Rückblick auf Bobby Schenk's Blauwasserseminare

"europaweit ohne Beispiel!"

Eine kleine Erfolgsgeschichte ist auf der Hanseboot 2010 zu Ende gegangen. Zum siebten und nunmehr letzten Mal hat Bobby Schenk sein alljährliches Blauwasserseminar abgehalten. Beim ersten Mal war es noch als "einmalige" Veranstaltung für – aus Platzgründen – 150 Teilnehmer angekündigt worden, ging man bei den Organisatoren doch davon aus, dass sicher nicht genügend Interessenten für ein solches Angebot  vorhanden seien. Um es kurz zu machen, aus dem einen geplanten Seminar wurden sieben zu je 150 Teilnehmern. Wobei das große Interesse an dieser Veranstaltung auch auf die attraktive Preisgestaltung zurückzuführen sein dürfte: 100 Euro (für Begleitung 70 Euro) ist für ein Zwei-Tages-Seminar ziemlich einmalig, wobei hinzukommt, dass in diesem Betrag auch die Eintrittskarte für die Messe, die Verpflegung in Natura oder als Essensbon, sowie eine Mappe nebst Schreibzeug und eventuell Unterlagen eingeschlossen war

Dass diese Veranstaltung solchen Anklang fand, ist nicht zuletzt der Hanseboot und deren freundlichen Mitarbeitern zu verdanken, die großzügig Raum, Essen und Technik zur Verfügung gestellt hat. Das alles ist auf den damaligen Projektleiter Martin Grewe zurückzuführen, was zu erwähnen notwendig ist, weil hinter dem Firmennamen ja Menschen mit Ideen und Weitsicht stehen.

Vor allem aber beruht dieser Erfolg auf dem Einsatz der  zahlreichen Referenten, deren Verdienst es war, immer ein interessantes Programm zu bieten, basierend auf Sachkunde und vor allem eigener, gelegentlich schmerzlicher praktischer Erfahrung. Es gab Segler, die an sämtlichen Seminaren teilgenommen haben und die nach eigenem Bekunden über die Jahre hinweg wertvolle Erkenntnisse für den Selbstausbau ihres Schiffes und ihre zukünftige Weltumsegelung gewonnen haben.

Auch für das diesjährige Bobby Schenk's Blauwasserseminar wurden neben dem Wettergott Dr.Meeno Schrader und dem Windsteuer-Anlagen-Produzenten Peter Förthmann nur Weltumsegler als Fachleute ausgewählt, die über ihre "normale" Weltumsegelung hinaus mindestens Spezialwissen und -Erfahrung präsentieren konnten. Nur solche sind glaubhafte Lehrer und Experten in Sachen "Blauwassersegeln"!

Da waren zum Beispiel Annette und Sven von der Raroia (siehe auch hier). Sie waren schon ganz was Besonderes, hatten Sie doch die Antwort auf die beliebteste aller Fragen an Weltumsegler gefunden: Wie man nämlich mit (heute) 150 Euro pro Monat über die Runden kommt. Ihr Schiff, das kleine Eisenschiff mit Elektroantrieb, gebaut für die Küstengewässer der DDR, hatten sie für umgerechnet 3000 Euro erworben. Nach ihrer mehrjährigen Weltumsegelung gründeten sie eine Familie und kehrten in ihre Berufe zurück. So, als ob nichts gewesen wäre. Beispielhaft, wenn ich an das Gejammere der vielen Möchtegernaussteiger denke, die niemals losfahren, weil das Geschäft, die Gesundheit, die Familie, die Ehefrau, das Geld...  - ich kanns schon gar nicht mehr hören. Ein Zuhörer, der mich gefragt hatte, wie man billig um die Welt kommt, wurde aufmerksam bei Anettes Ratschlag für die Knapp-bei-Kasse-Segler (englisch: Low-Budget-Segler), doch nach einem Kochbuch aus der DDR (mit "Sättigungsbeilage" und so) zu kochen, flüsterte mir dann aber zu: "So möcht ich auch nicht leben!" O.K.,  auch das ist ein Erfolg des Seminars, wenn jemand einsieht, dass es für ihn besser ist, weiter zu träumen als loszusegeln.

Ein weiterer Erfolg: Es waren aber auch Zuhörer da, die noch vor einiger Zeit geklagt hatten, dass ihre Frauen partout nicht segeln wollten, und die jetzt in Begleitung eben dieser Frauen das Seminar besuchten. Stolz berichtete einer von ihnen,  dass seine Frau im letzten Segelurlaub nach Ratschlägen auf dieser Homepage  mehr als  20 Anlegemanöver alleine gefahren habe. Auf dem Seminar gehörte sie zu den aufmerksamsten Zuhörern.

Bei nahezu allen Referenten spürte man die über die Jahre hinweg  nicht nachlassende Begeisterung, das Schöne einer Langfahrt, das Beglückende des Lebens auf dem Schiff, rüberzubringen. Doch es gab auch Referenten, die darum baten, sie zu entbinden. Unsere  Freunde von der Harlekin, Ingrid und Norbert (siehe auch hier), gehören dazu. Sie hatten das interessanteste Thema, wie wir meinten, aber gerade das gefiel ihnen auf Dauer nicht. Ihr Referat lautete: "Wir reparieren uns um die Welt.". Darin berichteten Ingrid und der handwerklich so sehr begabte Norbert, wie sie sozusagen von Reparatur zu Reparatur segelten - "Weltumsegeln heißt, sein Schiff auf den schönsten Ankerplätzen der Welt zu reparieren" - was halt nun mal die Realität bei unseren Schiffen ist.  Aber sie befürchteten: "Wenn wir ständig dieses Referat halten, können wir unser Schiff doch nie verkaufen." Es gab trotzdem ein Happy End: Sie haben es an nette, verständige Eigner verkauft, die offensichtlich mit den Arbeiten Norberts am Schiff ganz und zufrieden sind.

Manfred Jabbusch stellte auch dieses Jahr wohl die seglerisch anspruchsvollste Leistung vor. Nachdem er eine "normale" Weltumsegelung (siehe auch hier) beendet hatte, konnte er seine Hallberg-Rassy schnell  verkaufen. Allerdings wollte der Käufer das Schiff gern bei sich zu Hause haben. Da es sich bei diesem um den einzigen ernsthaften Kaufinteressenten handelte, mußte Manfred diesem Wunsch nachkommen. Kleines Problem hierbei: Das Schiff lag in der Karibik, und der Käufer lebte in Australien. So blieb Manfred nichts anderes übrig, als seine 35-Fuß-Yacht - eigentlich zur Unzeit - durch die brüllenden Vierziger zu prügeln. Mit Schaudern wird sich jeder Seminarteilnehmer an die Orginal-(Ton-)Aufnahmen des fast 70-jährigen Manfreds aus dem Mast, wo er die Postionslampe sichern wollte, erinnern, denn man spürte: Hier ging es um Leben oder Tod. Der Trans-Ocean-Preis, die höchste deutsche Segelauszeichnung, war der Lohn der Angst.

Von Gefahren ganz anderer Art berichtete Svenja und Marc, die mit ihrer Yagoona (siehe auch hier), einer  Bavaria 37, um die Welt gesegelt waren. Marc und Svenja machten die bis dahin nicht gehörte exakte Rechnung auf, wie hoch das Piraten- und damit das Todes-Risiko ist, wenn man vom  Indischen Ozean durchs Rote Meer "nach Hause" segelt. Svenjas Resumee:“Nie wieder!" Die Reaktionen zahlreicher Seminarteilnehmer ließen keinen Zweifel daran, dass  sie in ihren Reiseplänen umdachten und wahrscheinlich die Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung, den viel längeren, aber sichereren Weg, bevorzugen werden.

Offensichtlich beeindruckend waren auch die Filmeinspielungen, so die Gegenüberstellung jeweils auf der halben Leinwandfläche von Mono und Katamaran auf hoher See – wohlgemerkt jeweils bei 30 Knoten und achterlicher See. Was die zukünftigen Weltumsegler an unvergleichlicher landschaftlicher Schönheit erwartet, zeigte ein kurzer Film Bobby Schenks von einem Flug über die schönsten Inseln der Welt, nämlich die Gesellschaftsinseln. 

Ein Programm der ganz anderen Art ließ bei vielen Zuhörern (wehmütig werden) die Sehnsucht aufkeimen: Alexandra, Sohn Finn und Skipper Peter leiteten Ihren Vortrag mit selbst komponierten und gesungenen Liedern ein, die die Stimmung während ihrer Weltumsegelung auf einem 25 Jahre alten Warrham-Katamaran (sicher nicht jedermanns Sache - siehe auch hier) gefühlvoll wiedergaben. Ein kurzer Ausschnitt aus ihrem ungewöhnlichen Weltumseglerbuch "Wellenzeit", vorgetragen von der Schauspielerin Alexandra, zeigte mit viel Humor, wie klein und mickrig die Anfänge eines Weltumseglertraums sein können - als sie nämlich, noch im Süßwasser, ihren Skipper  versenkte. Aber dann unvergesslich das Lied über die märchenhaften Marquesas Inseln (französisch Polynesien), das sicher den einen oder anderen Teilnehmer, in seinem Entschluss bestärkte, auf Langfahrt zu gehen. Wenn es da so romantisch zugeht...

Ja, fast möcht´ man wehmütig werden. Aber der Beamer ist abgestöpselt, die Mikrofone sind ausgeschaltet. Nach sieben erfolgreichen Jahren ist Bobby Schenk's Blauwasserseminar zu Ende , denn wenn es am schönsten ist, dann.... Doch die Erinnerungen daran werden sicher von so manchem Teilnehmer um die Welt getragen. Und das war letztlich der Sinn des Ganzen. 

Und - es wäre nicht das erste Mal, dass ein Rücktritt...

Anmerkung: Viele der auf dem Seminar eingespielten Film-Szenen, u.a. Rundflug über die Gesellschaftsinseln und Tamure-Tanz entstammen der 60-Minuten-DVD von Bobby Schenk "Südseeträume" (mit der SARITA durch Französisch Polynesien). Diese kann für 25 Euro (Porto inklusive) über mail@bobbyschenk.de bezogen werden. Ideales Weihnachtsgeschenk!

  

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