unten!
Aber: Können wir nicht besser
mit Solarzellen, Windgenerator oder Wellengenerator den
notwendigen Strom erzeugen?
Solarzellen schaffen Platzprobleme. Ihre
Leistung hängt von der Fläche ab. In den sonnigen Tropen
erzeugen Sie unter besten Bedingungen keine 10 Prozent des
benötigten Stroms. Dabei sind sie in der Anschaffung sehr teuer.
Warum also viel Geld für nicht effektive Solarzellen ausgeben,
wenn die Maschine in einer Stunde ein Vielfaches an Strom
erzeugt?
Windgenerator benötigt viel Wind, der
möglicherweise am geschützten Ankerplatz nicht vorhanden ist.
Auch er würde den erheblichen Strom für obige
Problemverbraucher nur unter ganz idealen Bedingungen erzeugen
können. Warum für ihn Platz verschwenden, wenn es mit der
Hauptmaschine allein auch geht.
Wellengenerator kann nur unterwegs scheinbar(!)
von Nutzen sein. Dann aber kostet er Fahrt und verschleißt die
empfindliche Wellenanlage. Zudem nervt der Lärm. Warum also für
viel Geld, Verschleiß und Null Strom am Ankerplatz aufwendig
einen Wellengenerator einbauen, wenn andere Lösungen möglich
sind?
Nächster logische Schritt:
Wenn die Maschine ohnehin eine
Stunde am Tag laufen sollte, dann muß sie auch in der Lage sein,
in dieser einen Stunde den benötigten Strom zu erzeugen. Dies
klingt zunächst einfach, weil Alternatoren an der Maschine ohne
weiteres 80 Ampere und mehr erzeugen können. Andererseits liegt
das Problem bei den Stromspeichern, den Batterien.
Als eine Faustregel gilt: Eine
Batterie kann leicht irreversibel geschädigt werden, wenn sie
mit mehr als 10% ihrer Kapazität geladen wird.
Deshalb:
Um also 50 Amperestunden
aufnehmen zu können, muß ihre Kapazität das Zehnfache davon,
also 500 Amperestunden betragen.
Damit haben wir schon eine
logische Kette:
Schiff ca 45 bis 50 Fuß -
Maschine ca 50 bis 80 PS - Lichtmaschine rund 80 Ampere -
Batterien 480 AH oder mehr - Treibstofftank ausreichend für ein
Vierteljahr "täglich 1 Stunde Maschinenlaufzeit".
Aber es geht weiter:
Neun von zehn Langfahrtyachten
reisen vorwiegend in den Tropen (Südsee!). Das Leben auf diesen
malerischen Ankerplätzen ist nur dann nicht unerträglich und
ungesund, wenn es gelingt, die Yacht einigermaßen kühl zu
halten. Ein Klimaanlage für diesen Zweck einzusetzen, ist
mangels Strom (Landstrom ist auf Ankerplätzen unerreichbar)
ausgeschlossen, denn hierfür müßte die Maschine 24 Stunden
laufen und jeder auch noch so gute Schallschutz ist nicht
hundertprozentig. Man muß den Effekt einer "kühlen"
wohnlichen Yacht mit natürlichen, kostenlosen, Mitteln
erreichen.
Warum trägt der Europäer in
den Tropen weiße Kleidung? Richtig! Weil die Farbe allein vor
Aufheizen schützt.
Deshalb:
Muß(!) - mindestens - das Deck
weiß sein. Schon cremefarbene Decksbeläge sorgen für deutlich
zusätzliche Celsiusgrade: Jeder kann im Sommer das selbst
ausprobieren: Während man sich auf Teak-Holz-Teilen und -Decks
sich an den Fußsohlen Brandblasen holt, sind weiße
Kunststoffteile immer noch angenehm kühl (nachmessen!). Dies hat
nichts mit der Isolierung zu tun. Fazit: Ein Teakdeck ist in den
Tropen ein Heizofen für die Kajüte.
Deshalb:
Unbedingt: Kein Teakdeck.
Gleichzeitig wird durch das Weglassen des (schönen) Teakdecks
der Schiffspreis erheblich reduziert. Die Tropenwälder werden
geschont und die Yacht vermeidet schädliches Zusatzgewicht.
Aktiv muß die Hitze dadurch
vermieden werden, indem kühlende Luft ins Schiffsinnere geführt
werden. Lufthutzen wie Dorade-Lüfter sind hierfür nicht
geeignet. Sie lassen kaum Luft, dafür aber Wasser rein, wenn
eine See überkommt. Außerdem sind sie Schotenfänger. Am
Ankerplatz kommt der Wind immer von vorne. Die Yacht liegt
praktisch immer im Wind. Deshalb muß die Langfahrtyacht große
Luken haben, die nach vorne(!) zu öffnen sind. Lufthutzen
(Doradelüfter) dagegen sind teuer, wirkungslos (außer als
Schotenfänger) und deshalb überflüssig.
Also eine weitere logische
Kette: Als Hitzeschutz ein weißes Deck, somit kein Teakdeck.
Deshalb:
geringere Kosten und weniger
Gewicht! Stattdessen brauchen wir große und viele Decksluken,
die nach vorne zu öffnen sind. Sie müssen dicht und auch bei
Regen geöffnet zu betreiben sein.
Weiter geht es in der logischen Kette:
Benötige ich einen
Generator?
Warum brauchen wir einen
Generator? Er ist teuer in der Anschaffung, er bringt erhebliches
Zusatzgewicht, sein Einbau ist ähnlich problematisch wie der der
Hauptmaschine (Auspuffanlage, Treibstofftank mit Pumpen und
Filter, Kühlung etc) und er stellt eine weitere Störungs- und
vor allem Lärmquelle dar. Andersrum: Was soll ein Generator,
wenn die Hauptmaschine ohnehin täglich laufen soll? Zur
Stromversorgung? Die wird von der Hauptmaschine übernommen,
siehe oben! Zur "Haushaltsstrom-Versorgung? Sie kann auch
von der Hauptmaschine mittels Dynawatt (220 Volt, vier Kilowatt,
siehe unten) übernommen werden. Merke: Ein Generator wird erst
dann auf viel(!) größeren Yachten sinnvoll, wenn wegen der
Größe der Hauptmaschine (100 PS und darüber) der Einsatz für
"die Leselampe" einfach nicht mehr verhältnismäßig
ist. Bei Größen unter 55 bis 60 Fuß hat ein Generator an Bord
einer Segelyacht nichts zu suchen.
Also, bis jetzt sollte das in
sich verzahnte Konzept einleuchten! Wie aber realisieren wir
andere Komponenten energiemäßig? Brauchen wir sie überhaupt?
Wie wird das Problem der
gelöst? Eine Antwort ergibt
sich am Ende unserer Überlegungen fast automatisch. Denn auch
für obige Problemverbraucher (wenn sie denn unentbehrlich sind)
gibt es Lösungen, die mit einer einstündigen Maschinenlaufzeit
pro Tag zu schaffen sind. - Siehe unten:
Aus den bisherigen Gründen und weiteren
Überlegungen drängt sich folgendes Konzept einer Langfahrtyacht
auf:
Ein-Rumpf- oder
Mehr-Rumpf-Boot
Fürs Cruising ist diese Frage
vergleichsweise leicht zu beantworten: Katamarane (Trimarane
verschwinden langsam vom Markt) beziehen ihre
"Kentersicherheit" und damit ihre Sicherheit von der
Formstabilität und deshalb auch vom Seegang. Ein 8-Meter-Kat
wird bei Wellenhöhen von 6 Metern leichter umschmeissen als ein
20 Meter langer Kat. Wofgang Hausner, einer der besten Kenner der
Kat-Szene, meinte einmal: "Katamarane unter 10 Meter sind
kriminell." Bei einem Kat sollte man deshalb erst bei 13, 14
Meter anfangen, ihn in seine Überlegungen einzubeziehen. Und
dann wird es teuer.
Ein wichtiger Hinweis, der
gerne übersehen wird: Der Haupttrumpf eines Kats ist beim
Langfahrtsegeln nicht mehr seine Geschwindigkeit. Dieses
Potential setzt nämlich immer ein sehr leichtes Schiff voraus.
Bei der Zuladung auf Langfahrten, wo wir ja immer den ganzen
Hausrat rumschleppen, wird der Kat immer vom Gewicht her
überbelastet, sodaß seine Etmale üblicherweise in
Größenordnungen liegen, die auch ein Einrumpfboot erreicht. Das
Beste beim Kat ist nicht seine Speed, sondern sein Platzangebot,
das allerdings jede Einrumpfyacht in den Schatten stellt.
Wenn jemand plant, sein halbes
Leben mit dem Kat im Mittelmeer zuzubringen, muß er schon sehr
begütert sein, denn die Liegeplatzkosten betragen meist das
doppelte. Ein Tip: Wem das Segeln wegen der Seekrankheit
verschlossen bleibt, der soll es mit einem Kat versuchen. Auch
ein Trumpf der Mehrrumpfboote!
Einen Haken haben Katamarane
wegen ihrer Gewichtsempfindlichkeit: Der Bootsbaustoff wird
niemals Stahl oder Vollholz sein, sondern Sperrholz oder leichter
(das heißt dünnwandiger) Kunststoff.
Bootsbaustoff
Beim Bootsbaustoff
sind heute die Fronten ziemlich geklärt: Beton hat sich leise bei den Neubauten
verabschiedet. Nur in Neuseeland und Australien gibt es noch so
etwas wie eine Concrete-Communitiy, Selbstbauer-Gruppen, die sich
diesem Bootsbaustoff verschworen haben.
Holz ist out, schon wegen des Preises und
der unvorstellbaren Unterhaltungskosten. Es ist deshalb müßig,
auf die sonstigen Nachteile von Holz (Undichtigkeit, Delikatesse
für den Teredowurm) näher einzugehen.
Bleiben
Stahl, Aluminium und Kunststoff. Alle drei Baustoffe eignen sich
fürs Langfahrtsegeln. Wenn also eine gebrauchte Yacht sich
ansonsten zum Kauf anbietet, ist aus dieser Richtung kein
Vorbehalt angezeigt.
Anders
bei einer Neuanschaffung. Die Traumyacht ist aus Aluminium und kommt aus einer Werft, die
jahrzehntelange Erfahrung mit dem Bau von Aluminium-Yachten hat
(zum Beispiel Alubat). Denn nur dann herrscht Gewißheit, daß
die unvermeidlichen elektrolytischen Probleme beherrscht werden.
Dies gilt auch dann, wenn Alu edelster Güte und
"seewasserfest" verwendet werden.
Elektrolyse
haben wir immer dann, wenn verschiedene Metalle (schon die
Schweißnaht kann ein "anderes" Metall sein)
aufeinandertreffen und von einem Elektrolyt (Seewasser) bedeckt
sind. Je größer der Abstand der Metalle in der Spannungsreihe
(Alu ist ziemlich außen!) ist, umsomehr erzeugt der ganze
Yachtrumpf als Batterie zerstörerischen Strom.
Wenn
das beherrscht wird, ist Alu bei geringem Gewicht stark. Billig
im Unterhalt ist es nicht, weil Alu wegen der oben geschilderten
Eigenheiten so seine Probleme hat. So kann nicht jede
Unterwasserfarbe verwendet werden und auch sonst gibt es mit den
Farben und dem "isolierten" Einbau von Deckszubehör
immer wieder (beherrschbare) Probleme.
Die
Elektrolyse betrifft alle Metalle: Niemand soll auf die Idee
kommen, Nirosta sei das ideale Baumaterial für eine
Yacht. Marcel Bardiaux (mit 400000 Seemeilen der erfahrendste
Fahrtensegler der Welt) , der sich mit der INOX einen Lebenstraum
verwirklichen wollte, kassierte den Alptaum seines Lebens.
Hunderte von Löcher (Lochfraß) zählte er in seinem
selbstgebauten Niro-Rumpf. Aber vielleicht wäre ein Niro-Deck
(also dort, wo meist kein Elektrolyt ist) auf einer Stahlyacht
eine Superlösung.
Stahl ist preiswert und unkompliziert. Wenn
von Anfang an die Bemalung im Auge behalten wird, kann das
Elektrolyt (Seewasser) keinen Zugang durch die schützende
Farbschicht zum Metall finden, sodaß sich auch kein Rost bilden
kann. Und wenn schon: Häßlich sind die Rosttränen, aber
ungefährlich. Jedenfalls für lange Zeit. Denn: Mit einem Kilo
Stahl (Eisen) kann ich 11 Kilo Rost erzeugen. Eine Stahlyacht ist
immer noch das sicherste bei einer Strandung. Doch wird eine
Stahlyacht wegen des Gewichts niemals ein flotter Renner werden.
Trotzdem: Arbeitsaufwendig ist sie immer, mehr oder weniger.
Wenn
man keine Lust hat, seine wertvolle Zeit in die Unterhaltung der
Yacht zu stecken (schließlich wollen wir ja unterwegs nicht zum
"Hausmeister" unserer Yacht werden), dann ist heute
Kunststoff komkurrenzlos. Alle Probleme sind bekannt und
schwimmende Segelyachten aus GFK mit dreißig Jahren auf dem
Buckel beweisen: "Kunststoff" ist unverwüstlich. Am besten sind
Kunststoffyachten aus den großen Serien. Denn solche Werften
haben aus zahlreichen Fehlern gelernt und sind bestrebt, Yachten
zu bauen, die hernach keinen Ärger machen. Die Qualität von
solchen Werften erkennt man an der langen Garantiezeit. Ist eine
Werft schon 20 Jahre auf dem Markt und gibt fünf Jahre Garantie
auf den Rumpf, dann sind die sich ihrer Sache sicher.
Ja,
und die Osmose, die uns manchmal die frühen
Kunststoffyachten vermiest hat? Tatsächlich haben die Blasen
auch an Luxusyachten, abscheulich ausgesehen, aber gefährlich
(im Sinne von Leckbildung) waren sie nicht. Und heilbar waren sie
außerdem, auch wenn der Aufwand hierzu teuer und langwierig war.
Heute haben es die Werften meist im Griff, wie sie den Gelcot
mischen, damit keine Wasserdämpfe ans Laminat können - siehe
oben die Empfehlung für Werften mit langer Garantie.
Ja,
dann ist da noch die Sache mit dem Riff: Doch, Stahl hat sicher
die besten Überlebenschancen bei einer Strandung. Meistens
spielen sich solche Unglücke aber so ab, daß Brecher die Yacht
so zurichten, daß sowohl Stahl als auch Alu als auch Kunststoff
zerschlagen werden, oder die Sache verläuft so glimpflich, daß
alle Materialien die Schläge bis zur schnellen Bergung
wegstecken.
Mein
Resümee: Nachdem ich mir Alu aus einer Spitzenwerft nicht
leisten kann (und ich auch nicht mehr malen mag), wähle ich eine
Kunststoffyacht aus großer Serie.
Rumpf
und generelles Layout
Die Zeit für Langkieler trotz
ihrer unbestreitbaren Vorteile für das Fahrtensegeln ist vorbei.
Mit einem gemäßigten Kurzkieler ergeben sich auch bei kleiner
Mannschaft gute Geschwindigkeiten bei Ozeanpassagen. Das Schiff
muß so groß sein, daß der gewohnte Komfort gewichtsmäßig
untergebracht werden kann, ohne daß die Yacht zu tief schwimmt.
Die Tanks müssen für eine weitgehende Unabhängigkeit
ausreichen. Das Schiff muß von kleiner Mannschaft noch gut
beherrscht werden können. Daraus ergibt sich eine Gesamtlänge
um die 45 Fuß.
Der Tiefgang ist unkritisch.
Das Argument "mit geringem Tiefgang stehen die letzten
Winkel am Ankerplatz offen" zieht nicht. Denn Bobby Schenk
hat auf seinen Weltreisen keine Plätze besucht, bei denen ein
Tiefgang von rund zwei Meter hinderlich gewesen sind. Ein
deutlicher Tiefgang dagegen verbessert die Segeleigenschaften bei
gleichem Gewicht (bessere Hebelwirkung). Die Yacht hat weniger
Krängung, was psychologisch ein höheres Sicherheitsgefühl
verursacht.
Kielschwerter sind abzulehnen, weil der Mechanismus
erfahrungsgemäß niemals hunterprozentig störungsfrei arbeitet.
Dies gilt umsomehr, als die Langfahrtyacht so konzipiert ist,
daß selbst eine jahrlange Liegezeit im Wasser (ohne
Slipmöglichkeit) keine Nachteile einbringen soll. Unvermeidbare
Muschelablagerungen (Kalk) aber können den Mechanismus für
Kielschwerter nachhaltig stören.
Die Inneneinrichtung soll dem
Eignerpaar reichlich Wohnraum lassen, doch auch ermöglichen,
daß gelegentlich Freunde oder auch wenige zahlende Gäste auf
Etappen mitgenommen werden können.
Stauräume
Wegen der für den Wohnkomfort
absolut notwendigen Wasserdichtigkeit sollten manche Stauräume
vollständig abgeschottet gegenüber dem Wohnraum sein. Für die
Stauräume für Gas und Benzin (Außenborder, Benzinpumpe) muß
eine eigene Belüftungs- und Lenzeinrichtung vorgesehen sein.
Besegelung/Rigg
Der Grund für Mehrmaster war
früher bei "schwacher" Mannschaft mangels geeigneter
Winschen die "Untersetzung" der Segelfläche. Heute
besteht hierfür keine Notwendigkeit mehr, sodaß wegen der
geringeren Kosten, des leichteren Gewichts und der
Unkompliziertheit nur noch eine Sloop-Takelung in Frage kommt.
Die heutigen Roll-Anlagen sind so zuverlässig, daß hiergegen
keine Bedenken mehr bestehen. An einem(!) Vorstag werden zwei
Genuas gesegelt, damit diese Vorsegel auch als Passatsegel
genutzt werden können. Vorgesehen sind zwei am Mast gefahrene
Passatbäume, die auch von kleiner Mannschaft leicht gesetzt
werden können. Mit Hilfe der Rollanlage kann die Segelfläche
leicht den herrschenden Windverhältnissen auch bei achterlichen
Wind angepaßt werden.
Ein Spinnaker kann von zwei
Mann Besatzung nicht sicher gefahren werden, außerdem kann eine
Windsteueranlage keinen "normalgroßen" Spinnaker
segeln.
Wichtig ist ein
"eingebauter Bullenstander". Auf den langen Strecken
unter Selbststeueranlage ist eine Kontrolle des Großbaums unter
allen Bedingungen ein Gebot der Sicherheit. Gesegelt wird nur(!)
bei gleichzeitigem Einsatz einer Bullentalje.
Steueranlage
Eine Langfahrtyacht ist ohne Selbststeueranlage nicht vorstellbar. Diese darf nicht
elektrisch sein, weil der Strombedarf von der einstündigen
Laufzeit der Hauptmaschine bei weitem nicht gedeckt werden kann.
Ein bekanntes deutsches Weltumseglerpaar, nämlich Ernst-Jügen
und Elga Koch hatte sich auf ihrer 15-Meteryacht für eine
elektrische Anlage entschieden und hierfür(!) einen Generator
eingebaut. Dieser mußte täglich bis zu sieben(!) Stunden
laufen, um den Strombedarf für den Steuerautomaten
sicherzustellen. Vernünftigerweise kann die automatische
Selbststeuerung somit nur über eine Windfahnensteuerung
erfolgen.
Problematisch ist ab einer
bestimmten Schiffsgröße (ab 40 Fuß) und Radsteuerung die
Kraftübertragung auf das Ruder von der Windsteueranlage, denn
wegen des Kraftverlustes ist zusätzliche Reibung unbedingt zu
vermeiden. Deshalb müßte das Rad oder die Pinne möglichst vom
Ruder völlig getrennt werden, wenn das Schiff unter
Selbststeuerung läuft. Dies bedürfte eines erheblichen
(störanfälligen) Zusatzaufwandes. Aber es gibt eine
Ideallösung: Eine Selbststeuerung, die ein eigenes Ruder hat,
das die Steuerung der Yacht übernimmt. Damit schlagen wir eine
zweite Fliege auf einen Streich. Denn so steht uns im Falle der
äußerst gefürchteten Ruderhavarie ein vollwertiges Ersatzruder
zur Verfügung. Das zweite Ruder (der Selbststeueranlage) steuert
und die Hauptruderanlage dient bei festgestelltem Rad
Trimmzwecken. Der Stromverbrauch bei dieser Anlage ist Null.
Deshalb kann die Radsteuerung
mit Kabel, Draht oder Hydraulik erfolgen. Daß das Rad
festgestellt werden kann, versteht sich heute von selbst.
Als Windsteueranlage drängt
sich heute die Windpilot Pacific Plus II auf.
Diese Anlage verfügt über ein
eigenes Ruder, das im Falle einer Havarie des Hauptruders die
Steuerung der Yacht übernehmen kann - doppelte Sicherheit.
Windpilot Pacific plus II kann
so montiert werden, daß sie leicht mit ein paar Handgriffen bei
längeren Liegezeiten abmontiert werden kann und so die
Badeleiter freigibt. Eine Staumöglichkeit ist für die
Selbststeueranlage hierfür in den Backskisten vorgesehen.
Ankergeschirr
Beim Konzept für die
Ankeranlage ist zu berücksichtigen, daß der Einsatz des (der)
Anker auf Langfahrt die Regel sein wird.
Eine elektrische Ankerwinde mit 10 Millimeter Kette (mindestens 70
Meter) ist ein Muß. Es ist eine Geld- und Vertrauensfrage, ob
die Kette aus Nirosta ist:
Sogenannte Nirosta-Ketten sind erheblich teurer als die üblichen
feuervezinkten Eisenketten. Dafür bieten sie einige Vorteile,
die nachdenklich machen, ob sich nicht doch auf lange Sicht
gesehen, die (hoffentlich einmalige) Anschaffung einer
Nirostakette auszahlt. Ihre Haupttrümpfe sind Geschmeidigkeit
und Stärke. Sie verstaut sich viel leichter "von
selbst", bildet also nicht die gefürchteten Haufen, die bei
mancher Eisenkette den Ankerkasten schnell zu niedrig werden und
das Ankerspill ins Stocken geraten läßt.
Dies bedeutet schon beim Layout
der Yacht einen erheblichen Vorteil: Man kann einen flacheren
Winkel vom Spill zum Kettenkasten in Kauf nehmen, das heißt, der
Kettenkasten muß sich nicht so weit vorne im Schiff befinden.
Damit kann das sehr schädliche Gewicht der Ankerkette weiter
mittschiffs untergebracht werden.
Noch ein Vorteil der
Nirostakette: Zwar selten, aber einmal muß eine Neuverzinkung
der üblichen Kette vorgenommen werden. Wer schon erlebt hat, wie
man auch in größeren Städten vergeblich mit dem Taxi und 70
Meter rostiger Kette im Kofferraum nach einer Möglichkeit für
eine Feuerverzinkung gesucht wird, wäre froh, wenn er darauf
verzichten könnte. Die meist als Ersatz angebotene
Elektroverzinkung taugt nichts und ist keine Mark wert. Noch
einen Vorteil hat eine Nirostakette: Sie ist bei gleichem
Glieddurchmesser etwas stärker als eine Eisenkette, sodaß auch
hier vielleicht (man überlege es sich gut, deshalb einen
geringeren Duchmesser zu wählen!) etwas Gewicht eingespart
werden könnte.
Jetzt das Aber: Es gibt auf dem
Markt soviel Materialien, die sich "Nirosta" nennen,
daß ich bei Nirosta-Ketten unbekannter (oder fernöstlicher)
Herkunft die Finger davon lasse. Ich habe selber eine defekte
"Niro-Kette" gesehen, die sich im Pazifik bei einem
Ankermanöver in drei Teile zerlegt hat. Materialermüdung,
Kristallisation schlechten Niro-Materials dürfte die Ursache
für diesen unglaublichen Vorfall gewesen sein. Das sollte
Warnung und Veranlassung sein, nur Edelstahlketten mit einem
Prüfzertifikat zu kaufen. Die Firma WASI liefert V4A-Ketten und
Edelstahl-Bügelanker mit Zulassung durch den Germanischen
Lloyds.
Als Hauptanker wird am Bug (fertig zum Ankern) der
deutsche Bügelanker aus Nirosta?) gefahren. Als zweiter Anker
eignet sich hervorragend ein Danforth-Anker, der an einer Trosse
gefahren wird. Dies deshalb, weil der Zweitanker fast immer mit
dem Beiboot ausgefahren wird. Mit Kette oder auch nur mit mit
Vorlauf wäre dies nicht möglich.
Nachdem bei einer
Langfahrtyacht Ankermanöver die Regel sind, muß die Ankeranlage
mit einer Waschanlage
für Kette und Anker
vorgesehen sein. Schon aus dem Grund, daß der Dreck vom Ankern
nicht ins Schiff (Kettenkasten) gebracht wird. Man denke immer
daran, daß zwischen steilaufragenden Riffen mit viel Wind, das
Ankermanöver aus Sicherheitsgründen zügig vor sich zu gehen
hat und sicher keine Zeit bleibt, mit der wirkungslosen Pütz
rumzulaufen. Für die Waschanlage eignet sich nicht(!) die
Seewasserpumpe der Hauptmaschine, denn deren Förderleitung ist
viel zu gering. Auf einer Yacht in der Größenordnung ab 44 Fuß
mit kleiner Mannschaft finden Ankermanöver praktisch nie ohne
Maschine statt, sodaß der Einbau einer elektrischen Wasserpumpe
zu diesem Zweck keine Energieprobleme aufwirft.
Deckslayout
Hierbei ist (leider) weniger
auf die Optik zu achten, sondern auf die Zweckmäßigkeit. Würde
man spaßeshalber einen Konstruktionswettbewerb ausschreiben, bei
dem es gilt, ein Schiff zu entwerfen, das möglichst naß segelt,
so würde ohne Zweifel das wunderschöne Flushdeck als Sieger
hervorgehen. Nein, ein sinnvolles Deckslayout hat sich auch
danach zu richten, wie die für eine Langfahrt notwendigen
Ausrüstungsgegenstände untergebracht werden können.
Hier ist zum Beispiel ein
Sorgenkind das Beiboot. Es ist einer der wichtigsten
Ausrüstungsgegenstände auf einer Langfahrtyacht. Nur ein
leistungsfähiges und schnelles Beiboot gewährleistet, daß
nicht aus Bequemlichkeiztsgründen unsichere Ankerplätze
angelaufen werden. Deshalb kann ein leistungsfähiges Beiboot
(Kunststoff oder Aluminium mit Außenborder) leicht und schnell
an Bord genommen oder auch zu Wasser gebracht werden. Stauraum
für ein Feststoffbeiboot an Deck ist vorgesehen. Davits scheiden
wegen der Windsteueranlage aus.
Nachdem an manchen
Ankerplätzen ein Feststoffbeiboot für eine kleine Mannschaft zu
schwer ist, um es über die scharfen Korallen zu ziehen,
empfiehlt sich als zweites(!) Beiboot ein Banana-Boot. Dies auch
deshalb, weil immer damit zu rechnen ist, daß mal das Beiboot
"verloren" geht, gelegentlich bei Einheimischen
(Fischern) Begehrlichkeit geweckt wird. An entlegenen Plätzen
kein Beiboot zu haben ist ein Alptraum, man fühlt sich als
Fallschirmspringer ohne Fallschirm. Das preiswerte Banana-Boot ist ein erstklassiges Beiboot, ein
ideales Zweit-Dhingy. Wenn man wissen möchte, zu was sonst noch das tüchtige Banana-Boot - in sportlichen Händen - gut ist, sollte man bei Paul Lenz mal nachschauen!)
Die meisten Langfahrtyachten
segeln in den Passatregionen, jedenfalls in warmen Gegenden. Dort
spielt sich fast das ganze Leben am Deck, im Cockpit ab. Der Wohnkomfort außen ist deshalb von großer
Wichtigkeit.
In den Tropen muß für
ausreichenden Regen-und
Sonnenschutz gesorgt
sein. Zur Grundausrüstung einer Langfahrtyacht gehört somit ein
leicht aufriggbares Sonnensegel über dem Cockpit, ein Bimini
für unterwegs, ein "Ghoast", um die Frischluft über
die (riesige) Vorluke ins Schiffsinnere zu führen. Alle Luken
müssen grundsätzlich nach vorne zu öffnen sein. Im offenen
Zustand müssen sie regendicht konstruiert sein.
Für unterwegs ist ein Klappverdeck ein Muß, das das Cockpit vor
überkommenden Wasser und Wind von vorne schützt. Nur ein
Klappverdeck macht es möglich, daß die Hauptluke ständig
geöffnet bleiben kann. Ebenso ist ein Bimini-Verdeck als
Sonnenschutz für unterwegs vorgesehen. Am Ankerplatz kann ein Sonnensegel über dem Cockpit leicht und schnell
aufgeriggt werden.
Maschinenanlage
Dieser kommt zentrale Bedeutung
zu. Deshalb wird eine populäre Maschine gewählt, die weltweit
seit vielen Jahrzehnten auch in Arbeitsbooten eingesetzt wird.
Ein Turbolader ist auf einer Yacht fehl am Platz, weil in
Meereshöhe kein Mangel an Sauerstoff herrscht, das
Leistungsgewicht keine primäre Rolle spielt und ein weiteres
störanfälliges Teil vermieden wird.
Die Zuverlässigkeit der
Maschine unter rauhen Bedingungen hängt in erster Linie von der Tankanlage ab (Dreck, Luft!). Der sicherste
Betrieb erfolgt deshalb über einen Tagestank,
der aus Sicherheitsgründen mit einer Handpumpe zu füllen ist.
Über ein Schauglas und eine Ablaßtasse besteht die beste
Kontrolle der Spritqualität. Zwei Spezial-Fein-Filter sind nach
nach dem Tagestank im Fallstrom parallel mit Y-Weichen eingebaut,
damit im Notfall schnell von einem auf den anderen Filter
umgeschaltet werden kann. Die Stopfbuchse
muß zu Wartungszwecken leicht erreichbar und mit einer
Fern-Fettpresse versehen sein. Eine Wellenbremse
ist deshalb vorzusehen, weil die Wellenanlage der
verschleißfreudigste Teil der ganzen Maschinenanlage ist und
deshalb nur mit der laufenden Maschine zu betreiben ist.
Der unproblematischste Antrieb
erfolgt über einen starren dreiflügeligen Propeller. So können keine Störungen durch
Muschablagerungen eintreten, gegenüber Verstellpropeller
empfindlich sind.
Die Maschine muß von allen
Seiten zugänglich sein, für eine großzügige Beleuchtung für
Wartungszwecke ist zu sorgen.
Die Maschine betreibt nur zwei Stromaggregate: Alternator und Dynawatt. Deshalb hält
sich die Massenbelastung in Grenzen. Starre Kupplungen zu
Kühlkompressoren etc werden vermieden.
Elektrische
Anlage
12-Volt-Anlage, alles andere
hat noch jeder bereut.
Damit die Hauptmaschine nur
eine Stunde pro Tag laufen muß, ist ein großer
"Stromspeicher" nötig, also ca 480 AH. Wartungsarme Gel-Batterien müssen eingesetzt werden. Aus
Sicherheitsgründen wird eine zusätzliche Starterbatterie (108
AH) verwendet.
Der Mindestquerschnitt(!) aller
Leitungen an Bord beträgt 2.5 Quadratmillimeter. Im Haushalt
bewährte Sicherungsautomaten sichern die zahlreichen Stromkreise ab. Zahlreiche 12-Volt-Steckdosen
stellen sicher, daß nachträglich eingebrachte Verbraucher ohne
Mickey-Maus-Anschlüsse betrieben werden.
Es gibt eine Möglichkeit, zu 220-Volt-Wechselstrom (Haushaltsstrom) zu kommen, ohne einen
lärmenden Generator einzubauen. Sie heißt DYNAWATT, kostet rund 5000.- DM. Dieser
Stromerzeuger wird wie eine Lichtmaschine (er sieht auch so aus)
an die Hauptmaschine angebaut und erzeugt immer dann, wenn die
Hauptmaschine läuft, sinusförmigen 220-Volt-Wechselstrom, der
von ähnlich hoher Qualität ist, wie unser Haushaltsstrom, der
sich also auch für alle elektronischen Geräte eignet. Wenn also
jemand nicht auf eine gelegentliche Benutzung der Mikrowelle oder
ähnliches verzichten will, dann ist das für ihn die Lösung,
zumal das gesamte zusätzliche Gewicht nur ungefähr 20 Kilogramm
beträgt.
Aber es sind noch andere
Vorteile denkbar: Ein Problem beim Anbau von Zusatzagreggaten an
die Hauptmaschine ist die Belastung mit zusätzlichen
(Schwung-)Massen. Wenn an der Hauptmaschine vielleicht zwei
Lichtmaschinen, ein Kompressor für die Tiefkühlanlage und
vielleicht noch eine Zusatzpumpe werkelt, dann ist das des Guten,
vor allem für die Lagerung der Maschine, zuviel. Mit dem
DYNAWATT kann man sich den an die Hauptmaschine angeflanschten
Kompressor für die Tiefkühlanlage, auch die zweite
Lichtmaschine ersparen, indem man den Kompressor nahe an der
Tiefkühlanlage (was ohnehin ökonomischer ist) mit Hilfe eines
preiswerten Elektromotors betreibt, der wiederum von DYNAWATT
gespeist wird. Ebenso kann ein Batterieladegerät betrieben
werden, das seinerseits zum Beispiel die Starterbatterie auf Trab
hält und so fort.
Der unschätzbare Vorteil von
"Haushaltsstrom" an Bord einer Yacht besteht unter
anderem darin, daß wir alle üblichen Haushaltsgeräte betreiben
können und nicht auf teures Yachtzubehör angewiesen sind. Man
vergleiche mal die Preise für Mikrowelle, Haarföhn,
Bügeleisen, Lötkolben, Nähmaschine, Munddusche, Powertools in
der Metro mit denen in einem Yachtzubehörgeschäft für
12-Volt-Geräte (wenn es die in 12 Volt überhaupt gibt)! Was
nicht heißt, daß man das ganze Gelumpe benötigt. Aber wenn man
es für wenige Mark in der Metro nachgeschmissen bekommt, sieht
die Sache schon anders aus.
Sogenannte Powertools, also
Bohrmaschine, Schwingschleifer, Lötkolben, Schneidbrenner,
können also jederzeit eingesetzt werden, vorausgesetzt, die
Maschine läuft. Dynawatt ist keineswegs eine neue Erfindung, das
System ist tausendfach zum Beispiel in Rettungsfahrzeugen,
Feuerwehrautos, Fahrzeuge für den Katastropheneinsatz oder für
Übertragungswagen des Fernsehens getestet. Aber Achtung beim
Einbau: Der Dynawatt sieht zwar wie eine gewöhnliche
Lichmaschine aus, er benötigt aber von der Hauptmaschine dreimal
soviel Kraft, nämlich bis zu 6 KW. Das bedeutet, daß die
Kraftübertragung und die Montage besonders sorgfältig
auszulegen ist, wobei am Wechselstrom-Generator Drehzahlen,
abhängig von der Maschinendrehzahl, von 3500 bis 7000
Umdrehungen pro Minute erreicht werden müssen. Dies erfolgt in
der Regel durch eine Riemenscheibenübersetzung von vier zu eins.
Noch ein Wort der Warnung:
DYNAWATT kann zwar bis zu 4000 Watt abgeben (DYNAWATT 5000 bis zu
5000 Watt, das würde sogar für eine 12000-Btu-Klimaanlage für
den Salon reichen), doch können damit nicht unbedingt
Wechselstrommotoren mit 20 Ampere Strom betrieben werden. Denn
Wechselstrommotoren benötigen meist den dreifachen bis
achtfachen Anlaufstrom. Es gibt hier zwar eine Vorrichtung namens
Softstart, die weitgehend mit diesem Problem fertig wird, doch
sollte man diesen Umstand bei der Planung in Rechnung ziehen.
(Auskünfte und Einbausätze für Yachten: M.Becker, Bentstraße
6, 7016 70839 Gerlingen, Telefon 07156 28202)
Dynawatt wird also nicht die
eigentlichen - ewigen - Stromprobleme lösen, doch ermöglicht er
mindestens während der unvermeidlichen täglichen Laufzeit der
Maschine den von zu Hause gewöhnten Wohnkomfort. Solange
während der übrigen 23 Stunden am Tag der Stromspeicher in Form
der Batterie die elektrische Versorgung übernimmt, ist auf
äußerste Sparsamkeit der Verbraucher zu achten. Als Lampen
werden deshalb bevorzugt 12-Volt-Leuchtstoffröhren eingesetzt.
Jeder Langfahrtsegler hat die
Erfahrung gemacht, daß er ständig nicht nur Wasser-und
Spritverbrauch "im Auge" behält, sondern daß der
Stromverbrauch eine ganz entscheidende Komponente für den
Lebenskomfort an Bord einer Yacht darstellt. Stromverbrauch
"im Auge" behalten geht nur(!) über einen Gleichstromzähler, einem Meßinstrument im Wohnbereich,
das fortlaufend die Entladung im Milliampere- bis zum
Ampere-Bereich anzeigt und mitzählt. Automatischer Umschaltung
der Anzeigebereiche.
Kühlschrank
- Gefrieranlage
Ist heute bei weitem kein Luxus
mehr, aber in den Tropen auf einer Yacht schwierig zu
realisieren. Die üblichen Yacht-Kühlschränke sind für den
Bordgebrauch völlig untauglich. Es kommen nur (nicht billige)
Spezialanlagen von Adler Barbour, Grunert oder German Freezer in
den Tropen in Frage, um ein komfortables Leben führen zu
können. Übliche Yachtkühlschränke ("besonders sparsamer
Stromverbrauch") benötigen bis zu drei Ampere pro Stunde,
also bis zu 70 Amperestunden - über den ganzen Tag verteilt! Es
gibt kaum Battereien, die das täglich schaffen. Spezielle
Kühlanlagen mit sogenannten Holding Tanks schaffen die nötige Kälte in einer Stunde am Tag
heran, müssen also nur während der täglichen Maschinenstunde
betrieben werden. Der Kühlkompressor wird nicht an die Maschine
angeflanscht, um die Belastung der Maschinenelager durch diese
zusätzliche Masse zu vermeiden. Ebenso werden störanfällige
Zuleitungen zum Kühlkompressor an der Hauptmaschine eliminiert.
Sattdessen wird der Kühlkompressor mittels Elektromotor
(gespeist vom Dynawatt) betrieben.
Herd
wird heute mit Gas betrieben. Gas gibt es heute an den abgelegendsten
Stellen (was nicht heißt, daß auch immer die Anschlüsse
übereinstimmen!). Durch die lange Erfahrung beim Einbau von
Gasanlagen ist sichergestellt, daß die dem Gas eigene Gefahr
praktisch auf Null reduziert ist. Dies gilt selbstverständlich
nur dann, wenn die Gasinstallation von fachkundigen Leuten
vorgenommen wird. Man sollte aber im Kopf behalten, daß Gas eine
lebensgefährliche Sache ist, die unterwegs, wenn vielleicht
Ersatzteile fehlen, keine Improvisation verträgt. Es hat eine
Reihe von tödlichen Unfällen mit genau dem Gas gegeben, das wir
an Bord verwenden. Es ist schwerer wie Luft. Bei einem Wohnwagen
entweicht das Gas auf die Straße, wo es sich verdünnt, während
es sich - naturgemäß - auf einer Yacht in der Bilge sammeln
kann, bis es dann in Gegenwart eines Funkens (aus irgendeinem
elektrischen Gerät) seine enorme Explosionskraft entwickelt.
Der gelegentliche Einsatz eines
Mikrowellenofens ist heute kein Luxus mehr, besonders
wenn eine Tiefkühlanlage an Bord ist und Gefriergut schnell
aufgetaut wird. Der elektrische Betrieb mit Haushaltsstrom kann
über den Dynawatt an der Hauptmaschine erfolgen. Die
einstündige Laufzeit wird dann eben so gelegt, daß sie in die
Betriebszeit der Mikrowelle fällt.
Süßwasserversorgung
Eine zentrale Druckwasseranlage
versorgt die Wasserhähne und Brausen in Pantry und Toiletten.
Zusätzlich(!) sind zur Strom- und Wasserersparnis unterwegs
Fußpumpen (Whale) eingebaut. Diese sind auch unersetzlich bei
Ausfall der Druckwasseranlage. Heiße Dusche ist in den Tropen fast unverzichtbar. Denn nur
mit warmen Wasser kann die Haut von Schweiß gründlich gereinigt
werden. Die Heißwassererzeugung erfolgt über einen
Wärmetauscher an der Hauptmaschine. Er belastet die Maschine
nicht mechanisch, weil er nur in das Wassersversorgungssystem der
Maschine eingeschleift wird, also mit dieser nur über eine
felxible Schlauchverbindung Kontakt hat. Man könnte auch, mit
Dynawatt, an eine elektrische Heißwasserbereitung denken, zumal
die sicher erheblich preiswerter ist als die Wärmetauscher aus
Edelmetall.
Daß in der Nähe der
Badeleiter eine Süßwasserdusche plaziert werden muß, weiß
wohl jeder, der ein paar Tage an Bord einer Yacht in heißen
Gewässern gelebt hat. Es gibt nichts unangenehmeres, als
Salzwasser im Schiffsinneren, welches mit Badehose, Handtücher
etc "nach unten" eingeschleppt worden ist.
Ein Watermaker könnte wegen des hohen Stromverbrauchs
ebenfalls nur über einen Generator betrieben werden, kommt also
bei diesem Energiekonzept bestimmt nicht in Frage. Darüber
hinaus sind diese Anlagen außerordentlich störanfällig,
besonders dann, wenn sie nicht regelmäßig benutzt werden, was
beispielsweise in einem schmutzigen Hafen der Fall ist.
Stattdessen gibt es eine
kostenlose Alternative: Regenwasser, das in
"himmlischer" Qualität aufgefangen wird. Voraussetzung
ist eine entprechend große Fläche. Auf der Langfahrtyacht
eignet sich hierzu das Deck, von wo aus das Regenwasser nach dem
Abwaschen von Salz und Staub über Schlauch/Schieberegler direkt
in den Süßwassertank geleitet wird. Freilich ist eine große
Tankkapazität Voraussetzung für eine Trinkwasserversorgung auf
langen Schlägen oder an entlegenen Ankerplätzen.
Die für die Tropen
unentbehrlichen Sonnensegel sollten von vorneherein so
konstruiert sein, daß sie sich zum Wasserauffangen mit wenigen
Handgriffen vorbereiten lassen. Aber nochmals, weil es so häufig
unbeachtet bleibt: Der Süßwasserertrag hängt ausschließlich
von der Fläche ab, mit der das Wasser gesammelt wird.
Innenkomfort
Kardanischer
(feststellbarer) Tisch mit abnehmbarer Reling ist kein Luxus. Vor 50 Jahren
gehörte so ein Tisch zur Standardausrüstung auf vielen Yachten,
heute sparen sich die Werften die zusätzlichen Kosten. Denn auf
den Prospekten macht sich eine große Tischplatte ja sooo schön,
vermittelt den Eindruck des gesellschaftlichen Mittelpunktes im
Hafen. Der Vorteil eines kardanischen Tisches liegt nicht nur
darin, daß man an einem richtig gedeckten Tisch "in
Ruhe" essen kann, sondern, daß es auf dem Schiff unterwegs
mindestens einen Platz gibt, der waagrecht ist, von dem nichts
runterfällt. Der Autor hat jahrelange (beste) Erfahrungen mit
kardanischen Tischen, auch bei 34 Fuß Schiffslänge, gesammelt,
darunter auf einem Schlag von 56 Tagen und auf einer anderen
Yacht beit einem Schlag von 72 Tagen.
Kojen mit Segeltuchschutz gegen
Herausfallen. Keine Doppelkojen, die auf der Bootsausstellung so
kuschelig aussehen. In Wirklichkeit wissen die Designer (manche
sind ja auch Segler) sehr genau, daß eine Doppelkoje von zwei
unterwegs im Seegang kaum zum Schlafen zu benutzen ist. Aber der
Designer weiß mit dem breiten Platz da nichts anderes
anzufangen. Wassertankanlage besteht wegen der
Unabhängigkeit aus möglichst großen Tanks aus Nirosta.
Zwei Toiletten, auf Backbord und Steuerbord je eine,
sind ein Muß. Fäkalientank (heute schon wegen der zukünftig zu
befürchtenden Restriktionen ein Muß) wahlweise als solcher
benutzbar.
Navigationsausrüstung
Kartentisch mit Kartenbeleuchtung in
"Seekartengröße" mit Unterbringungsmöglichkeit für
ca 500 Seekarten. Zugunsten der Größe des Kartentischs sollte
man keine Kompromisse eingehen, weil auf Langfahrtyachten nur in
Küstennähe, also kurzfristig, in der Karte navigiert wird. Das
heißt, die Größe des Kartentisches ist nicht so wichtig, daß
dafür Opfer bei der übrigen Inneneinrichtung gebracht werden
müssen.
Radar (Furuno) auf einem Radarmast, gerade
über Stehhöhe an Deck, ist, neben Augen und Hirn, das
wichtigste Navigationsinstrument. Ein einfaches Echolot ist zum
Ankern ein unentbehrliche Hilfe.
Mehrere GPS fallen heute nicht mehr ins Gewicht. Das billigste
(200.- DM) tut es.(Merke: Ein GPS ist wie ein Meterstab, alle
sind gleich genau!)
Eine UKW-Antenne auf dem Mast
macht aus jedem (billigen) UKW-Handy einen weitreichenden Sender.
Das isolierte Achterstag ist
auf See die beste Sendeantenne. Man mache sich auf einem
Kunststoffschiff ja keine Gedanken um "die Erde". Der
Minuspol der Batterie reicht völlig (da spielt Elektrolyse keine
Rolle).
Beim Bau der Yacht muß schon
eine Sende-Antennen-Kabelverbindung von Achterstag zur Navigation
geplant werden, dann brauchen wir den autoradiogroßen
Kurzwellensender (und Empfänger) nur mehr anschließen. Zum
Beispiel: Kurzwellenanlage: Typ Kennwood 50 (sende-und
empfangsseitig durchstimmbar von 150 KHz bis 30 MHz mit
automatischer fernbedienbarer Matchbox). Die Matchbox ist unter
Deck beim Achterstag eingebaut.
Niemand glaubt doch wohl im
Ernst, daß abseits der Schiffahrtslinien die
"vorgeschriebenen" Lichter gefahren werden (können).
Aber für ein weit sichtbares Strobelight
im Mast reichen auch schwache Batterien.
Der Steuerkompaß stellt heute kein Problem mehr dar. Alle
Marken-Kompasse eignen sich hierzu. Irgendwelche Kompromisse beim
Einbau des Steuerkompasses brauchen nicht eingegangen werden,
weil auf einer Langfahrtyacht nur noch selten nach Kompaß
gesteuert wird. Schließlich sucht sich die Yacht meist unter
Selbststeueranlage ihren Kurs.
Werkzeug-Grundausstattung
Werkzeug kann
nicht zu viel an Bord sein. Ganz besonders wichtig:
- Festmontierter
Schraubstock
- Wantenschneider Felko
- Stahlsäge
- Motorpumpe für den
Notfall
- Beiboot mit Außenborder
- Überbrückungskabel
- Heißschneider
- Digital-Meßinstrument
- Überbrückungskabel
Sonstige
Grundausstattung,
an die man
vielleicht nicht denkt:
- "Panama-Leinen"
- einlaminierter Tresor,
groß genug für eine Handfeuerwaffe
- Zollschrank - groß genug
für ein Gewehr
- tragbare Benzinpumpe, die
einzige Chance gegen Wassereinbruch bei Leck!
- Ersatzteile für Toiletten
und Pumpen
- Ersatzdichtungen für
Hauptmaschine und jede Menge Filtereinsätze
Das
Wichtigste
Bei der Planung einer
Langfahrtyacht für kleine Besatzung verliere man nie aus den
Augen, daß die Yacht uns nur dann die von uns gesuchte Freiheit
gibt, wenn sie den Lebensraum für uns schafft, den wir
persönlich brauchen. Wenn sie diesen Ansprüchen auf
wochenlangen Reisen über die Weltmeere oder monatelang auf
einsamen (paradiesischen) Ankerplätzen nicht genügt, dann kann
sie sehr schnell zu einem Gefängnis werden. Zu Hause beim
Träumen sagt es sich sehr leicht: Aber das brauchen wir doch
alles nicht! Aber: Auch draußen auf den Ankerplätzen holt uns -
trotz aller Romantik - die Realität schnell ein. Dadurch, daß
wir ein paar Ozeane überquert haben, ändert sich unsere
Persönlichkeit mit all ihren Ansprüchen nicht.
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